dort am rechten Orte seine attellanischen Fabeln zu erzählen, und schlug mich links nach Altkapua. Ei¬ nige ehrsame Bürger aus der Festung Neukapua, die ich einholte und denen ich die lächerliche Furcht des Menschen erzählte, meinten, es sey zwar etwas Ge¬ fahr, werde aber immer übertrieben, und man habe nun doch schon seit einigen Wochen nichts gehört. Die Herren schienen sich patriotisch ihrer vaterländi¬ schen Gegend anzunehmen. Wo ehmahls Kapua war, steht jetzt, glaube ich, der Flecken Sankt Martin, un¬ gefähr eine Stunde von der neuen Stadt, die unten am Vulturnus in einer bessern militärischen Position angelegt ist. Sankt Martin ist noch jetzt eine Lust¬ parthie für die Bürger der neuen Stadt, so sehr be¬ hauptet der alte Platz seinen Kredit. Es steht bekannt¬ lich noch der Rest eines alten Amphitheaters, das aus den Zeiten der Römer und also verhältnissmässig neu ist, welches die Antiquare hinlänglich kennen, auf die ich Dich verweise. Ich ging durch die Trümmern eines Thors, das vermuthlich das nehmliche ist, durch welches Hannibal seinen Ruhm hinein und nicht wie¬ der heraus trug, liess nach kurzer Beschauung das Thea¬ ter links liegen und pilgerte den Weg nach Kaserta fort. Es stehen dort an der Strasse links und rechts nicht weit von einander ein Paar Monumente, die vermuthlich römische Begräbnisse sind, und von de¬ nen eines wenigstens in sehr gutem Stil gearbeitet zu seyn scheint.
Es wäre überflüssig, Dir eine Beschreibung des Schlosses in Kaserta anzufangen, die Du hier und da gewiss weit genauer und besser finden kannst. Der
dort am rechten Orte seine attellanischen Fabeln zu erzählen, und schlug mich links nach Altkapua. Ei¬ nige ehrsame Bürger aus der Festung Neukapua, die ich einholte und denen ich die lächerliche Furcht des Menschen erzählte, meinten, es sey zwar etwas Ge¬ fahr, werde aber immer übertrieben, und man habe nun doch schon seit einigen Wochen nichts gehört. Die Herren schienen sich patriotisch ihrer vaterländi¬ schen Gegend anzunehmen. Wo ehmahls Kapua war, steht jetzt, glaube ich, der Flecken Sankt Martin, un¬ gefähr eine Stunde von der neuen Stadt, die unten am Vulturnus in einer bessern militärischen Position angelegt ist. Sankt Martin ist noch jetzt eine Lust¬ parthie für die Bürger der neuen Stadt, so sehr be¬ hauptet der alte Platz seinen Kredit. Es steht bekannt¬ lich noch der Rest eines alten Amphitheaters, das aus den Zeiten der Römer und also verhältniſsmäſsig neu ist, welches die Antiquare hinlänglich kennen, auf die ich Dich verweise. Ich ging durch die Trümmern eines Thors, das vermuthlich das nehmliche ist, durch welches Hannibal seinen Ruhm hinein und nicht wie¬ der heraus trug, lieſs nach kurzer Beschauung das Thea¬ ter links liegen und pilgerte den Weg nach Kaserta fort. Es stehen dort an der Straſse links und rechts nicht weit von einander ein Paar Monumente, die vermuthlich römische Begräbnisse sind, und von de¬ nen eines wenigstens in sehr gutem Stil gearbeitet zu seyn scheint.
Es wäre überflüssig, Dir eine Beschreibung des Schlosses in Kaserta anzufangen, die Du hier und da gewiſs weit genauer und besser finden kannst. Der
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[183/0209]
dort am rechten Orte seine attellanischen Fabeln zu
erzählen, und schlug mich links nach Altkapua. Ei¬
nige ehrsame Bürger aus der Festung Neukapua, die
ich einholte und denen ich die lächerliche Furcht des
Menschen erzählte, meinten, es sey zwar etwas Ge¬
fahr, werde aber immer übertrieben, und man habe
nun doch schon seit einigen Wochen nichts gehört.
Die Herren schienen sich patriotisch ihrer vaterländi¬
schen Gegend anzunehmen. Wo ehmahls Kapua war,
steht jetzt, glaube ich, der Flecken Sankt Martin, un¬
gefähr eine Stunde von der neuen Stadt, die unten
am Vulturnus in einer bessern militärischen Position
angelegt ist. Sankt Martin ist noch jetzt eine Lust¬
parthie für die Bürger der neuen Stadt, so sehr be¬
hauptet der alte Platz seinen Kredit. Es steht bekannt¬
lich noch der Rest eines alten Amphitheaters, das aus
den Zeiten der Römer und also verhältniſsmäſsig neu
ist, welches die Antiquare hinlänglich kennen, auf die
ich Dich verweise. Ich ging durch die Trümmern
eines Thors, das vermuthlich das nehmliche ist, durch
welches Hannibal seinen Ruhm hinein und nicht wie¬
der heraus trug, lieſs nach kurzer Beschauung das Thea¬
ter links liegen und pilgerte den Weg nach Kaserta
fort. Es stehen dort an der Straſse links und rechts
nicht weit von einander ein Paar Monumente, die
vermuthlich römische Begräbnisse sind, und von de¬
nen eines wenigstens in sehr gutem Stil gearbeitet zu
seyn scheint.
Es wäre überflüssig, Dir eine Beschreibung des
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/209>, abgerufen am 26.11.2024.
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