Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.nur 2 Realen = 1 Gulden kosteten und ihrer Billigkeit wegen als Handelsartikel nach Mexiko geführt wurden. Von Indien, Malacca, den Molucken erhielten die Manilesen männliche und weibliche Sclaven, die sich trefflich zu allen häuslichen Geschäften brauchen liessen, ferner die Gewürze, kostbare Steine, Elfenbein, Teppiche und Perlen. Japan endlich sandte Mehl, Weizen, Silber, Metalle, Salpeter und Waffen "und viele andere Merkwürdigkeiten: was Alles den Menschen das Bewohnen dieses Landes bequem und begehrenswerth gemacht hat und noch macht: und in der That ist es ein anderes Tirus gleich dem von Ezechiel so gepriesenen." Dieser Ausspruch des glaubwürdigen Jesuiten zeigt wohl besser als eine lange Aufzählung die Bedeutung, welche schon im Jahre 1604, also nur 33 Jahre nach der Landung Legaspi's in Cebu, der Handel von Manila für den Gesammtverkehr der Nationen gewonnen hatte. Noch waren China so wenig wie Japan mit den Völkern des Westens in direkte Verbindung getreten. Der portugiesischen Eroberung von Malacca und den Molucken waren beständige Unruhen und Kriege, keine den Handel ermunternde Periode der Ruhe gefolgt. Im Jahre 1611 erst langte der erste holländische Gouverneur in Bantam an, von wo aus seit 1602 ein ziemlich lebhafter Handel mit den Engländern in Achin eröffnet worden war. Dagegen hatte Manila schon seit 1512 fast völliger Ruhe genossen--mit einziger Ausnahme des Ueberfalls durch den chinesischen Piraten Limahon. Der schöne, gegen den Nord-Ost-Monsun vollständig geschützte Hafen, die günstige Lage gegenüber China, Japan und den hinterindischen Inseln und vor Allem die direkten, durch die sogenannte Nao oder die Silberflotte vermittelten Beziehungen zu Neu-Spanien machten die Hauptstadt der Philippinen rasch zu dem Ausfuhrhafen jener östlichen Länder. Nur äusserst gering war der ursprüngliche Antheil, welchen die Provinzen von Luzon oder der Visaya's an jenem Handel nahmen. So war Manila fast bis in den Anfang unseres Jahrhunderts hinein ein Stapelplatz für die östlichen Producte, welche hier gegen das von Mexiko eingeführte Silber eingetauscht wurden. Schon die ersten Expeditionen, welche Carl V. ausgesendet hatte, fassten auch den Handel mit den neu zu entdeckenden Ländern in's Auge; wie sie selbst ja ursprünglich aus dem Wunsche nur 2 Realen = 1 Gulden kosteten und ihrer Billigkeit wegen als Handelsartikel nach Mexiko geführt wurden. Von Indien, Malacca, den Molucken erhielten die Manilesen männliche und weibliche Sclaven, die sich trefflich zu allen häuslichen Geschäften brauchen liessen, ferner die Gewürze, kostbare Steine, Elfenbein, Teppiche und Perlen. Japan endlich sandte Mehl, Weizen, Silber, Metalle, Salpeter und Waffen “und viele andere Merkwürdigkeiten: was Alles den Menschen das Bewohnen dieses Landes bequem und begehrenswerth gemacht hat und noch macht: und in der That ist es ein anderes Tirus gleich dem von Ezechiel so gepriesenen.” Dieser Ausspruch des glaubwürdigen Jesuiten zeigt wohl besser als eine lange Aufzählung die Bedeutung, welche schon im Jahre 1604, also nur 33 Jahre nach der Landung Legaspi’s in Cebú, der Handel von Manila für den Gesammtverkehr der Nationen gewonnen hatte. Noch waren China so wenig wie Japan mit den Völkern des Westens in direkte Verbindung getreten. Der portugiesischen Eroberung von Malacca und den Molucken waren beständige Unruhen und Kriege, keine den Handel ermunternde Periode der Ruhe gefolgt. Im Jahre 1611 erst langte der erste holländische Gouverneur in Bantam an, von wo aus seit 1602 ein ziemlich lebhafter Handel mit den Engländern in Achin eröffnet worden war. Dagegen hatte Manila schon seit 1512 fast völliger Ruhe genossen—mit einziger Ausnahme des Ueberfalls durch den chinesischen Piraten Limahon. Der schöne, gegen den Nord-Ost-Monsun vollständig geschützte Hafen, die günstige Lage gegenüber China, Japan und den hinterindischen Inseln und vor Allem die direkten, durch die sogenannte Nao oder die Silberflotte vermittelten Beziehungen zu Neu-Spanien machten die Hauptstadt der Philippinen rasch zu dem Ausfuhrhafen jener östlichen Länder. Nur äusserst gering war der ursprüngliche Antheil, welchen die Provinzen von Luzon oder der Visaya’s an jenem Handel nahmen. So war Manila fast bis in den Anfang unseres Jahrhunderts hinein ein Stapelplatz für die östlichen Producte, welche hier gegen das von Mexiko eingeführte Silber eingetauscht wurden. 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Japan endlich sandte Mehl, Weizen, Silber, Metalle, Salpeter und Waffen “und viele andere Merkwürdigkeiten: was Alles den Menschen das Bewohnen dieses Landes bequem und begehrenswerth gemacht hat und noch macht: und in der That ist es ein anderes Tirus gleich dem von Ezechiel so gepriesenen.” </p> <p>Dieser Ausspruch des glaubwürdigen Jesuiten zeigt wohl besser als eine lange Aufzählung die Bedeutung, welche schon im Jahre 1604, also nur 33 Jahre nach der Landung Legaspi’s in Cebú, der Handel von Manila für den Gesammtverkehr der Nationen gewonnen hatte. Noch waren China so wenig wie Japan mit den Völkern des Westens in direkte Verbindung getreten. Der portugiesischen Eroberung von Malacca und den Molucken waren beständige Unruhen und Kriege, keine den Handel ermunternde Periode der Ruhe gefolgt. Im Jahre 1611 erst langte der erste holländische Gouverneur in Bantam an, von wo aus seit 1602 ein ziemlich lebhafter Handel mit den Engländern in Achin eröffnet worden war. Dagegen hatte Manila schon seit 1512 fast völliger Ruhe genossen—mit einziger Ausnahme des Ueberfalls durch den chinesischen Piraten Limahon. Der schöne, gegen den Nord-Ost-Monsun vollständig geschützte Hafen, die günstige Lage gegenüber China, Japan und den hinterindischen Inseln und vor Allem die direkten, durch die sogenannte Nao oder die Silberflotte vermittelten Beziehungen zu Neu-Spanien machten die Hauptstadt der Philippinen rasch zu dem Ausfuhrhafen jener östlichen Länder. Nur äusserst gering war der ursprüngliche Antheil, welchen die Provinzen von Luzon oder der Visaya’s an jenem Handel nahmen. 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nur 2 Realen = 1 Gulden kosteten und ihrer Billigkeit wegen als Handelsartikel nach Mexiko geführt wurden. Von Indien, Malacca, den Molucken erhielten die Manilesen männliche und weibliche Sclaven, die sich trefflich zu allen häuslichen Geschäften brauchen liessen, ferner die Gewürze, kostbare Steine, Elfenbein, Teppiche und Perlen. Japan endlich sandte Mehl, Weizen, Silber, Metalle, Salpeter und Waffen “und viele andere Merkwürdigkeiten: was Alles den Menschen das Bewohnen dieses Landes bequem und begehrenswerth gemacht hat und noch macht: und in der That ist es ein anderes Tirus gleich dem von Ezechiel so gepriesenen.”
Dieser Ausspruch des glaubwürdigen Jesuiten zeigt wohl besser als eine lange Aufzählung die Bedeutung, welche schon im Jahre 1604, also nur 33 Jahre nach der Landung Legaspi’s in Cebú, der Handel von Manila für den Gesammtverkehr der Nationen gewonnen hatte. Noch waren China so wenig wie Japan mit den Völkern des Westens in direkte Verbindung getreten. Der portugiesischen Eroberung von Malacca und den Molucken waren beständige Unruhen und Kriege, keine den Handel ermunternde Periode der Ruhe gefolgt. Im Jahre 1611 erst langte der erste holländische Gouverneur in Bantam an, von wo aus seit 1602 ein ziemlich lebhafter Handel mit den Engländern in Achin eröffnet worden war. Dagegen hatte Manila schon seit 1512 fast völliger Ruhe genossen—mit einziger Ausnahme des Ueberfalls durch den chinesischen Piraten Limahon. Der schöne, gegen den Nord-Ost-Monsun vollständig geschützte Hafen, die günstige Lage gegenüber China, Japan und den hinterindischen Inseln und vor Allem die direkten, durch die sogenannte Nao oder die Silberflotte vermittelten Beziehungen zu Neu-Spanien machten die Hauptstadt der Philippinen rasch zu dem Ausfuhrhafen jener östlichen Länder. Nur äusserst gering war der ursprüngliche Antheil, welchen die Provinzen von Luzon oder der Visaya’s an jenem Handel nahmen. So war Manila fast bis in den Anfang unseres Jahrhunderts hinein ein Stapelplatz für die östlichen Producte, welche hier gegen das von Mexiko eingeführte Silber eingetauscht wurden.
Schon die ersten Expeditionen, welche Carl V. ausgesendet hatte, fassten auch den Handel mit den neu zu entdeckenden Ländern in’s Auge; wie sie selbst ja ursprünglich aus dem Wunsche
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