gehört hätte. Wenn ich über politische Din¬ ge etwas freymüthig und warm gewesen bin, so glaube ich, dass diese Freymüthigkeit und Wärme dem Manne ziemt; sie mag nun eini¬ gen gefallen oder nicht. Ich bin übrigens ein so ruhiger Bürger, als man vielleicht in dem ganzen Meissnischen Kreise kaum einen Thor¬ schreiber hat. Manches ist jetzt weiter gedie¬ hen und gekommen, wie es wohl zu sehen war, ohne eben besser geworden zu seyn. Machte ich die Ronde jetzt, ich würde wahrscheinlich mehr zu erzählen haben, und Belege zu meinen vorigen Meinungen geben können.
Freylich möchte ich gern ein Buch ge¬ macht haben, das auch ästhetischen Werth zeigte; aber Charakteristik und Wahrheit würde durch ängstliche Glättung zu sehr lei¬ den. Niemand kann die Sachen und sich selbst besser geben, als beyde de sind. Ich fühle sehr wohl, dass diese Bogen keine Lektüre für Toiletten seyn können. Dazu müsste vie¬ les heraus und vieles hinein, und vieles müsste anders seyn. Wenn aber hier und da
gehört hätte. Wenn ich über politische Din¬ ge etwas freymüthig und warm gewesen bin, so glaube ich, daſs diese Freymüthigkeit und Wärme dem Manne ziemt; sie mag nun eini¬ gen gefallen oder nicht. Ich bin übrigens ein so ruhiger Bürger, als man vielleicht in dem ganzen Meiſsnischen Kreise kaum einen Thor¬ schreiber hat. Manches ist jetzt weiter gedie¬ hen und gekommen, wie es wohl zu sehen war, ohne eben besser geworden zu seyn. Machte ich die Ronde jetzt, ich würde wahrscheinlich mehr zu erzählen haben, und Belege zu meinen vorigen Meinungen geben können.
Freylich möchte ich gern ein Buch ge¬ macht haben, das auch ästhetischen Werth zeigte; aber Charakteristik und Wahrheit würde durch ängstliche Glättung zu sehr lei¬ den. Niemand kann die Sachen und sich selbst besser geben, als beyde de sind. Ich fühle sehr wohl, daſs diese Bogen keine Lektüre für Toiletten seyn können. Dazu müſste vie¬ les heraus und vieles hinein, und vieles müſste anders seyn. Wenn aber hier und da
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[XV/0025]
gehört hätte. Wenn ich über politische Din¬
ge etwas freymüthig und warm gewesen bin,
so glaube ich, daſs diese Freymüthigkeit und
Wärme dem Manne ziemt; sie mag nun eini¬
gen gefallen oder nicht. Ich bin übrigens ein
so ruhiger Bürger, als man vielleicht in dem
ganzen Meiſsnischen Kreise kaum einen Thor¬
schreiber hat. Manches ist jetzt weiter gedie¬
hen und gekommen, wie es wohl zu sehen
war, ohne eben besser geworden zu seyn.
Machte ich die Ronde jetzt, ich würde
wahrscheinlich mehr zu erzählen haben, und
Belege zu meinen vorigen Meinungen geben
können.
Freylich möchte ich gern ein Buch ge¬
macht haben, das auch ästhetischen Werth
zeigte; aber Charakteristik und Wahrheit
würde durch ängstliche Glättung zu sehr lei¬
den. Niemand kann die Sachen und sich
selbst besser geben, als beyde de sind. Ich fühle
sehr wohl, daſs diese Bogen keine Lektüre
für Toiletten seyn können. Dazu müſste vie¬
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/25>, abgerufen am 22.11.2024.
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