danken die Albaner, machen keinen grossen Unter¬ schied; und es ist wenigstens niemand in der Gegend, der ein näheres Recht auf Alba longa hätte als sie. Wir wollen sie also in dem ruhigen Besitz lassen. Die jetzige Stadt scheint zur Zeit der ersten Cäsarn aus einigen Villen entstanden zu seyn, von denen die des Pompejus die vorzüglichste war. Dadurch sieht es nun freylich um das Monument der Kuriatier misslich aus, das auf dem Wege nach Aricia steht, und wel¬ ches mir überhaupt ein ziemlich gothisches Ansehen hat. Nach der Geschichte sind alle, die drey Kuria¬ tier wie die beyden Horatier, unten vor der Stadt Rom begraben, wo der Kampf geschah und wo auch ihre Monumente standen: indessen lässt sich wohl den¬ ken, dass die neuen Albaner aus altem Patriotismus ihren braven Landsleuten hier ein neues Denkmahl errichteten, als unten die alten verfallen waren. We¬ nigstens ist nicht einzusehen, wozu das Ding mit den drey Spitzen sonst sollte aufgeführt seyn. Ein Kastell zur Vertheidigung des Weges wäre das Einzige, wozu man es machen könnte; aber dazu hat es nicht die Gestalt.
In Albano fand mein Franzose Bekannte, bey de¬ nen er einkehrte, und ich liess mich auf die Post bringen, welche das beste Wirthshaus ist. Sobald ich abgelegt hatte, trat ein artiger junger Mann zu mir ins Zimmer, der aus der Gegend war und mit vieler Gutmüthigkeit mir die Unterhaltung machte. Mit ihm wandelte ich noch etwas in der schönen Gegend hin und her, und namentlich an das Monument, von des¬ sen Alterthum er indessen auch nicht sonderlich über¬
danken die Albaner, machen keinen groſsen Unter¬ schied; und es ist wenigstens niemand in der Gegend, der ein näheres Recht auf Alba longa hätte als sie. Wir wollen sie also in dem ruhigen Besitz lassen. Die jetzige Stadt scheint zur Zeit der ersten Cäsarn aus einigen Villen entstanden zu seyn, von denen die des Pompejus die vorzüglichste war. Dadurch sieht es nun freylich um das Monument der Kuriatier miſslich aus, das auf dem Wege nach Aricia steht, und wel¬ ches mir überhaupt ein ziemlich gothisches Ansehen hat. Nach der Geschichte sind alle, die drey Kuria¬ tier wie die beyden Horatier, unten vor der Stadt Rom begraben, wo der Kampf geschah und wo auch ihre Monumente standen: indessen läſst sich wohl den¬ ken, daſs die neuen Albaner aus altem Patriotismus ihren braven Landsleuten hier ein neues Denkmahl errichteten, als unten die alten verfallen waren. We¬ nigstens ist nicht einzusehen, wozu das Ding mit den drey Spitzen sonst sollte aufgeführt seyn. Ein Kastell zur Vertheidigung des Weges wäre das Einzige, wozu man es machen könnte; aber dazu hat es nicht die Gestalt.
In Albano fand mein Franzose Bekannte, bey de¬ nen er einkehrte, und ich lieſs mich auf die Post bringen, welche das beste Wirthshaus ist. Sobald ich abgelegt hatte, trat ein artiger junger Mann zu mir ins Zimmer, der aus der Gegend war und mit vieler Gutmüthigkeit mir die Unterhaltung machte. Mit ihm wandelte ich noch etwas in der schönen Gegend hin und her, und namentlich an das Monument, von des¬ sen Alterthum er indessen auch nicht sonderlich über¬
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[166/0192]
danken die Albaner, machen keinen groſsen Unter¬
schied; und es ist wenigstens niemand in der Gegend,
der ein näheres Recht auf Alba longa hätte als sie.
Wir wollen sie also in dem ruhigen Besitz lassen. Die
jetzige Stadt scheint zur Zeit der ersten Cäsarn aus
einigen Villen entstanden zu seyn, von denen die des
Pompejus die vorzüglichste war. Dadurch sieht es
nun freylich um das Monument der Kuriatier miſslich
aus, das auf dem Wege nach Aricia steht, und wel¬
ches mir überhaupt ein ziemlich gothisches Ansehen
hat. Nach der Geschichte sind alle, die drey Kuria¬
tier wie die beyden Horatier, unten vor der Stadt
Rom begraben, wo der Kampf geschah und wo auch
ihre Monumente standen: indessen läſst sich wohl den¬
ken, daſs die neuen Albaner aus altem Patriotismus
ihren braven Landsleuten hier ein neues Denkmahl
errichteten, als unten die alten verfallen waren. We¬
nigstens ist nicht einzusehen, wozu das Ding mit den
drey Spitzen sonst sollte aufgeführt seyn. Ein Kastell
zur Vertheidigung des Weges wäre das Einzige, wozu
man es machen könnte; aber dazu hat es nicht die
Gestalt.
In Albano fand mein Franzose Bekannte, bey de¬
nen er einkehrte, und ich lieſs mich auf die Post
bringen, welche das beste Wirthshaus ist. Sobald ich
abgelegt hatte, trat ein artiger junger Mann zu mir
ins Zimmer, der aus der Gegend war und mit vieler
Gutmüthigkeit mir die Unterhaltung machte. Mit ihm
wandelte ich noch etwas in der schönen Gegend hin
und her, und namentlich an das Monument, von des¬
sen Alterthum er indessen auch nicht sonderlich über¬
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/192>, abgerufen am 28.11.2024.
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