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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das andere Buch.
dann wol bestäubt/ und gantz weis/ gleichsam
wäre er in einer Mühle gewesen.Zeilerus.

19. Jn der Gravschafft Stollberg/ un-
terhalb des Dorffs Questen-Burg/ gegen dem
alten Berg-Schloß über/ kompt man an eine
zwar groß und geraume/ doch nicht sonders tieff
unterwarts in den Felsen sich ziehende Höle/ die
ist aber offen/ so daß es Liecht-helle darinnen ist.
Sie wird in gemein Eis-Loch genandt. Jn
Sommers-Zeit/ je heisser die Sonne scheinet/ je
härter gefrieret es darinnen/ (da doch diese Höle
recht gegen Suden offen stehet/) dazu es auch un-
ter Zeiten schneyet; man kan im Julio und Au-
gusto darinnen mit Schnee-Ballen sich lustig
herummer werffen. Da hingegen/ je härter
und schärffer im Winter es gefrieret/ je heisser
ist es in dieser Höle/ so daß es auch gleichsam ein
Schwaden oder warmen Dampff giebt/ wie in
einer Bad-Stuben.Idem.

20. Unfern davon/ an einem Berge/ ist
noch eine Höle/ in einem Felsen unterwerts ge-
hend/ so daß man hinunter klettern mus/ zu ei-
nem natürlich-hohen/ und weit eingefangenen
Gewölbe/ voll Wassers wie ein Teich/ doch gantz
still/ und unergründlich. Das Gewölb aber
der Höle ist über und über/ von einer Art Tropff-
Stein/ kraus wie Wolle/ besetzet.Idem.

21. Jm Bistum Halberstadt bey Grü-
ningen/ hat es ein sehr tieffes felsigtes Loch/ wie
ein ausgemaurter Brunnen. Wann ein Stein

hin-

Das andere Buch.
dann wol beſtäubt/ und gantz weis/ gleichſam
wäre er in einer Mühle geweſen.Zeilerus.

19. Jn der Gravſchafft Stollberg/ un-
terhalb des Dorffs Queſten-Burg/ gegen dem
alten Berg-Schloß über/ kompt man an eine
zwar groß und geraume/ doch nicht ſonders tieff
unterwarts in den Felſen ſich ziehende Höle/ die
iſt aber offen/ ſo daß es Liecht-helle darinnen iſt.
Sie wird in gemein Eis-Loch genandt. Jn
Sommers-Zeit/ je heiſſer die Sonne ſcheinet/ je
härter gefrieret es darinnen/ (da doch dieſe Höle
recht gegen Suden offen ſtehet/) dazu es auch un-
ter Zeiten ſchneyet; man kan im Julio und Au-
guſto darinnen mit Schnee-Ballen ſich luſtig
herummer werffen. Da hingegen/ je härter
und ſchärffer im Winter es gefrieret/ je heiſſer
iſt es in dieſer Höle/ ſo daß es auch gleichſam ein
Schwaden oder warmen Dampff giebt/ wie in
einer Bad-Stuben.Idem.

20. Unfern davon/ an einem Berge/ iſt
noch eine Höle/ in einem Felſen unterwerts ge-
hend/ ſo daß man hinunter klettern mus/ zu ei-
nem natürlich-hohen/ und weit eingefangenen
Gewölbe/ voll Waſſers wie ein Teich/ doch gantz
ſtill/ und unergründlich. Das Gewölb aber
der Höle iſt über und über/ von einer Art Tropff-
Stein/ kraus wie Wolle/ beſetzet.Idem.

21. Jm Biſtum Halberſtadt bey Grü-
ningen/ hat es ein ſehr tieffes felſigtes Loch/ wie
ein ausgemaurter Brunnen. Wann ein Stein

hin-
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[492/0620] Das andere Buch. dann wol beſtäubt/ und gantz weis/ gleichſam wäre er in einer Mühle geweſen.Zeilerus. 19. Jn der Gravſchafft Stollberg/ un- terhalb des Dorffs Queſten-Burg/ gegen dem alten Berg-Schloß über/ kompt man an eine zwar groß und geraume/ doch nicht ſonders tieff unterwarts in den Felſen ſich ziehende Höle/ die iſt aber offen/ ſo daß es Liecht-helle darinnen iſt. Sie wird in gemein Eis-Loch genandt. Jn Sommers-Zeit/ je heiſſer die Sonne ſcheinet/ je härter gefrieret es darinnen/ (da doch dieſe Höle recht gegen Suden offen ſtehet/) dazu es auch un- ter Zeiten ſchneyet; man kan im Julio und Au- guſto darinnen mit Schnee-Ballen ſich luſtig herummer werffen. Da hingegen/ je härter und ſchärffer im Winter es gefrieret/ je heiſſer iſt es in dieſer Höle/ ſo daß es auch gleichſam ein Schwaden oder warmen Dampff giebt/ wie in einer Bad-Stuben.Idem. 20. Unfern davon/ an einem Berge/ iſt noch eine Höle/ in einem Felſen unterwerts ge- hend/ ſo daß man hinunter klettern mus/ zu ei- nem natürlich-hohen/ und weit eingefangenen Gewölbe/ voll Waſſers wie ein Teich/ doch gantz ſtill/ und unergründlich. Das Gewölb aber der Höle iſt über und über/ von einer Art Tropff- Stein/ kraus wie Wolle/ beſetzet.Idem. 21. Jm Biſtum Halberſtadt bey Grü- ningen/ hat es ein ſehr tieffes felſigtes Loch/ wie ein ausgemaurter Brunnen. Wann ein Stein hin-

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/620>, abgerufen am 22.11.2024.