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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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Laufe der Jahre hauptsächlich in Manila nieder. Durch ihre Heirathen untereinander und mit den Eingebornen entstand theils die Classe der sogenannten Hijo's del Pais, den von 2 ganz spanischen Eltern stammenden Kindern ungemischten Blutes, und die eigentlichen Mestizen, in deren Gesichtszügen die meist tagalische Mutter immer einige Spuren ihrer Race zurückliess. Zahlreicher aber und an manchen Orten auch durch ihre grosse Strebsamkeit wichtiger sind die aus der Vermischung der Malaien und Chinesen hervorgegangenen Mischlinge, die sogenannten Mestizos de Sangley, welche unter dem Einflusse der aus Europa eingeführten Cultur und angetrieben durch die ihnen von väterlicher Seite her mitgegebene Rührigkeit bald einen Einfluss im commerciellen Verkehr des Landes erlangten, der dem der spanischen Mestizen gewiss völlig gleichsteht. Leider ist aus den alljährlich in Manila publicirten Zählungen nicht zu sehen, wie viele spanische Mestizen dort leben, und ebenso leidet gewiss auch jede Angabe über die Menge der chinesischen Mestizen an demselben Mangel, wie er überhaupt dem dort geübten System der Zählung nach Tributos anklebt. Nach dem in der "Guia de forasteros" für 1864 publicirten Census würden sich in den 3 Provinzen Manila, Cavite und Pampanga fast 45,000 chinesische Mestizen befinden, gegen eine einheimische Bevölkerung von etwa 226,000 tributpflichtigen Individuen. Es lässt sich hieraus schon der grosse Einfluss entnehmen, den jene thätige und intelligente Race auf den Verkehr sowohl wie auf den Geist des Volkes üben muss; noch bezeichnender aber ist in der ersten Richtung wohl das Factum, dass das grösste Bankgeschäft in Manila, das Haus Tuason, einen Chinesen zum Begründer hatte und auch bis jetzt immer in den Händen seiner Kinder und Kindeskinder geblieben ist, die er mit einer Tagalin oder Mestizin erzeugt hatte. Alle diese Mischlinge zeichnet aber nicht blos die grössere körperliche Rührigkeit, das Bedürfniss nach Ansammlung von Reichthum, grössere und edlere Genussfähigkeit aus, als sie den rein malaiischen indolenten Eingebornen eigen zu sein pflegen; sondern auch in intellectueller Beziehung stehen sie weit über ihnen. Es dürfte schwer sein, in dieser Classe Individuen zu finden, welche nicht des Lesens und Schreibens kundig wären. Das ihnen innewohnende Bedürfniss nach höherer geistiger Ausbildung spricht sich in den von Tag zu Tag

Laufe der Jahre hauptsächlich in Manila nieder. Durch ihre Heirathen untereinander und mit den Eingebornen entstand theils die Classe der sogenannten Hijo’s del Pais, den von 2 ganz spanischen Eltern stammenden Kindern ungemischten Blutes, und die eigentlichen Mestizen, in deren Gesichtszügen die meist tagalische Mutter immer einige Spuren ihrer Race zurückliess. Zahlreicher aber und an manchen Orten auch durch ihre grosse Strebsamkeit wichtiger sind die aus der Vermischung der Malaien und Chinesen hervorgegangenen Mischlinge, die sogenannten Mestizos de Sangley, welche unter dem Einflusse der aus Europa eingeführten Cultur und angetrieben durch die ihnen von väterlicher Seite her mitgegebene Rührigkeit bald einen Einfluss im commerciellen Verkehr des Landes erlangten, der dem der spanischen Mestizen gewiss völlig gleichsteht. Leider ist aus den alljährlich in Manila publicirten Zählungen nicht zu sehen, wie viele spanische Mestizen dort leben, und ebenso leidet gewiss auch jede Angabe über die Menge der chinesischen Mestizen an demselben Mangel, wie er überhaupt dem dort geübten System der Zählung nach Tributos anklebt. Nach dem in der “Guia de forasteros” für 1864 publicirten Census würden sich in den 3 Provinzen Manila, Cavite und Pampanga fast 45,000 chinesische Mestizen befinden, gegen eine einheimische Bevölkerung von etwa 226,000 tributpflichtigen Individuen. Es lässt sich hieraus schon der grosse Einfluss entnehmen, den jene thätige und intelligente Race auf den Verkehr sowohl wie auf den Geist des Volkes üben muss; noch bezeichnender aber ist in der ersten Richtung wohl das Factum, dass das grösste Bankgeschäft in Manila, das Haus Tuason, einen Chinesen zum Begründer hatte und auch bis jetzt immer in den Händen seiner Kinder und Kindeskinder geblieben ist, die er mit einer Tagalin oder Mestizin erzeugt hatte. Alle diese Mischlinge zeichnet aber nicht blos die grössere körperliche Rührigkeit, das Bedürfniss nach Ansammlung von Reichthum, grössere und edlere Genussfähigkeit aus, als sie den rein malaiischen indolenten Eingebornen eigen zu sein pflegen; sondern auch in intellectueller Beziehung stehen sie weit über ihnen. Es dürfte schwer sein, in dieser Classe Individuen zu finden, welche nicht des Lesens und Schreibens kundig wären. Das ihnen innewohnende Bedürfniss nach höherer geistiger Ausbildung spricht sich in den von Tag zu Tag

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[92/0092] Laufe der Jahre hauptsächlich in Manila nieder. Durch ihre Heirathen untereinander und mit den Eingebornen entstand theils die Classe der sogenannten Hijo’s del Pais, den von 2 ganz spanischen Eltern stammenden Kindern ungemischten Blutes, und die eigentlichen Mestizen, in deren Gesichtszügen die meist tagalische Mutter immer einige Spuren ihrer Race zurückliess. Zahlreicher aber und an manchen Orten auch durch ihre grosse Strebsamkeit wichtiger sind die aus der Vermischung der Malaien und Chinesen hervorgegangenen Mischlinge, die sogenannten Mestizos de Sangley, welche unter dem Einflusse der aus Europa eingeführten Cultur und angetrieben durch die ihnen von väterlicher Seite her mitgegebene Rührigkeit bald einen Einfluss im commerciellen Verkehr des Landes erlangten, der dem der spanischen Mestizen gewiss völlig gleichsteht. Leider ist aus den alljährlich in Manila publicirten Zählungen nicht zu sehen, wie viele spanische Mestizen dort leben, und ebenso leidet gewiss auch jede Angabe über die Menge der chinesischen Mestizen an demselben Mangel, wie er überhaupt dem dort geübten System der Zählung nach Tributos anklebt. Nach dem in der “Guia de forasteros” für 1864 publicirten Census würden sich in den 3 Provinzen Manila, Cavite und Pampanga fast 45,000 chinesische Mestizen befinden, gegen eine einheimische Bevölkerung von etwa 226,000 tributpflichtigen Individuen. Es lässt sich hieraus schon der grosse Einfluss entnehmen, den jene thätige und intelligente Race auf den Verkehr sowohl wie auf den Geist des Volkes üben muss; noch bezeichnender aber ist in der ersten Richtung wohl das Factum, dass das grösste Bankgeschäft in Manila, das Haus Tuason, einen Chinesen zum Begründer hatte und auch bis jetzt immer in den Händen seiner Kinder und Kindeskinder geblieben ist, die er mit einer Tagalin oder Mestizin erzeugt hatte. Alle diese Mischlinge zeichnet aber nicht blos die grössere körperliche Rührigkeit, das Bedürfniss nach Ansammlung von Reichthum, grössere und edlere Genussfähigkeit aus, als sie den rein malaiischen indolenten Eingebornen eigen zu sein pflegen; sondern auch in intellectueller Beziehung stehen sie weit über ihnen. Es dürfte schwer sein, in dieser Classe Individuen zu finden, welche nicht des Lesens und Schreibens kundig wären. Das ihnen innewohnende Bedürfniss nach höherer geistiger Ausbildung spricht sich in den von Tag zu Tag

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/92>, abgerufen am 24.11.2024.