tischen heiligen Karl Borromeus aus der Ferne und fuhr dann sowohl bey der schönen Insel als bey der Mutterinsel vorbey. Man hätte mir höchst wahrschein¬ lich dort nur Orangengärten gezeigt, die ich in Unter¬ italien besser gesehen habe, und hätte mir gesagt, hier hat Joseph, hier Maria Theresia und hier Bonaparte geschlafen. Das wäre mir denn zusammen kaum so wichtig gewesen, als da mich der Kastellan von dem Schlosse zu Weissenfels belehrte, hier in diesem Bette schlief Friedrich der Zweyte nach der Schlacht bey Rossbach. Die Fruchtbarkeit an dem See ist hier zu¬ weilen ausserordentlich gross, und wo die Gegend vor den rauheren Winden geschützt wird, findet man hier Früchte, die man in der ganzen Lombardey umsonst sucht. Es sind hier noch recht schöne Oelbäume, die man diesseit der Apenninen nur selten findet, und so¬ gar indische Feigen in der freyen Luft. Ich schlief am Ende des Sees in Magadino, wo der obere Ticin hinein fällt, in einem leidlichen Hause, schon zwi¬ schen rauhen Bergen. Den andern Morgen trat ich den Gang an dem Flusse herauf über Belinzona an, der mich nach einigen Tagen über den Gotthardt herüber brachte. Zwey Tage ging ich am Flusse immer berg¬ auf. Die Hitze war unten in der Schlucht ziemlich drückend bis nach Sankt Veit, wo man, ich glaube zum Frohnleichnamsfeste, einen Jahrmarkt hielt, der mir besser gefiel als der Ostermarkt in Palermo, ob¬ gleich für mich weiter nichts da war als Kirschen. Den ersten Abend blieb ich in einem kleinen Orte, dessen Name mir entfallen ist. Der Ticin stürzte un¬ ter meinem Fenster durch die Felsen hinunter, gegen-
tischen heiligen Karl Borromeus aus der Ferne und fuhr dann sowohl bey der schönen Insel als bey der Mutterinsel vorbey. Man hätte mir höchst wahrschein¬ lich dort nur Orangengärten gezeigt, die ich in Unter¬ italien besser gesehen habe, und hätte mir gesagt, hier hat Joseph, hier Maria Theresia und hier Bonaparte geschlafen. Das wäre mir denn zusammen kaum so wichtig gewesen, als da mich der Kastellan von dem Schlosse zu Weissenfels belehrte, hier in diesem Bette schlief Friedrich der Zweyte nach der Schlacht bey Roſsbach. Die Fruchtbarkeit an dem See ist hier zu¬ weilen auſserordentlich groſs, und wo die Gegend vor den rauheren Winden geschützt wird, findet man hier Früchte, die man in der ganzen Lombardey umsonst sucht. Es sind hier noch recht schöne Oelbäume, die man diesseit der Apenninen nur selten findet, und so¬ gar indische Feigen in der freyen Luft. Ich schlief am Ende des Sees in Magadino, wo der obere Ticin hinein fällt, in einem leidlichen Hause, schon zwi¬ schen rauhen Bergen. Den andern Morgen trat ich den Gang an dem Flusse herauf über Belinzona an, der mich nach einigen Tagen über den Gotthardt herüber brachte. Zwey Tage ging ich am Flusse immer berg¬ auf. Die Hitze war unten in der Schlucht ziemlich drückend bis nach Sankt Veit, wo man, ich glaube zum Frohnleichnamsfeste, einen Jahrmarkt hielt, der mir besser gefiel als der Ostermarkt in Palermo, ob¬ gleich für mich weiter nichts da war als Kirschen. Den ersten Abend blieb ich in einem kleinen Orte, dessen Name mir entfallen ist. Der Ticin stürzte un¬ ter meinem Fenster durch die Felsen hinunter, gegen-
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tischen heiligen Karl Borromeus aus der Ferne und
fuhr dann sowohl bey der schönen Insel als bey der
Mutterinsel vorbey. Man hätte mir höchst wahrschein¬
lich dort nur Orangengärten gezeigt, die ich in Unter¬
italien besser gesehen habe, und hätte mir gesagt, hier
hat Joseph, hier Maria Theresia und hier Bonaparte
geschlafen. Das wäre mir denn zusammen kaum so
wichtig gewesen, als da mich der Kastellan von dem
Schlosse zu Weissenfels belehrte, hier in diesem Bette
schlief Friedrich der Zweyte nach der Schlacht bey
Roſsbach. Die Fruchtbarkeit an dem See ist hier zu¬
weilen auſserordentlich groſs, und wo die Gegend vor
den rauheren Winden geschützt wird, findet man hier
Früchte, die man in der ganzen Lombardey umsonst
sucht. Es sind hier noch recht schöne Oelbäume, die
man diesseit der Apenninen nur selten findet, und so¬
gar indische Feigen in der freyen Luft. Ich schlief
am Ende des Sees in Magadino, wo der obere Ticin
hinein fällt, in einem leidlichen Hause, schon zwi¬
schen rauhen Bergen. Den andern Morgen trat ich den
Gang an dem Flusse herauf über Belinzona an, der
mich nach einigen Tagen über den Gotthardt herüber
brachte. Zwey Tage ging ich am Flusse immer berg¬
auf. Die Hitze war unten in der Schlucht ziemlich
drückend bis nach Sankt Veit, wo man, ich glaube
zum Frohnleichnamsfeste, einen Jahrmarkt hielt, der
mir besser gefiel als der Ostermarkt in Palermo, ob¬
gleich für mich weiter nichts da war als Kirschen.
Den ersten Abend blieb ich in einem kleinen Orte,
dessen Name mir entfallen ist. Der Ticin stürzte un¬
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 413 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/441>, abgerufen am 22.11.2024.
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