Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. München bey angezündeten Facklen diese Krufftbesuchet; die Todte Cörper mit Weyrauch be- räuchert/ und nach Lesung etlicher Gebetlein sie also anredet: Heilige Vätter und Brüder/ heute ist Christus nach zerrissenen Banden des Tods/ auferstanden. Deme hierauf die Mit- Anwesende antworten: Christus der HErr/ ist warhafftig erstanden. Zwar die andern Re- ligionen wollen den München diß Wunder nicht gestehen/ sondern/ weilen nicht zu laugnen/ daß die Sache in Warheit also sich verhalte/ lieber des Orts besonderer Eigenschafft/ oder/ wie theils exprimiren/ dem Spiritui lapidifico, der in dieser Höle sey/ es beymessen. Worauf aber die Griechen zu bedencken geben: Wann dem also seyn solle/ so würden entweder alle Cörper ver- wesen/ wie dem grössern Theil widerfahren: O- der aber/ alle/ unverweset geblieben seyn/ welches jedoch nicht ist; dann unter so vielen/ nur etliche zu sehen/ die unverweslich da liegen. Joh. Her- binus. Kyov. Subterr. 23. Jn der Jnsul Tercera, der Kron chen
Von der Natur. München bey angezündeten Facklen dieſe Krufftbeſuchet; die Todte Cörper mit Weyrauch be- räuchert/ und nach Leſung etlicher Gebetlein ſie alſo anredet: Heilige Vätter und Brüder/ heute iſt Chriſtus nach zerriſſenen Banden des Tods/ auferſtanden. Deme hierauf die Mit- Anweſende antworten: Chriſtus der HErꝛ/ iſt warhafftig erſtanden. Zwar die andern Re- ligionen wollen den München diß Wunder nicht geſtehen/ ſondern/ weilen nicht zu laugnen/ daß die Sache in Warheit alſo ſich verhalte/ lieber des Orts beſonderer Eigenſchafft/ oder/ wie theils exprimiren/ dem Spiritui lapidifico, der in dieſer Höle ſey/ es beymeſſen. Worauf aber die Griechen zu bedencken geben: Wann dem alſo ſeyn ſolle/ ſo würden entweder alle Cörper ver- weſen/ wie dem gröſſern Theil widerfahren: O- der aber/ alle/ unverweſet geblieben ſeyn/ welches jedoch nicht iſt; dann unter ſo vielen/ nur etliche zu ſehen/ die unverweslich da liegen. Joh. Her- binus. Kyov. Subterr. 23. Jn der Jnſul Tercera, der Kron chen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0659" n="525"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/> München bey angezündeten Facklen dieſe Krufft<lb/> beſuchet; die Todte Cörper mit Weyrauch be-<lb/> räuchert/ und nach Leſung etlicher Gebetlein ſie<lb/> alſo anredet: Heilige Vätter und Brüder/<lb/> heute iſt Chriſtus nach zerriſſenen Banden des<lb/> Tods/ auferſtanden. Deme hierauf die Mit-<lb/> Anweſende antworten: Chriſtus der HErꝛ/<lb/> iſt warhafftig erſtanden. Zwar die andern Re-<lb/> ligionen wollen den München diß Wunder nicht<lb/> geſtehen/ ſondern/ weilen nicht zu laugnen/ daß<lb/> die Sache in Warheit alſo ſich verhalte/ lieber<lb/> des Orts beſonderer Eigenſchafft/ oder/ wie<lb/> theils <hi rendition="#aq">exprimir</hi>en/ dem <hi rendition="#aq">Spiritui lapidifico,</hi> der in<lb/> dieſer Höle ſey/ es beymeſſen. Worauf aber die<lb/> Griechen zu bedencken geben: Wann dem alſo<lb/> ſeyn ſolle/ ſo würden entweder alle Cörper ver-<lb/> weſen/ wie dem gröſſern Theil widerfahren: O-<lb/> der aber/ alle/ unverweſet geblieben ſeyn/ welches<lb/> jedoch nicht iſt; dann unter ſo vielen/ nur etliche<lb/> zu ſehen/ die unverweslich da liegen. <hi rendition="#aq">Joh. Her-<lb/> binus. Kyov. Subterr.</hi></p><lb/> <p>23. Jn der Jnſul <hi rendition="#aq">Tercera,</hi> der Kron<lb/> Portugal zuſtändig/ giebt es alſo ſcharff und ſub-<lb/> tile Winde/ daß ſie auch mit der Zeit Eiſen und<lb/> Steine zermalmen/ und verzehren; geſtalten<lb/> die Erfahrung bezeuget/ daß eine eiſerne Stange<lb/> Arms dück/ innerhalb ſechs biß ſieben Jahren<lb/> ſo dünne als ein Stroh-Halm geworden. So<lb/> müſſen zu den Gibeln der Häuſer/ Steine aus<lb/> dem Grund des Meeres geholet werden/ an wel-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [525/0659]
Von der Natur.
München bey angezündeten Facklen dieſe Krufft
beſuchet; die Todte Cörper mit Weyrauch be-
räuchert/ und nach Leſung etlicher Gebetlein ſie
alſo anredet: Heilige Vätter und Brüder/
heute iſt Chriſtus nach zerriſſenen Banden des
Tods/ auferſtanden. Deme hierauf die Mit-
Anweſende antworten: Chriſtus der HErꝛ/
iſt warhafftig erſtanden. Zwar die andern Re-
ligionen wollen den München diß Wunder nicht
geſtehen/ ſondern/ weilen nicht zu laugnen/ daß
die Sache in Warheit alſo ſich verhalte/ lieber
des Orts beſonderer Eigenſchafft/ oder/ wie
theils exprimiren/ dem Spiritui lapidifico, der in
dieſer Höle ſey/ es beymeſſen. Worauf aber die
Griechen zu bedencken geben: Wann dem alſo
ſeyn ſolle/ ſo würden entweder alle Cörper ver-
weſen/ wie dem gröſſern Theil widerfahren: O-
der aber/ alle/ unverweſet geblieben ſeyn/ welches
jedoch nicht iſt; dann unter ſo vielen/ nur etliche
zu ſehen/ die unverweslich da liegen. Joh. Her-
binus. Kyov. Subterr.
23. Jn der Jnſul Tercera, der Kron
Portugal zuſtändig/ giebt es alſo ſcharff und ſub-
tile Winde/ daß ſie auch mit der Zeit Eiſen und
Steine zermalmen/ und verzehren; geſtalten
die Erfahrung bezeuget/ daß eine eiſerne Stange
Arms dück/ innerhalb ſechs biß ſieben Jahren
ſo dünne als ein Stroh-Halm geworden. So
müſſen zu den Gibeln der Häuſer/ Steine aus
dem Grund des Meeres geholet werden/ an wel-
chen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/659 |
Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/659>, abgerufen am 16.07.2024. |