Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das andere Buch. giebt es keine Bäume; der Boden ist sumpffigt/mit langem Gras/ vielerhand Kräutern/ und Wurtzeln bewachsen/ und voller Moos. Es hat auch zu Oberst eine schöne Brunn-Quelle/ so gar schmacksam im Trincken/ aber sehr kalt ist. Wann ein Rohr abgeschossen wird/ giebt es einen schlechten Knall/ und keinen Wider-hall. Ein D. Med. berichtet/ daß er auf diesem Berge aus einem Brunnen trincken wollen/ aber wegen un- erleidentlicher Kälte nicht thun können. Diß habe ihn verursachet/ den Arm etwas tieff unter den Felsen/ da die Quelle hervor kam/ hinunter zu stossen/ um nähere Beschaffenheit dieser Kälte sich zu erkundigen; da sey ihm etwas in die Hand gerollet/ welches/ als er darnach gesehen/ fein Silber gewesen/ in Körnern die mehristen als Erbsen. Diß habe er etlichmal wiederholet/ und allzeit Silber gefunden; endlich aber die strenge Kälte ferner nicht erdulden können/ dann ihme der Arm fast unempfindlich geworden/ dahero nachlassen müssen. Dieses gekörnten fein-Sil- bers war über eine Untz. Ob es aber aus diesem auf dem Gipffel des Bergs befindlichen Brun- nen/ oder aus einem andern zwischen Wegs/ bekommen worden/ ist nicht mehr eingedenck. 2. Unter denen hohen Gebürgen Teutsch- und
Das andere Buch. giebt es keine Bäume; der Boden iſt ſumpffigt/mit langem Gras/ vielerhand Kräutern/ und Wurtzeln bewachſen/ und voller Moos. Es hat auch zu Oberſt eine ſchöne Brunn-Quelle/ ſo gar ſchmackſam im Trincken/ aber ſehr kalt iſt. Wann ein Rohr abgeſchoſſen wird/ giebt es einen ſchlechten Knall/ und keinen Wider-hall. Ein D. Med. berichtet/ daß er auf dieſem Berge aus einem Brunnen trincken wollen/ aber wegen un- erleidentlicher Kälte nicht thun können. Diß habe ihn verurſachet/ den Arm etwas tieff unter den Felſen/ da die Quelle hervor kam/ hinunter zu ſtoſſen/ um nähere Beſchaffenheit dieſer Kälte ſich zu erkundigen; da ſey ihm etwas in die Hand gerollet/ welches/ als er darnach geſehen/ fein Silber geweſen/ in Körnern die mehriſten als Erbſen. Diß habe er etlichmal wiederholet/ und allzeit Silber gefunden; endlich aber die ſtrenge Kälte ferner nicht erdulden können/ dann ihme der Arm faſt unempfindlich geworden/ dahero nachlaſſen müſſen. Dieſes gekörnten fein-Sil- bers war über eine Untz. Ob es aber aus dieſem auf dem Gipffel des Bergs befindlichen Brun- nen/ oder aus einem andern zwiſchen Wegs/ bekommen worden/ iſt nicht mehr eingedenck. 2. Unter denen hohen Gebürgen Teutſch- und
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Das andere Buch.
giebt es keine Bäume; der Boden iſt ſumpffigt/
mit langem Gras/ vielerhand Kräutern/ und
Wurtzeln bewachſen/ und voller Moos. Es
hat auch zu Oberſt eine ſchöne Brunn-Quelle/
ſo gar ſchmackſam im Trincken/ aber ſehr kalt iſt.
Wann ein Rohr abgeſchoſſen wird/ giebt es einen
ſchlechten Knall/ und keinen Wider-hall. Ein
D. Med. berichtet/ daß er auf dieſem Berge aus
einem Brunnen trincken wollen/ aber wegen un-
erleidentlicher Kälte nicht thun können. Diß
habe ihn verurſachet/ den Arm etwas tieff unter
den Felſen/ da die Quelle hervor kam/ hinunter
zu ſtoſſen/ um nähere Beſchaffenheit dieſer Kälte
ſich zu erkundigen; da ſey ihm etwas in die Hand
gerollet/ welches/ als er darnach geſehen/ fein
Silber geweſen/ in Körnern die mehriſten als
Erbſen. Diß habe er etlichmal wiederholet/ und
allzeit Silber gefunden; endlich aber die ſtrenge
Kälte ferner nicht erdulden können/ dann ihme
der Arm faſt unempfindlich geworden/ dahero
nachlaſſen müſſen. Dieſes gekörnten fein-Sil-
bers war über eine Untz. Ob es aber aus dieſem
auf dem Gipffel des Bergs befindlichen Brun-
nen/ oder aus einem andern zwiſchen Wegs/
bekommen worden/ iſt nicht mehr eingedenck.
2. Unter denen hohen Gebürgen Teutſch-
landes/ hat auch das/ zwiſchen Schleſien und
Böhmen gelegene/ ſo genandte Riſen-Gebürge/
zu Latein/ Sudetes, ſeine Stelle. Nicht allein
wegen deſſen Höhe/ und vielerhand andern daran
und
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