folgen, so weit sie sich mit beyden vertragen können. Die Mönche glänzen von Fett und segnen ihren Hei¬ land Bonaparte. Das Volk hungert und stirbt, oder flucht und raubt, nachdem es mehr Energie oder fromme Eselsgeduld hat. Es wird schon besser wer¬ den, so viel es das System leidet.
In Hetrurien weiss man sich vor Erstaunen über alle die Veränderungen zu Hause und auswärts noch nicht zu fassen. Die Meisten, da die Menschen nun doch einmal beherrscht seyn müssen, wünschen sich das sanfte östreichische Joch, wie es unter Leopold war. Die Vernünftigern klagen leise oder auch wohl laut über die Anmasslichkeit des römischen Hofes und die Schwachheit der Regierung; und die hitzigen Po¬ lypragmatiker hoffen auf eine Veränderung diesseits der Berge.
Die italische Republik windet sich, trotz den Ei¬ genmächtigkeiten und Malversationen der Franzosen ihrer Herren Nachbarn, nach und nach aus der tau¬ sendjährigen Lethargie. Hier war an einigen Orten viel vorgearbeitet: aber auch das alte Päpstliche erholt sich und wird etwas humaner. Das Päpstliche dies¬ seits der Apenninen scheint indessen nie so tief gesun¬ ken zu seyn, als in der Nähe des Heiligthums. Alles liegt noch im Werden und in der Krise. Die grossen Städte klagen über Verlust, aber das platte Land hebt sich doch merklich. Das lässt sich wieder sehr leicht erklären. In Italien scheinen überhaupt die Städte das Land verzehrt zu haben, welches wohl weder politisch noch kosmisch gut ist.
Die Franzosen im Allgemeinen haben sich in Ita¬
folgen, so weit sie sich mit beyden vertragen können. Die Mönche glänzen von Fett und segnen ihren Hei¬ land Bonaparte. Das Volk hungert und stirbt, oder flucht und raubt, nachdem es mehr Energie oder fromme Eselsgeduld hat. Es wird schon besser wer¬ den, so viel es das System leidet.
In Hetrurien weiſs man sich vor Erstaunen über alle die Veränderungen zu Hause und auswärts noch nicht zu fassen. Die Meisten, da die Menschen nun doch einmal beherrscht seyn müssen, wünschen sich das sanfte östreichische Joch, wie es unter Leopold war. Die Vernünftigern klagen leise oder auch wohl laut über die Anmaſslichkeit des römischen Hofes und die Schwachheit der Regierung; und die hitzigen Po¬ lypragmatiker hoffen auf eine Veränderung diesseits der Berge.
Die italische Republik windet sich, trotz den Ei¬ genmächtigkeiten und Malversationen der Franzosen ihrer Herren Nachbarn, nach und nach aus der tau¬ sendjährigen Lethargie. Hier war an einigen Orten viel vorgearbeitet: aber auch das alte Päpstliche erholt sich und wird etwas humaner. Das Päpstliche dies¬ seits der Apenninen scheint indessen nie so tief gesun¬ ken zu seyn, als in der Nähe des Heiligthums. Alles liegt noch im Werden und in der Krise. Die groſsen Städte klagen über Verlust, aber das platte Land hebt sich doch merklich. Das läſst sich wieder sehr leicht erklären. In Italien scheinen überhaupt die Städte das Land verzehrt zu haben, welches wohl weder politisch noch kosmisch gut ist.
Die Franzosen im Allgemeinen haben sich in Ita¬
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[432 /0460]
folgen, so weit sie sich mit beyden vertragen können.
Die Mönche glänzen von Fett und segnen ihren Hei¬
land Bonaparte. Das Volk hungert und stirbt, oder
flucht und raubt, nachdem es mehr Energie oder
fromme Eselsgeduld hat. Es wird schon besser wer¬
den, so viel es das System leidet.
In Hetrurien weiſs man sich vor Erstaunen über
alle die Veränderungen zu Hause und auswärts noch
nicht zu fassen. Die Meisten, da die Menschen nun
doch einmal beherrscht seyn müssen, wünschen sich
das sanfte östreichische Joch, wie es unter Leopold
war. Die Vernünftigern klagen leise oder auch wohl
laut über die Anmaſslichkeit des römischen Hofes und
die Schwachheit der Regierung; und die hitzigen Po¬
lypragmatiker hoffen auf eine Veränderung diesseits
der Berge.
Die italische Republik windet sich, trotz den Ei¬
genmächtigkeiten und Malversationen der Franzosen
ihrer Herren Nachbarn, nach und nach aus der tau¬
sendjährigen Lethargie. Hier war an einigen Orten
viel vorgearbeitet: aber auch das alte Päpstliche erholt
sich und wird etwas humaner. Das Päpstliche dies¬
seits der Apenninen scheint indessen nie so tief gesun¬
ken zu seyn, als in der Nähe des Heiligthums. Alles
liegt noch im Werden und in der Krise. Die groſsen
Städte klagen über Verlust, aber das platte Land hebt
sich doch merklich. Das läſst sich wieder sehr leicht
erklären. In Italien scheinen überhaupt die Städte das
Land verzehrt zu haben, welches wohl weder politisch
noch kosmisch gut ist.
Die Franzosen im Allgemeinen haben sich in Ita¬
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 432 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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