Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.Kirche. Die Dame von Kaserta gab mir beym Ab¬ Ob gleich der Vesuv gegen den Aetna nur ein Vom Schedel des Verderbers sieht Mein Auge weit hinab durch Flächen, Auf welchen er in Feuerbächen Verwüstend sich durch das Gebiet Der reich geschmückten Schöpfung zieht. Wo steht der Nachbar ohne Grausen, Wenn zur Zerstörung angefacht Aus seinem Schlund der Mitternacht Ihm hoch die Eingeweide brausen? Wenn donnernd er die Felsen schmelzt, Und sie im Streit der Elemente, Als ob des Erdballs Achse brennte, Hinab ins Meer hoch über Städte wälzt? Der Riese macht mit seinem Hauche Kirche. Die Dame von Kaserta gab mir beym Ab¬ Ob gleich der Vesuv gegen den Aetna nur ein Vom Schedel des Verderbers sieht Mein Auge weit hinab durch Flächen, Auf welchen er in Feuerbächen Verwüstend sich durch das Gebiet Der reich geschmückten Schöpfung zieht. Wo steht der Nachbar ohne Grausen, Wenn zur Zerstörung angefacht Aus seinem Schlund der Mitternacht Ihm hoch die Eingeweide brausen? Wenn donnernd er die Felsen schmelzt, Und sie im Streit der Elemente, Als ob des Erdballs Achse brennte, Hinab ins Meer hoch über Städte wälzt? Der Riese macht mit seinem Hauche <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0382" n="354 "/> Kirche. Die Dame von Kaserta gab mir beym Ab¬<lb/> schied am Toledo ihre Addresse; ich hatte aber nicht<lb/> Zeit mich weiter um sie zu bekümmern.</p><lb/> <p>Ob gleich der Vesuv gegen den Aetna nur ein<lb/> Maulwurfshügel ist, so hat er durch seine klassische<lb/> Nachbarschaft vielleicht ein gröſseres Interesse, als<lb/> irgend ein anderer Vulkan der Erde. Ich war den<lb/> ganzen Abend noch voll von der Aussicht oben, die<lb/> ich noch nicht so ganz nach meinem Genius hatte ge¬<lb/> nieſsen können. Ich setzte mich im Geist wieder hin¬<lb/> auf und überschaute rund umher das schöne blühende<lb/> magische Land. Die wichtigsten Scenen der Einbil¬<lb/> dungskraft der Alten lagen im Kreise da; unvermerkt<lb/> gerieth ich ins Aufnehmen der Gegenstände um den<lb/> Vulkan.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Vom Schedel des Verderbers sieht</l><lb/> <l>Mein Auge weit hinab durch Flächen,</l><lb/> <l>Auf welchen er in Feuerbächen</l><lb/> <l>Verwüstend sich durch das Gebiet</l><lb/> <l>Der reich geschmückten Schöpfung zieht.</l><lb/> <l>Wo steht der Nachbar ohne Grausen,</l><lb/> <l>Wenn zur Zerstörung angefacht</l><lb/> <l>Aus seinem Schlund der Mitternacht</l><lb/> <l>Ihm hoch die Eingeweide brausen?</l><lb/> <l>Wenn donnernd er die Felsen schmelzt,</l><lb/> <l>Und sie im Streit der Elemente,</l><lb/> <l>Als ob des Erdballs Achse brennte,</l><lb/> <l>Hinab ins Meer hoch über Städte wälzt?</l><lb/> <l>Der Riese macht mit seinem Hauche</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [354 /0382]
Kirche. Die Dame von Kaserta gab mir beym Ab¬
schied am Toledo ihre Addresse; ich hatte aber nicht
Zeit mich weiter um sie zu bekümmern.
Ob gleich der Vesuv gegen den Aetna nur ein
Maulwurfshügel ist, so hat er durch seine klassische
Nachbarschaft vielleicht ein gröſseres Interesse, als
irgend ein anderer Vulkan der Erde. Ich war den
ganzen Abend noch voll von der Aussicht oben, die
ich noch nicht so ganz nach meinem Genius hatte ge¬
nieſsen können. Ich setzte mich im Geist wieder hin¬
auf und überschaute rund umher das schöne blühende
magische Land. Die wichtigsten Scenen der Einbil¬
dungskraft der Alten lagen im Kreise da; unvermerkt
gerieth ich ins Aufnehmen der Gegenstände um den
Vulkan.
Vom Schedel des Verderbers sieht
Mein Auge weit hinab durch Flächen,
Auf welchen er in Feuerbächen
Verwüstend sich durch das Gebiet
Der reich geschmückten Schöpfung zieht.
Wo steht der Nachbar ohne Grausen,
Wenn zur Zerstörung angefacht
Aus seinem Schlund der Mitternacht
Ihm hoch die Eingeweide brausen?
Wenn donnernd er die Felsen schmelzt,
Und sie im Streit der Elemente,
Als ob des Erdballs Achse brennte,
Hinab ins Meer hoch über Städte wälzt?
Der Riese macht mit seinem Hauche
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