den, und stehen noch jetzt, wie vor zwey tausend Jahren, mit dem ganzen Zauber des Alterthums. Das Haus des Mecän verfällt, wie die Häuser des Flakkus und Katullus; man zieht keine Musen mehr aus ihrem Schutt hervor: aber die Gegend hat noch tausend Reitzungen ohne sie. Man hat in Paris keinen Alba¬ ner See, kein Subiaco, kein Terni in der Nähe. Der Gelehrte gehe nach Paris; der Künstler wird zur Voll¬ endung immer noch nach Rom gehen, wenn er gleich für sein Fach auch hier an der Seine jetzt zehnmal mehr findet als vorher. Sobald die Franzosen Raphaele und Bonarotti haben werden, sind sie die Koryphäen der Kunst, und man wird zu ihnen wallfahrten, wie ins Vatikan.
Füger und David scheinen mir indessen jetzt die einzigen grossen Figurenmaler zu seyn. Die Italiäner haben, so viel ich weiss, keinen Mann, den sie diesen beyden an die Seite stellen können. Dafür haben die andern keinen Canova. Ein grosser Verlust für die Kunst ist Drouais Tod, und es giebt nicht gemeine Kritiker, die seinen Marius allen Arbeiten seines Lehrers vorziehen.
Den zweyten Tag trennte sich der Weg, und ohne weitern Unterricht schlug ich die Strasse rechts ein, war aber diessmal nicht dem besten Genius ge¬ folgt. Sie war sehr öde und unfruchtbar, die Dörfer waren dünn und mager, und es ward nicht eher wie¬ der konfortabel, bis die Strassen bey Chalons wieder zusammen fielen. Ich verlor dadurch einen grossen Strich von Champagne, und die schönen Rephühner¬ augen in Epernay, auf die ich mich schon beym Estest in Montefiaskone gefreut hatte. Das liebe Gut, das
den, und stehen noch jetzt, wie vor zwey tausend Jahren, mit dem ganzen Zauber des Alterthums. Das Haus des Mecän verfällt, wie die Häuser des Flakkus und Katullus; man zieht keine Musen mehr aus ihrem Schutt hervor: aber die Gegend hat noch tausend Reitzungen ohne sie. Man hat in Paris keinen Alba¬ ner See, kein Subiaco, kein Terni in der Nähe. Der Gelehrte gehe nach Paris; der Künstler wird zur Voll¬ endung immer noch nach Rom gehen, wenn er gleich für sein Fach auch hier an der Seine jetzt zehnmal mehr findet als vorher. Sobald die Franzosen Raphaele und Bonarotti haben werden, sind sie die Koryphäen der Kunst, und man wird zu ihnen wallfahrten, wie ins Vatikan.
Füger und David scheinen mir indessen jetzt die einzigen groſsen Figurenmaler zu seyn. Die Italiäner haben, so viel ich weiſs, keinen Mann, den sie diesen beyden an die Seite stellen können. Dafür haben die andern keinen Canova. Ein groſser Verlust für die Kunst ist Drouais Tod, und es giebt nicht gemeine Kritiker, die seinen Marius allen Arbeiten seines Lehrers vorziehen.
Den zweyten Tag trennte sich der Weg, und ohne weitern Unterricht schlug ich die Straſse rechts ein, war aber dieſsmal nicht dem besten Genius ge¬ folgt. Sie war sehr öde und unfruchtbar, die Dörfer waren dünn und mager, und es ward nicht eher wie¬ der konfortabel, bis die Straſsen bey Chalons wieder zusammen fielen. Ich verlor dadurch einen groſsen Strich von Champagne, und die schönen Rephühner¬ augen in Epernay, auf die ich mich schon beym Estest in Montefiaskone gefreut hatte. Das liebe Gut, das
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den, und stehen noch jetzt, wie vor zwey tausend
Jahren, mit dem ganzen Zauber des Alterthums. Das
Haus des Mecän verfällt, wie die Häuser des Flakkus
und Katullus; man zieht keine Musen mehr aus ihrem
Schutt hervor: aber die Gegend hat noch tausend
Reitzungen ohne sie. Man hat in Paris keinen Alba¬
ner See, kein Subiaco, kein Terni in der Nähe. Der
Gelehrte gehe nach Paris; der Künstler wird zur Voll¬
endung immer noch nach Rom gehen, wenn er gleich
für sein Fach auch hier an der Seine jetzt zehnmal
mehr findet als vorher. Sobald die Franzosen Raphaele
und Bonarotti haben werden, sind sie die Koryphäen
der Kunst, und man wird zu ihnen wallfahrten, wie
ins Vatikan.
Füger und David scheinen mir indessen jetzt die
einzigen groſsen Figurenmaler zu seyn. Die Italiäner
haben, so viel ich weiſs, keinen Mann, den sie diesen
beyden an die Seite stellen können. Dafür haben die
andern keinen Canova. Ein groſser Verlust für die Kunst
ist Drouais Tod, und es giebt nicht gemeine Kritiker, die
seinen Marius allen Arbeiten seines Lehrers vorziehen.
Den zweyten Tag trennte sich der Weg, und
ohne weitern Unterricht schlug ich die Straſse rechts
ein, war aber dieſsmal nicht dem besten Genius ge¬
folgt. Sie war sehr öde und unfruchtbar, die Dörfer
waren dünn und mager, und es ward nicht eher wie¬
der konfortabel, bis die Straſsen bey Chalons wieder
zusammen fielen. Ich verlor dadurch einen groſsen
Strich von Champagne, und die schönen Rephühner¬
augen in Epernay, auf die ich mich schon beym Estest
in Montefiaskone gefreut hatte. Das liebe Gut, das
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 474 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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