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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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erlaube ich mir hier darauf aufmerksam zu machen, dass eine erfolgreiche Untersuchung Mindanao's nur am Besten von Butuan aus vorgenommen werden könnte. In diesem christlichen Dorfe, oder noch besser in dem schon ganz im Sumpfgebiete des Agusan liegenden Dorfe Linao würde der Naturforscher seine Hauptstation zu nehmen haben. Von hier aus würde er nach allen Richtungen in das Innere von Mindanao ungehindert--soweit ihn eben seine eigne Klugheit und Energie tragen--vordringen können bis an jenen schmalen von Muhamedanern eingenommenen Küstengürtel heran, welchen man von dem Meere aus nur sehr schwer durchbricht. Der Vulcan von Davao würde zwar bequemer von Davao selbst, dem Sitze eines Militair-Gouverneurs, zu erreichen sein; aber dennoch eignet sich meiner Erfahrung nach das Land der Manobo's vom Agusan--oder Linao und Butuan--besser zum Ausgangspunkt, da dem Reisenden von hier aus das Vordringen nach allen Radien hin ermöglicht wird, während ihm von Davao aus eine ganz bestimmte Route vorgeschrieben wäre. Ausserdem ist eine Communication von Davao aus mit Manila, Cebu oder selbst Zamboanga nur sehr schwer möglich; während der Reisende in Butuan immer Gelegenheit in kleinen Booten findet, die ihn ohne alle Gefahr nach Cebu in wenig Tagen bringen können.

Anmerkung 5. Man findet auf allen Karten einen Vulcan auf Siquijor--oder Isla de Fuegos--angegeben, der entschieden nicht vorhanden ist. Sollte vielleicht der Vulcan von Negros Grund zu solchem Irrthum gegeben haben?

Anmerkung 6. In Bezug auf die Angaben über die Ausbrüche der verschiedenen Vulcane der Philippinen finden sich einige Widersprüche in älteren Werken. Auf diese werde ich vielleicht in meinem Reisewerke zurückkommen. Ganz unerklärlich bleibt mir aber die Auslassung des Ausbruches eines Vulcanes dicht bei Jolo, obgleich die beiden Berge, welche mit jenem zugleich zum Ausbruch gekommen sein sollen, nemlich der Aringay und der Serangani, in Buch's Werk über die canarischen Inseln, in den Atlanten und Handbüchern ausnahmslos aufgenommen worden sind. Alle Angaben der späteren Schriftsteller, von Mallat, Chamisso, Juan de la Concepcion etc. lassen sich zunächst auf die eine Quelle des P. Murillo Velarde, dessen Geschichte der Philippinen 1749 edirt wurde, zurückführen. Dieser Autor sagt pag. 124 "Todo nacio de aver rebentado a un mismo tiempo tres Vulcanes, uno en Sanguil, otro en Jolo, y otro en los Ygolotes de Ylocos". In dem 1604 erschienenen Werke des Padre Chirino "Historia de las Islas Philipinas" finden sich gar keine Angaben über die Vulcane, und P. Combes erwähnt (1667) wohl den Vulcan Sangil und den von Buhayen oder Serangani, aber nicht den von Jolo. Will man aber den späteren Angaben des P. Murillo keinen Glauben schenken, bloss desshalb, weil die älteren uns zu Gebote stehenden Autoren nichts darüber sagen, so muss man vor Allem auch den Vulcan von

erlaube ich mir hier darauf aufmerksam zu machen, dass eine erfolgreiche Untersuchung Mindanao’s nur am Besten von Butuan aus vorgenommen werden könnte. In diesem christlichen Dorfe, oder noch besser in dem schon ganz im Sumpfgebiete des Agusan liegenden Dorfe Linao würde der Naturforscher seine Hauptstation zu nehmen haben. Von hier aus würde er nach allen Richtungen in das Innere von Mindanao ungehindert—soweit ihn eben seine eigne Klugheit und Energie tragen—vordringen können bis an jenen schmalen von Muhamedanern eingenommenen Küstengürtel heran, welchen man von dem Meere aus nur sehr schwer durchbricht. Der Vulcan von Davao würde zwar bequemer von Davao selbst, dem Sitze eines Militair-Gouverneurs, zu erreichen sein; aber dennoch eignet sich meiner Erfahrung nach das Land der Manobo’s vom Agusan—oder Linao und Butuan—besser zum Ausgangspunkt, da dem Reisenden von hier aus das Vordringen nach allen Radien hin ermöglicht wird, während ihm von Davao aus eine ganz bestimmte Route vorgeschrieben wäre. Ausserdem ist eine Communication von Davao aus mit Manila, Cebú oder selbst Zamboanga nur sehr schwer möglich; während der Reisende in Butuan immer Gelegenheit in kleinen Booten findet, die ihn ohne alle Gefahr nach Cebú in wenig Tagen bringen können.

Anmerkung 5. Man findet auf allen Karten einen Vulcan auf Siquijor—oder Isla de Fuegos—angegeben, der entschieden nicht vorhanden ist. Sollte vielleicht der Vulcan von Negros Grund zu solchem Irrthum gegeben haben?

Anmerkung 6. In Bezug auf die Angaben über die Ausbrüche der verschiedenen Vulcane der Philippinen finden sich einige Widersprüche in älteren Werken. Auf diese werde ich vielleicht in meinem Reisewerke zurückkommen. Ganz unerklärlich bleibt mir aber die Auslassung des Ausbruches eines Vulcanes dicht bei Joló, obgleich die beiden Berge, welche mit jenem zugleich zum Ausbruch gekommen sein sollen, nemlich der Aringay und der Serangani, in Buch’s Werk über die canarischen Inseln, in den Atlanten und Handbüchern ausnahmslos aufgenommen worden sind. Alle Angaben der späteren Schriftsteller, von Mallat, Chamisso, Juan de la Concepcion etc. lassen sich zunächst auf die eine Quelle des P. Murillo Velarde, dessen Geschichte der Philippinen 1749 edirt wurde, zurückführen. Dieser Autor sagt pag. 124 “Todo nacio de aver rebentado à un mismo tiempo tres Vulcanes, uno en Sanguil, otro en Joló, y otro en los Ygolotes de Ylocos”. In dem 1604 erschienenen Werke des Padre Chirino “Historia de las Islas Philipinas” finden sich gar keine Angaben über die Vulcane, und P. Combes erwähnt (1667) wohl den Vulcan Sangil und den von Buhayen oder Serangani, aber nicht den von Joló. Will man aber den späteren Angaben des P. Murillo keinen Glauben schenken, bloss desshalb, weil die älteren uns zu Gebote stehenden Autoren nichts darüber sagen, so muss man vor Allem auch den Vulcan von

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/99>, abgerufen am 12.05.2024.