Im Kerker den Gefangnen tödten, Der in der Schlacht als Held sich wies, Vor dessen Tugend man selbst in der Raubburg zagte Und nicht sie zu besiegen wagte.
Dort gegen über setzten sich
Die Casarn auf dem Palatine, Wo noch die Trümmer fürchterlich Herüber gähnt, und jetzt mit Herrschermiene Auch aus dem Schutte der Ruine, Wie in der Vorwelt Eisenzeit, Mit Ohnmacht nur Gehorsam noch gebeut. Dort herrschten, hebt man kühn den Schleyer, Im Wechsel nur Tyrann und Ungeheuer; Dort grub der Schmeichler freche Zunft Mit Schlangenwitz am Grabe der Vernunft; Dort starben Recht und Zucht und Ehre, Dort betete man einst Sejan, Narciss und sein Gelichter an, Wenn die Neronen und Tibere Nur schel auf ihre Sklaven sahn, Sie selbst der Schändlichkeit Heloten, Die Qual und Tod mit einem Wink geboten.
Dort ragt der Schandfleck hoch empor, Wo, wenn des Scheusals Wille heischte, Des Tigers Zahn ein Menschenherz zerfleischte, Und wo der Sklaven grelles Chor Dem Blutspektakel Beyfall kreischte,
Im Kerker den Gefangnen tödten, Der in der Schlacht als Held sich wies, Vor dessen Tugend man selbst in der Raubburg zagte Und nicht sie zu besiegen wagte.
Dort gegen über setzten sich
Die Cásarn auf dem Palatine, Wo noch die Trümmer fürchterlich Herüber gähnt, und jetzt mit Herrschermiene Auch aus dem Schutte der Ruine, Wie in der Vorwelt Eisenzeit, Mit Ohnmacht nur Gehorsam noch gebeut. Dort herrschten, hebt man kühn den Schleyer, Im Wechsel nur Tyrann und Ungeheuer; Dort grub der Schmeichler freche Zunft Mit Schlangenwitz am Grabe der Vernunft; Dort starben Recht und Zucht und Ehre, Dort betete man einst Sejan, Narciſs und sein Gelichter an, Wenn die Neronen und Tibere Nur schel auf ihre Sklaven sahn, Sie selbst der Schändlichkeit Heloten, Die Qual und Tod mit einem Wink geboten.
Dort ragt der Schandfleck hoch empor, Wo, wenn des Scheusals Wille heischte, Des Tigers Zahn ein Menschenherz zerfleischte, Und wo der Sklaven grelles Chor Dem Blutspektakel Beyfall kreischte,
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Im Kerker den Gefangnen tödten,
Der in der Schlacht als Held sich wies,
Vor dessen Tugend man selbst in der Raubburg zagte
Und nicht sie zu besiegen wagte.
Dort gegen über setzten sich
Die Cásarn auf dem Palatine,
Wo noch die Trümmer fürchterlich
Herüber gähnt, und jetzt mit Herrschermiene
Auch aus dem Schutte der Ruine,
Wie in der Vorwelt Eisenzeit,
Mit Ohnmacht nur Gehorsam noch gebeut.
Dort herrschten, hebt man kühn den Schleyer,
Im Wechsel nur Tyrann und Ungeheuer;
Dort grub der Schmeichler freche Zunft
Mit Schlangenwitz am Grabe der Vernunft;
Dort starben Recht und Zucht und Ehre,
Dort betete man einst Sejan,
Narciſs und sein Gelichter an,
Wenn die Neronen und Tibere
Nur schel auf ihre Sklaven sahn,
Sie selbst der Schändlichkeit Heloten,
Die Qual und Tod mit einem Wink geboten.
Dort ragt der Schandfleck hoch empor,
Wo, wenn des Scheusals Wille heischte,
Des Tigers Zahn ein Menschenherz zerfleischte,
Und wo der Sklaven grelles Chor
Dem Blutspektakel Beyfall kreischte,
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 376 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/404>, abgerufen am 28.07.2024.
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