Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

denn dann und wann ein Geiger vorgezogen,
der einem der Subows etwas vorgespielt hatte.
Das ist auch wohl anderwärts nicht ungewöhn¬
lich. Ich hatte das Schicksal gefangen zu wer¬
den. Der General Igelström schickte mich
nach Beendigung der ganzen Geschichte mit ei¬
nem schwer verwundeten jungen Manne, der
mein Freund und dessen Vater der seinige war,
nach Italien, damit der Kranke dort die Bäder
in Pisa brauchen sollte. Wir konnten nicht
hin, weil die Franzosen alles besetzt hatten.
Die Kaiserin starb; ich konnte unmöglich an
dem Tage zurück auf meinem Posten seyn,
den Paul in seiner Ukase bestimmt hatte, und
wurde aus wenig Dienst geschlossen. Man hat
in Russland wenig schöne Humanität bey dem
Anblick auf das flache Land. Schon vorher
hen, ich halb entschlossen nicht zurückzuge¬
hen, und war es nun ganz. Der Kaiser gab
mir auf meine sehr freymüthige Vorstellung
an ihn selbst, da ich durchaus keinen Dienst¬
fehler gemacht hatte, endlich der förmlichen
ehrenvollen Abschied, den mir der General
Pahlen zuschickte. Es ist sonst Gewohnheit

denn dann und wann ein Geiger vorgezogen,
der einem der Subows etwas vorgespielt hatte.
Das ist auch wohl anderwärts nicht ungewöhn¬
lich. Ich hatte das Schicksal gefangen zu wer¬
den. Der General Igelström schickte mich
nach Beendigung der ganzen Geschichte mit ei¬
nem schwer verwundeten jungen Manne, der
mein Freund und dessen Vater der seinige war,
nach Italien, damit der Kranke dort die Bäder
in Pisa brauchen sollte. Wir konnten nicht
hin, weil die Franzosen alles besetzt hatten.
Die Kaiserin starb; ich konnte unmöglich an
dem Tage zurück auf meinem Posten seyn,
den Paul in seiner Ukase bestimmt hatte, und
wurde aus wenig Dienst geschlossen. Man hat
in Ruſsland wenig schöne Humanität bey dem
Anblick auf das flache Land. Schon vorher
hen, ich halb entschlossen nicht zurückzuge¬
hen, und war es nun ganz. Der Kaiser gab
mir auf meine sehr freymüthige Vorstellung
an ihn selbst, da ich durchaus keinen Dienst¬
fehler gemacht hatte, endlich der förmlichen
ehrenvollen Abschied, den mir der General
Pahlen zuschickte. Es ist sonst Gewohnheit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0022" n="XII"/>
denn dann und wann ein Geiger vorgezogen,<lb/>
der einem der Subows etwas vorgespielt hatte.<lb/>
Das ist auch wohl anderwärts nicht ungewöhn¬<lb/>
lich. Ich hatte das Schicksal gefangen zu wer¬<lb/>
den. Der General Igelström schickte mich<lb/>
nach Beendigung der ganzen Geschichte mit ei¬<lb/>
nem schwer verwundeten jungen Manne, der<lb/>
mein Freund und dessen Vater der seinige war,<lb/>
nach Italien, damit der Kranke dort die Bäder<lb/>
in Pisa brauchen sollte. Wir konnten nicht<lb/>
hin, weil die Franzosen alles besetzt hatten.<lb/>
Die Kaiserin starb; ich konnte unmöglich an<lb/>
dem Tage zurück auf meinem Posten seyn,<lb/>
den Paul in seiner Ukase bestimmt hatte, und<lb/>
wurde aus wenig Dienst geschlossen. Man hat<lb/>
in Ru&#x017F;sland wenig schöne Humanität bey dem<lb/>
Anblick auf das flache Land. Schon vorher<lb/>
hen, ich halb entschlossen nicht zurückzuge¬<lb/>
hen, und war es nun ganz. Der Kaiser gab<lb/>
mir auf meine sehr freymüthige Vorstellung<lb/>
an ihn selbst, da ich durchaus keinen Dienst¬<lb/>
fehler gemacht hatte, endlich der förmlichen<lb/>
ehrenvollen Abschied, den mir der General<lb/>
Pahlen zuschickte. Es ist sonst Gewohnheit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XII/0022] denn dann und wann ein Geiger vorgezogen, der einem der Subows etwas vorgespielt hatte. Das ist auch wohl anderwärts nicht ungewöhn¬ lich. Ich hatte das Schicksal gefangen zu wer¬ den. Der General Igelström schickte mich nach Beendigung der ganzen Geschichte mit ei¬ nem schwer verwundeten jungen Manne, der mein Freund und dessen Vater der seinige war, nach Italien, damit der Kranke dort die Bäder in Pisa brauchen sollte. Wir konnten nicht hin, weil die Franzosen alles besetzt hatten. Die Kaiserin starb; ich konnte unmöglich an dem Tage zurück auf meinem Posten seyn, den Paul in seiner Ukase bestimmt hatte, und wurde aus wenig Dienst geschlossen. Man hat in Ruſsland wenig schöne Humanität bey dem Anblick auf das flache Land. Schon vorher hen, ich halb entschlossen nicht zurückzuge¬ hen, und war es nun ganz. Der Kaiser gab mir auf meine sehr freymüthige Vorstellung an ihn selbst, da ich durchaus keinen Dienst¬ fehler gemacht hatte, endlich der förmlichen ehrenvollen Abschied, den mir der General Pahlen zuschickte. Es ist sonst Gewohnheit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/22
Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/22>, abgerufen am 19.04.2024.