Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Ausbruch gekommen sein. Beide sind jetzt jedenfalls als ruhende Vulcane zu bezeichnen, während der Vulcan von Serangani auch noch auf den neuesten Karten als activer Feuerberg bezeichnet wird. Nicht ganz genügend lassen sich die widersprechenden Nachrichten über die beiden andern Vulcane vereinigen. Während dieser Reisende nur den Vulcan von Davao, ein anderer jenen von Sujut (oder Pollok) gesehen zu haben meint, sprechen abermals Andere von einem feuerspeienden Berge, den sie zwar vom Hafen von Pollok aus--also in der Nähe der Illanosbucht--gesehen haben wollen, während sie ihm doch seine Lage in der schon oben erwähnten Bahia de Tagloc3--dem Meerbusen von Davao--zuweisen. Wäre die Meinung der letzteren richtig, so würden somit der Vulcan von Sujut und von Davao in einen zusammenfallen. Aus eigener Anschauung kann ich leider nur über den von Davao berichten: doch kann auch ich mich nicht rühmen, meinen Fuss auf seinen Boden gesetzt zu haben; denn nur aus grosser Entfernung konnte ich seinen Doppelkegel erblicken. Lange schon hatte ich mich bemüht, genaue Nachrichten von den spanischen Priestern und Beamten über Mindanao einzuziehen; im Jahr 1859 hatte ich einen vergeblichen Versuch gemacht, von Zamboanga an der Südwestspitze der Insel aus, tiefer in die ganz von Muhamedanern bewohnten Gegenden der Südküste einzudringen, und auch im Jahr 1864, dem letzten meines Aufenthaltes auf den Philippinen, war es mir unmöglich einen genaueren Reiseplan über ein Vordringen vom Norden4 her zu entwerfen, da alle specielleren Anhaltspuncte zur Fixirung eines solchen fehlten. So wurde ich denn auch durch die Schwierigkeit des Vordringens so lange aufgehalten, und die entworfene Reiseroute zuerst durch die Cholera, nachher an der Ostküste von Mindanao durch eine Expedition von Piraten dergestalt verändert, dass ich wegen Mangels an Schuhen vom weiteren Vordringen über die unwegsamen Wege des Innern abstehen musste, als ich schon den nach der Messung eines spanischen Officiers etwa 8000' hohen Berg in ungefähr 30-40 Seemeilen Entfernung vor mir liegen sah; und ich musste mich mit dem Bewusstsein begnügen, seine geographische Lage wenigstens annähernd soweit bestimmt zu haben, dass eine ähnliche Bestimmung des von Pollok aus gesehenen Berges Aufschluss über die oben geäusserten Zweifel geben würde.

Ausbruch gekommen sein. Beide sind jetzt jedenfalls als ruhende Vulcane zu bezeichnen, während der Vulcan von Serangani auch noch auf den neuesten Karten als activer Feuerberg bezeichnet wird. Nicht ganz genügend lassen sich die widersprechenden Nachrichten über die beiden andern Vulcane vereinigen. Während dieser Reisende nur den Vulcan von Davao, ein anderer jenen von Sujut (oder Pollok) gesehen zu haben meint, sprechen abermals Andere von einem feuerspeienden Berge, den sie zwar vom Hafen von Pollok aus—also in der Nähe der Illanosbucht—gesehen haben wollen, während sie ihm doch seine Lage in der schon oben erwähnten Bahia de Tagloc3—dem Meerbusen von Davao—zuweisen. Wäre die Meinung der letzteren richtig, so würden somit der Vulcan von Sujut und von Davao in einen zusammenfallen. Aus eigener Anschauung kann ich leider nur über den von Davao berichten: doch kann auch ich mich nicht rühmen, meinen Fuss auf seinen Boden gesetzt zu haben; denn nur aus grosser Entfernung konnte ich seinen Doppelkegel erblicken. Lange schon hatte ich mich bemüht, genaue Nachrichten von den spanischen Priestern und Beamten über Mindanao einzuziehen; im Jahr 1859 hatte ich einen vergeblichen Versuch gemacht, von Zamboanga an der Südwestspitze der Insel aus, tiefer in die ganz von Muhamedanern bewohnten Gegenden der Südküste einzudringen, und auch im Jahr 1864, dem letzten meines Aufenthaltes auf den Philippinen, war es mir unmöglich einen genaueren Reiseplan über ein Vordringen vom Norden4 her zu entwerfen, da alle specielleren Anhaltspuncte zur Fixirung eines solchen fehlten. So wurde ich denn auch durch die Schwierigkeit des Vordringens so lange aufgehalten, und die entworfene Reiseroute zuerst durch die Cholera, nachher an der Ostküste von Mindanao durch eine Expedition von Piraten dergestalt verändert, dass ich wegen Mangels an Schuhen vom weiteren Vordringen über die unwegsamen Wege des Innern abstehen musste, als ich schon den nach der Messung eines spanischen Officiers etwa 8000′ hohen Berg in ungefähr 30–40 Seemeilen Entfernung vor mir liegen sah; und ich musste mich mit dem Bewusstsein begnügen, seine geographische Lage wenigstens annähernd soweit bestimmt zu haben, dass eine ähnliche Bestimmung des von Pollok aus gesehenen Berges Aufschluss über die oben geäusserten Zweifel geben würde.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0009" n="9"/>
Ausbruch gekommen sein. Beide
                     sind jetzt jedenfalls als ruhende Vulcane zu bezeichnen, während der Vulcan
                     von Serangani auch noch auf den neuesten Karten als activer Feuerberg bezeichnet
                     wird. Nicht ganz genügend lassen sich die widersprechenden Nachrichten
                     über die beiden andern Vulcane vereinigen. Während <hi rendition="#g">dieser</hi> Reisende nur den Vulcan von Davao, ein <hi rendition="#g">anderer</hi> jenen von Sujut (oder Pollok) gesehen zu haben meint, sprechen
                     abermals Andere von einem feuerspeienden Berge, den sie zwar vom Hafen von
                     Pollok aus&#x2014;also in der Nähe der Illanosbucht&#x2014;gesehen haben
                     wollen, während sie ihm doch seine Lage in der schon oben erwähnten
                     Bahia de Tagloc<note xml:id="n1.3-sign" n="3" place="end" next="n1.3"/>&#x2014;dem Meerbusen von Davao&#x2014;zuweisen. Wäre die Meinung der
                     letzteren richtig, so würden somit der Vulcan von Sujut und von Davao in
                     einen zusammenfallen. Aus eigener Anschauung kann ich leider nur über den
                     von Davao berichten: doch kann auch ich mich nicht rühmen, meinen Fuss auf
                     seinen Boden gesetzt zu haben; denn nur aus grosser Entfernung konnte ich seinen
                     Doppelkegel erblicken. Lange schon hatte ich mich bemüht, genaue
                     Nachrichten von den spanischen Priestern und Beamten über Mindanao
                     einzuziehen; im Jahr 1859 hatte ich einen vergeblichen Versuch gemacht, von
                     Zamboanga an der Südwestspitze der Insel aus, tiefer in die ganz von
                     Muhamedanern bewohnten Gegenden der Südküste einzudringen, und auch im
                     Jahr 1864, dem letzten meines Aufenthaltes auf den Philippinen, war es mir
                     unmöglich einen genaueren Reiseplan über ein Vordringen vom
                         Norden<note xml:id="n1.4-sign" n="4" place="end" next="n1.4"/> her zu
                     entwerfen, da alle specielleren Anhaltspuncte zur Fixirung eines solchen
                     fehlten. So wurde ich denn auch durch die Schwierigkeit des Vordringens so lange
                     aufgehalten, und die entworfene Reiseroute zuerst durch die Cholera, nachher an
                     der Ostküste von Mindanao durch eine Expedition von Piraten dergestalt
                     verändert, dass ich wegen Mangels an Schuhen vom weiteren Vordringen
                     über die unwegsamen Wege des Innern abstehen musste, als ich schon den nach
                     der Messung eines spanischen Officiers etwa 8000&#x2032; hohen Berg in
                     ungefähr 30&#x2013;40 Seemeilen Entfernung vor mir liegen sah; und ich
                     musste mich mit dem Bewusstsein begnügen, seine geographische Lage
                     wenigstens annähernd soweit bestimmt zu haben, dass eine ähnliche
                     Bestimmung des von Pollok aus gesehenen Berges Aufschluss über die oben
                     geäusserten Zweifel geben würde.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0009] Ausbruch gekommen sein. Beide sind jetzt jedenfalls als ruhende Vulcane zu bezeichnen, während der Vulcan von Serangani auch noch auf den neuesten Karten als activer Feuerberg bezeichnet wird. Nicht ganz genügend lassen sich die widersprechenden Nachrichten über die beiden andern Vulcane vereinigen. Während dieser Reisende nur den Vulcan von Davao, ein anderer jenen von Sujut (oder Pollok) gesehen zu haben meint, sprechen abermals Andere von einem feuerspeienden Berge, den sie zwar vom Hafen von Pollok aus—also in der Nähe der Illanosbucht—gesehen haben wollen, während sie ihm doch seine Lage in der schon oben erwähnten Bahia de Tagloc ³ —dem Meerbusen von Davao—zuweisen. Wäre die Meinung der letzteren richtig, so würden somit der Vulcan von Sujut und von Davao in einen zusammenfallen. Aus eigener Anschauung kann ich leider nur über den von Davao berichten: doch kann auch ich mich nicht rühmen, meinen Fuss auf seinen Boden gesetzt zu haben; denn nur aus grosser Entfernung konnte ich seinen Doppelkegel erblicken. Lange schon hatte ich mich bemüht, genaue Nachrichten von den spanischen Priestern und Beamten über Mindanao einzuziehen; im Jahr 1859 hatte ich einen vergeblichen Versuch gemacht, von Zamboanga an der Südwestspitze der Insel aus, tiefer in die ganz von Muhamedanern bewohnten Gegenden der Südküste einzudringen, und auch im Jahr 1864, dem letzten meines Aufenthaltes auf den Philippinen, war es mir unmöglich einen genaueren Reiseplan über ein Vordringen vom Norden ⁴ her zu entwerfen, da alle specielleren Anhaltspuncte zur Fixirung eines solchen fehlten. So wurde ich denn auch durch die Schwierigkeit des Vordringens so lange aufgehalten, und die entworfene Reiseroute zuerst durch die Cholera, nachher an der Ostküste von Mindanao durch eine Expedition von Piraten dergestalt verändert, dass ich wegen Mangels an Schuhen vom weiteren Vordringen über die unwegsamen Wege des Innern abstehen musste, als ich schon den nach der Messung eines spanischen Officiers etwa 8000′ hohen Berg in ungefähr 30–40 Seemeilen Entfernung vor mir liegen sah; und ich musste mich mit dem Bewusstsein begnügen, seine geographische Lage wenigstens annähernd soweit bestimmt zu haben, dass eine ähnliche Bestimmung des von Pollok aus gesehenen Berges Aufschluss über die oben geäusserten Zweifel geben würde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/9
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/9>, abgerufen am 19.04.2024.