Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Das andere Buch.
wollen einige darfür halten/ daß es diese zu Ha-
meln verlorne Kinder gewesen sind/ die einen so
weiten Wege über 200. Meilen unter der Er-
den/ dahin sind geführet worden.Kirche-
rus.

8. Jn der Gegend der Stadt Basel in
Schweitz/ bey denen ruderen der uhr-alten Stadt
Augusta oder Augst/ siehet unter andern vielen
Dingen man auch eine Höle/ in dieselbe gieng im
Jahr 1520. ein Burger aus jetzt-genandter
Stadt/ ein schlechter einfältiger Mensch/ des
Hand-Wercks ein Schneider. Er kam weiter
einwerts/ weder einiger vor ihne noch jemals
kommen war. Erstmal gelangte er zu einer Ei-
sern-Thür; und fürters durch dieselbe von einem
Gewölb ins andere. Zu letzt kam er in einen
schönen Garten/ in dessen Mitte/ ein wol-erbau-
ter Pallast stunde. Allda/ begegnete ihme/ eine/
biß auf halben Leib sehr schöne Jungfrau/ mit
einer güldenen Kron auf dem Haupt/ und zu
Feld geschlagenen Haaren; unter dem Nabel
aber/ war sie eine abscheuliche Schlange. Die-
se Jungfrau führete ihn bey der Hand zu einer
andern eisern Thür/ dabey zween grosse schwartze
Hunde waren/ welche auf dero bedrohen still lagen.
Sie/ die Jungfrau nam hierauf einen Bund
Schlüssel vom Hals/ öffnete damit eine Kisten/
aus welcher sie allerhand güldene/ silberne und
küpfferne Müntzen herfür langete/ und sie ihm
schenckete/ welche er auch mit sich heraus ge-

bracht/

Das andere Buch.
wollen einige darfür halten/ daß es dieſe zu Ha-
meln verlorne Kinder geweſen ſind/ die einen ſo
weiten Wege über 200. Meilen unter der Er-
den/ dahin ſind geführet worden.Kirche-
rus.

8. Jn der Gegend der Stadt Baſel in
Schweitz/ bey denen ruderen der uhr-alten Stadt
Auguſta oder Augſt/ ſiehet unter andern vielen
Dingen man auch eine Höle/ in dieſelbe gieng im
Jahr 1520. ein Burger aus jetzt-genandter
Stadt/ ein ſchlechter einfältiger Menſch/ des
Hand-Wercks ein Schneider. Er kam weiter
einwerts/ weder einiger vor ihne noch jemals
kommen war. Erſtmal gelangte er zu einer Ei-
ſern-Thür; und fürters durch dieſelbe von einem
Gewölb ins andere. Zu letzt kam er in einen
ſchönen Garten/ in deſſen Mitte/ ein wol-erbau-
ter Pallaſt ſtunde. Allda/ begegnete ihme/ eine/
biß auf halben Leib ſehr ſchöne Jungfrau/ mit
einer güldenen Kron auf dem Haupt/ und zu
Feld geſchlagenen Haaren; unter dem Nabel
aber/ war ſie eine abſcheuliche Schlange. Die-
ſe Jungfrau führete ihn bey der Hand zu einer
andern eiſern Thür/ dabey zween groſſe ſchwartze
Hunde waren/ welche auf dero bedrohẽ ſtill lagen.
Sie/ die Jungfrau nam hierauf einen Bund
Schlüſſel vom Hals/ öffnete damit eine Kiſten/
aus welcher ſie allerhand güldene/ ſilberne und
küpfferne Müntzen herfür langete/ und ſie ihm
ſchenckete/ welche er auch mit ſich heraus ge-

bracht/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0612" n="484"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Buch.</hi></fw><lb/>
wollen einige darfür halten/ daß es die&#x017F;e zu Ha-<lb/>
meln verlorne Kinder gewe&#x017F;en &#x017F;ind/ die einen &#x017F;o<lb/>
weiten Wege über 200. Meilen unter der Er-<lb/>
den/ dahin &#x017F;ind geführet worden.<hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Kirche-<lb/>
rus.</hi></hi></p><lb/>
            <p>8. Jn der Gegend der Stadt Ba&#x017F;el in<lb/>
Schweitz/ bey denen <hi rendition="#aq">ruder</hi>en der uhr-alten Stadt<lb/><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;ta</hi> oder Aug&#x017F;t/ &#x017F;iehet unter andern vielen<lb/>
Dingen man auch eine Höle/ in die&#x017F;elbe gieng im<lb/>
Jahr 1520. ein Burger aus jetzt-genandter<lb/>
Stadt/ ein &#x017F;chlechter einfältiger Men&#x017F;ch/ des<lb/>
Hand-Wercks ein Schneider. Er kam weiter<lb/>
einwerts/ weder einiger vor ihne noch jemals<lb/>
kommen war. Er&#x017F;tmal gelangte er zu einer Ei-<lb/>
&#x017F;ern-Thür; und fürters durch die&#x017F;elbe von einem<lb/>
Gewölb ins andere. Zu letzt kam er in einen<lb/>
&#x017F;chönen Garten/ in de&#x017F;&#x017F;en Mitte/ ein wol-erbau-<lb/>
ter Palla&#x017F;t &#x017F;tunde. Allda/ begegnete ihme/ eine/<lb/>
biß auf halben Leib &#x017F;ehr &#x017F;chöne Jungfrau/ mit<lb/>
einer güldenen Kron auf dem Haupt/ und zu<lb/>
Feld ge&#x017F;chlagenen Haaren; unter dem Nabel<lb/>
aber/ war &#x017F;ie eine ab&#x017F;cheuliche Schlange. Die-<lb/>
&#x017F;e Jungfrau führete ihn bey der Hand zu einer<lb/>
andern ei&#x017F;ern Thür/ dabey zween gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chwartze<lb/>
Hunde waren/ welche auf dero bedrohe&#x0303; &#x017F;till lagen.<lb/>
Sie/ die Jungfrau nam hierauf einen Bund<lb/>
Schlü&#x017F;&#x017F;el vom Hals/ öffnete damit eine Ki&#x017F;ten/<lb/>
aus welcher &#x017F;ie allerhand güldene/ &#x017F;ilberne und<lb/>
küpfferne Müntzen herfür langete/ und &#x017F;ie ihm<lb/>
&#x017F;chenckete/ welche er auch mit &#x017F;ich heraus ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bracht/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[484/0612] Das andere Buch. wollen einige darfür halten/ daß es dieſe zu Ha- meln verlorne Kinder geweſen ſind/ die einen ſo weiten Wege über 200. Meilen unter der Er- den/ dahin ſind geführet worden.Kirche- rus. 8. Jn der Gegend der Stadt Baſel in Schweitz/ bey denen ruderen der uhr-alten Stadt Auguſta oder Augſt/ ſiehet unter andern vielen Dingen man auch eine Höle/ in dieſelbe gieng im Jahr 1520. ein Burger aus jetzt-genandter Stadt/ ein ſchlechter einfältiger Menſch/ des Hand-Wercks ein Schneider. Er kam weiter einwerts/ weder einiger vor ihne noch jemals kommen war. Erſtmal gelangte er zu einer Ei- ſern-Thür; und fürters durch dieſelbe von einem Gewölb ins andere. Zu letzt kam er in einen ſchönen Garten/ in deſſen Mitte/ ein wol-erbau- ter Pallaſt ſtunde. Allda/ begegnete ihme/ eine/ biß auf halben Leib ſehr ſchöne Jungfrau/ mit einer güldenen Kron auf dem Haupt/ und zu Feld geſchlagenen Haaren; unter dem Nabel aber/ war ſie eine abſcheuliche Schlange. Die- ſe Jungfrau führete ihn bey der Hand zu einer andern eiſern Thür/ dabey zween groſſe ſchwartze Hunde waren/ welche auf dero bedrohẽ ſtill lagen. Sie/ die Jungfrau nam hierauf einen Bund Schlüſſel vom Hals/ öffnete damit eine Kiſten/ aus welcher ſie allerhand güldene/ ſilberne und küpfferne Müntzen herfür langete/ und ſie ihm ſchenckete/ welche er auch mit ſich heraus ge- bracht/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/612
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/612>, abgerufen am 16.07.2024.