le premier consul, le grand consul, le consul vorzugs¬ weise. Die beyden andern, die auch nur das Drittheil der Wache haben, sind neben ihm Figuranten und ih¬ rer wird weiter nicht gedacht, als in der Form der öffentlichen Verhandlungen. Scherzweise nennt man ihn auch Sa Majeste, und ich stehe nicht dafür, dass es nicht Ernst wird. Auch heisst er ziemlich öffentlich empereur des Gaules, vielleicht die schicklichste Benen¬ nung für seinen Charakter, welche die Franzosen auch zugleich an die mögliche Folge erinnert. Auf Cäsar folgte August, und so weiter.
Die Feyer des Tags des Bastillenthurms beschloss ein Konzert in den Tuilerien, wo in dem Gartenplatze vor dem Orchester am Schlosse eine unzählige Menge Menschen zusammen gedrängt stand. Die ganze Na¬ tionalmusik führte es aus, und that es mit Kunst und Fertigkeit und Würde. Die Musik selbst gefiel mir nicht, ein Marsch ausgenommen, der durch seinen feierlichen Gesang eine hohe Wirkung hervorbrachte. Ich habe den Meister nicht erfahren. Das erste Orche¬ ster und vielleicht die erste Versammlung der Erde hätte bessere Musik haben sollen. Auf dem Balkon waren alle hohe Magistraturen der Republik, wie sie noch heisst, in ihrem Staatsaufzuge, und von den fremden Diplomatikern diejenigen, denen der Rang eine solche Ehre gab. Der erste Konsul liess sich ei¬ nigemal sehen, ehe man Notiz von ihm nahm. End¬ lich fingen einige der Vordern an zu klatschen; es folgte aber nur ein kleiner Theil der Menge. Der Platz hielt vielleicht über hundert Tausend, und kaum der hundertste Theil gab die Ehrenbezeugung. Der
le premier consul, le grand consul, le consul vorzugs¬ weise. Die beyden andern, die auch nur das Drittheil der Wache haben, sind neben ihm Figuranten und ih¬ rer wird weiter nicht gedacht, als in der Form der öffentlichen Verhandlungen. Scherzweise nennt man ihn auch Sa Majesté, und ich stehe nicht dafür, daſs es nicht Ernst wird. Auch heiſst er ziemlich öffentlich empereur des Gaules, vielleicht die schicklichste Benen¬ nung für seinen Charakter, welche die Franzosen auch zugleich an die mögliche Folge erinnert. Auf Cäsar folgte August, und so weiter.
Die Feyer des Tags des Bastillenthurms beschloſs ein Konzert in den Tuilerien, wo in dem Gartenplatze vor dem Orchester am Schlosse eine unzählige Menge Menschen zusammen gedrängt stand. Die ganze Na¬ tionalmusik führte es aus, und that es mit Kunst und Fertigkeit und Würde. Die Musik selbst gefiel mir nicht, ein Marsch ausgenommen, der durch seinen feierlichen Gesang eine hohe Wirkung hervorbrachte. Ich habe den Meister nicht erfahren. Das erste Orche¬ ster und vielleicht die erste Versammlung der Erde hätte bessere Musik haben sollen. Auf dem Balkon waren alle hohe Magistraturen der Republik, wie sie noch heiſst, in ihrem Staatsaufzuge, und von den fremden Diplomatikern diejenigen, denen der Rang eine solche Ehre gab. Der erste Konsul lieſs sich ei¬ nigemal sehen, ehe man Notiz von ihm nahm. End¬ lich fingen einige der Vordern an zu klatschen; es folgte aber nur ein kleiner Theil der Menge. Der Platz hielt vielleicht über hundert Tausend, und kaum der hundertste Theil gab die Ehrenbezeugung. Der
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le premier consul, le grand consul, le consul vorzugs¬
weise. Die beyden andern, die auch nur das Drittheil
der Wache haben, sind neben ihm Figuranten und ih¬
rer wird weiter nicht gedacht, als in der Form der
öffentlichen Verhandlungen. Scherzweise nennt man
ihn auch Sa Majesté, und ich stehe nicht dafür, daſs
es nicht Ernst wird. Auch heiſst er ziemlich öffentlich
empereur des Gaules, vielleicht die schicklichste Benen¬
nung für seinen Charakter, welche die Franzosen auch
zugleich an die mögliche Folge erinnert. Auf Cäsar
folgte August, und so weiter.
Die Feyer des Tags des Bastillenthurms beschloſs
ein Konzert in den Tuilerien, wo in dem Gartenplatze
vor dem Orchester am Schlosse eine unzählige Menge
Menschen zusammen gedrängt stand. Die ganze Na¬
tionalmusik führte es aus, und that es mit Kunst und
Fertigkeit und Würde. Die Musik selbst gefiel mir
nicht, ein Marsch ausgenommen, der durch seinen
feierlichen Gesang eine hohe Wirkung hervorbrachte.
Ich habe den Meister nicht erfahren. Das erste Orche¬
ster und vielleicht die erste Versammlung der Erde
hätte bessere Musik haben sollen. Auf dem Balkon
waren alle hohe Magistraturen der Republik, wie sie
noch heiſst, in ihrem Staatsaufzuge, und von den
fremden Diplomatikern diejenigen, denen der Rang
eine solche Ehre gab. Der erste Konsul lieſs sich ei¬
nigemal sehen, ehe man Notiz von ihm nahm. End¬
lich fingen einige der Vordern an zu klatschen; es
folgte aber nur ein kleiner Theil der Menge. Der
Platz hielt vielleicht über hundert Tausend, und kaum
der hundertste Theil gab die Ehrenbezeugung. Der
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 465 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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