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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
gung einer ziemlichen weiten Reise hinwiderum
allda anlangten.

29. Jn der wol-bekandten Jnsul Can-
dia,
dreyssig Welsche/ oder sechs Teutsche Mei-
len von der Haupt-Stadt Candia, findet man
annoch merckwürdige Anzeigungen von dem
weyland welt-berühmten Jrrgarten/ den der
Kunst-reiche Dedalus erbauet/ unter der Erden
zusehen. Davon schreibet der hiervorn ge-
nandte Johann Sommer/ der solche besichtiget/
folgenden Jnnhalts: Als wir an das Ort/ wo
der Jrr-Garten/ gelangten/ verschaffte unser
Führer und Weg-weiser/ daß wir durch ein Seil
hinunter in die Grube/ da der Eingang ist/ fahren
konten; er selbsten folgte auch hinach/ gab jedem
ein brennend Liecht in die Hand/ sich aber band er
eben das Seil/ durch welches wir waren in die
Grube hinunter gelassen/ um den Leib/ machte
dessen End an einem eisern Hacken vest/ und nam
etliche Stücker angezündeter Wasch-Liechter in
die Hände; uns aber/ befahl er/ daß einer vor/
der ander hinnach das Seil ergreiffen/ und ihme
folgen solten; und also führete er uns sehr tieff in
die Erde hinunter/ biß wir kamen an einen Ort/
allwo viel schöner Alabaster/ und Marmor-
Seulen stunden/ wie auch: Viel Kammern/
mit Thon/ und andern Materialien/ dergestalt
wunderbar unterschieden/ und erbauet/ daß es
nicht wol mag beschrieben werden. Die Kam-
mern hatten keine Thüren/ und doch kamen wir

hin-
J i iij

Von der Natur.
gung einer ziemlichen weiten Reiſe hinwiderum
allda anlangten.

29. Jn der wol-bekandten Jnſul Can-
dia,
dreyſſig Welſche/ oder ſechs Teutſche Mei-
len von der Haupt-Stadt Candia, findet man
annoch merckwürdige Anzeigungen von dem
weyland welt-berühmten Jrꝛgarten/ den der
Kunſt-reiche Dedalus erbauet/ unter der Erden
zuſehen. Davon ſchreibet der hiervorn ge-
nandte Johann Sommer/ der ſolche beſichtiget/
folgenden Jnnhalts: Als wir an das Ort/ wo
der Jrꝛ-Garten/ gelangten/ verſchaffte unſer
Führer und Weg-weiſer/ daß wir durch ein Seil
hinunter in die Grube/ da der Eingang iſt/ fahren
konten; er ſelbſten folgte auch hinach/ gab jedem
ein brennend Liecht in die Hand/ ſich aber band er
eben das Seil/ durch welches wir waren in die
Grube hinunter gelaſſen/ um den Leib/ machte
deſſen End an einem eiſern Hacken veſt/ und nam
etliche Stücker angezündeter Waſch-Liechter in
die Hände; uns aber/ befahl er/ daß einer vor/
der ander hinnach das Seil ergreiffen/ und ihme
folgen ſolten; und alſo führete er uns ſehr tieff in
die Erde hinunter/ biß wir kamen an einen Ort/
allwo viel ſchöner Alabaſter/ und Marmor-
Seulen ſtunden/ wie auch: Viel Kammern/
mit Thon/ und andern Materialien/ dergeſtalt
wunderbar unterſchieden/ und erbauet/ daß es
nicht wol mag beſchrieben werden. Die Kam-
mern hatten keine Thüren/ und doch kamen wir

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[501/0629] Von der Natur. gung einer ziemlichen weiten Reiſe hinwiderum allda anlangten. 29. Jn der wol-bekandten Jnſul Can- dia, dreyſſig Welſche/ oder ſechs Teutſche Mei- len von der Haupt-Stadt Candia, findet man annoch merckwürdige Anzeigungen von dem weyland welt-berühmten Jrꝛgarten/ den der Kunſt-reiche Dedalus erbauet/ unter der Erden zuſehen. Davon ſchreibet der hiervorn ge- nandte Johann Sommer/ der ſolche beſichtiget/ folgenden Jnnhalts: Als wir an das Ort/ wo der Jrꝛ-Garten/ gelangten/ verſchaffte unſer Führer und Weg-weiſer/ daß wir durch ein Seil hinunter in die Grube/ da der Eingang iſt/ fahren konten; er ſelbſten folgte auch hinach/ gab jedem ein brennend Liecht in die Hand/ ſich aber band er eben das Seil/ durch welches wir waren in die Grube hinunter gelaſſen/ um den Leib/ machte deſſen End an einem eiſern Hacken veſt/ und nam etliche Stücker angezündeter Waſch-Liechter in die Hände; uns aber/ befahl er/ daß einer vor/ der ander hinnach das Seil ergreiffen/ und ihme folgen ſolten; und alſo führete er uns ſehr tieff in die Erde hinunter/ biß wir kamen an einen Ort/ allwo viel ſchöner Alabaſter/ und Marmor- Seulen ſtunden/ wie auch: Viel Kammern/ mit Thon/ und andern Materialien/ dergeſtalt wunderbar unterſchieden/ und erbauet/ daß es nicht wol mag beſchrieben werden. Die Kam- mern hatten keine Thüren/ und doch kamen wir hin- J i iij

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/629>, abgerufen am 22.11.2024.