Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Bauchhöhle membranartig geronnenes und flüssiges Exsudat.
In der Peripherie der Leber, und zwar nahe der unteren
Fläche, eine erbsengrosse, mit starrem, gelblichem Exsudate
infiltrirte Stelle. Der Uterus wie in Nr. 4 beschaffen, nur ist
die Infiltration und Necrose noch beträchtlicher. Mehrere Ve-
nen von beträchtlicher Dicke zwischen dem Uteruskörper und
dem rechten Horn mit starrem, gelbem Exsudate vollgepfropft.

Siebenter Versuch: Am 16. Juni, einige Stunden
nach dem Wurfe. Der Pinsel wurde mit dem Eiter aus einem
Abscesse zwischen den Rippen, der sich in der Leiche eines
an Cholera verstorbenen Irren vorfand, benetzt.

Die Einpinselung wurde bis zum 3. Juli täglich vorge-
nommen. Das Thier blieb gesund und warf am 18. Juli zum
zweiten Male.

Das Experiment wird nun in der Art modificirt, dass
man sich nicht mehr eines Pinsels bedient, um eine mecha-
nische Verletzung zu vermeiden. Die Flüssigkeit wird mittelst
einer Tripperspritze mit einem drei Zoll langen Rohre in die
Geschlechtstheile gebracht. Gleich nach dem Einspritzen presst
das Thier die Flüssigkeit wieder aus. Die Einspritzung wird
täglich einmal bis zum 24. Juli vorgenommen. Das Thier ma-
gerte ab, und wurde am 29. Juli todt gefunden.

Section: In beiden Brusthöhlen etwas gelbes, dickflüs-
siges Exsudat, in der Bauchhöhle an zwei Unzen zum Theile
membranös geronnenes Exsudat, der Uterus normal, blass,
kein Exsudat auf seiner Schleimhaut.

Achter Versuch: Am 24. Juni dasselbe Thier, wel-
ches zum vierten Versuche benützt wurde. Die Einpinselung
geschah täglich vom 24. Juni bis 8. Juli. Das Thier ma-
gerte sehr stark ab, bekam Diarrhöe und wurde am 25. Juli
todt gefunden.

Section: In der Bauchhöhle etwas gelbliches Exsudat;
auf der hinteren Uteruswand eine dünne Schichte schmutzig-
gelben, innig haftenden Exsudates, in den Hörnern desselben
etwas flüssiges, schmutzig-grauröthliches Exsudat, an der

Bauchhöhle membranartig geronnenes und flüssiges Exsudat.
In der Peripherie der Leber, und zwar nahe der unteren
Fläche, eine erbsengrosse, mit starrem, gelblichem Exsudate
infiltrirte Stelle. Der Uterus wie in Nr. 4 beschaffen, nur ist
die Infiltration und Necrose noch beträchtlicher. Mehrere Ve-
nen von beträchtlicher Dicke zwischen dem Uteruskörper und
dem rechten Horn mit starrem, gelbem Exsudate vollgepfropft.

Siebenter Versuch: Am 16. Juni, einige Stunden
nach dem Wurfe. Der Pinsel wurde mit dem Eiter aus einem
Abscesse zwischen den Rippen, der sich in der Leiche eines
an Cholera verstorbenen Irren vorfand, benetzt.

Die Einpinselung wurde bis zum 3. Juli täglich vorge-
nommen. Das Thier blieb gesund und warf am 18. Juli zum
zweiten Male.

Das Experiment wird nun in der Art modificirt, dass
man sich nicht mehr eines Pinsels bedient, um eine mecha-
nische Verletzung zu vermeiden. Die Flüssigkeit wird mittelst
einer Tripperspritze mit einem drei Zoll langen Rohre in die
Geschlechtstheile gebracht. Gleich nach dem Einspritzen presst
das Thier die Flüssigkeit wieder aus. Die Einspritzung wird
täglich einmal bis zum 24. Juli vorgenommen. Das Thier ma-
gerte ab, und wurde am 29. Juli todt gefunden.

Section: In beiden Brusthöhlen etwas gelbes, dickflüs-
siges Exsudat, in der Bauchhöhle an zwei Unzen zum Theile
membranös geronnenes Exsudat, der Uterus normal, blass,
kein Exsudat auf seiner Schleimhaut.

Achter Versuch: Am 24. Juni dasselbe Thier, wel-
ches zum vierten Versuche benützt wurde. Die Einpinselung
geschah täglich vom 24. Juni bis 8. Juli. Das Thier ma-
gerte sehr stark ab, bekam Diarrhöe und wurde am 25. Juli
todt gefunden.

Section: In der Bauchhöhle etwas gelbliches Exsudat;
auf der hinteren Uteruswand eine dünne Schichte schmutzig-
gelben, innig haftenden Exsudates, in den Hörnern desselben
etwas flüssiges, schmutzig-grauröthliches Exsudat, an der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="79"/>
Bauchhöhle membranartig geronnenes und flüssiges Exsudat.<lb/>
In der Peripherie der Leber, und zwar nahe der unteren<lb/>
Fläche, eine erbsengrosse, mit starrem, gelblichem Exsudate<lb/>
infiltrirte Stelle. Der Uterus wie in Nr. 4 beschaffen, nur ist<lb/>
die Infiltration und Necrose noch beträchtlicher. Mehrere Ve-<lb/>
nen von beträchtlicher Dicke zwischen dem Uteruskörper und<lb/>
dem rechten Horn mit starrem, gelbem Exsudate vollgepfropft.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Siebenter Versuch</hi>: Am 16. Juni, einige Stunden<lb/>
nach dem Wurfe. Der Pinsel wurde mit dem Eiter aus einem<lb/>
Abscesse zwischen den Rippen, der sich in der Leiche eines<lb/>
an Cholera verstorbenen Irren vorfand, benetzt.</p><lb/>
        <p>Die Einpinselung wurde bis zum 3. Juli täglich vorge-<lb/>
nommen. Das Thier blieb gesund und warf am 18. Juli zum<lb/>
zweiten Male.</p><lb/>
        <p>Das Experiment wird nun in der Art modificirt, dass<lb/>
man sich nicht mehr eines Pinsels bedient, um eine mecha-<lb/>
nische Verletzung zu vermeiden. Die Flüssigkeit wird mittelst<lb/>
einer Tripperspritze mit einem drei Zoll langen Rohre in die<lb/>
Geschlechtstheile gebracht. Gleich nach dem Einspritzen presst<lb/>
das Thier die Flüssigkeit wieder aus. Die Einspritzung wird<lb/>
täglich einmal bis zum 24. Juli vorgenommen. Das Thier ma-<lb/>
gerte ab, und wurde am 29. Juli todt gefunden.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Section</hi>: In beiden Brusthöhlen etwas gelbes, dickflüs-<lb/>
siges Exsudat, in der Bauchhöhle an zwei Unzen zum Theile<lb/>
membranös geronnenes Exsudat, der Uterus normal, blass,<lb/>
kein Exsudat auf seiner Schleimhaut.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Achter Versuch</hi>: Am 24. Juni dasselbe Thier, wel-<lb/>
ches zum vierten Versuche benützt wurde. Die Einpinselung<lb/>
geschah täglich vom 24. Juni bis 8. Juli. Das Thier ma-<lb/>
gerte sehr stark ab, bekam Diarrhöe und wurde am 25. Juli<lb/>
todt gefunden.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Section</hi>: In der Bauchhöhle etwas gelbliches Exsudat;<lb/>
auf der hinteren Uteruswand eine dünne Schichte schmutzig-<lb/>
gelben, innig haftenden Exsudates, in den Hörnern desselben<lb/>
etwas flüssiges, schmutzig-grauröthliches Exsudat, an der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0091] Bauchhöhle membranartig geronnenes und flüssiges Exsudat. In der Peripherie der Leber, und zwar nahe der unteren Fläche, eine erbsengrosse, mit starrem, gelblichem Exsudate infiltrirte Stelle. Der Uterus wie in Nr. 4 beschaffen, nur ist die Infiltration und Necrose noch beträchtlicher. Mehrere Ve- nen von beträchtlicher Dicke zwischen dem Uteruskörper und dem rechten Horn mit starrem, gelbem Exsudate vollgepfropft. Siebenter Versuch: Am 16. Juni, einige Stunden nach dem Wurfe. Der Pinsel wurde mit dem Eiter aus einem Abscesse zwischen den Rippen, der sich in der Leiche eines an Cholera verstorbenen Irren vorfand, benetzt. Die Einpinselung wurde bis zum 3. Juli täglich vorge- nommen. Das Thier blieb gesund und warf am 18. Juli zum zweiten Male. Das Experiment wird nun in der Art modificirt, dass man sich nicht mehr eines Pinsels bedient, um eine mecha- nische Verletzung zu vermeiden. Die Flüssigkeit wird mittelst einer Tripperspritze mit einem drei Zoll langen Rohre in die Geschlechtstheile gebracht. Gleich nach dem Einspritzen presst das Thier die Flüssigkeit wieder aus. Die Einspritzung wird täglich einmal bis zum 24. Juli vorgenommen. Das Thier ma- gerte ab, und wurde am 29. Juli todt gefunden. Section: In beiden Brusthöhlen etwas gelbes, dickflüs- siges Exsudat, in der Bauchhöhle an zwei Unzen zum Theile membranös geronnenes Exsudat, der Uterus normal, blass, kein Exsudat auf seiner Schleimhaut. Achter Versuch: Am 24. Juni dasselbe Thier, wel- ches zum vierten Versuche benützt wurde. Die Einpinselung geschah täglich vom 24. Juni bis 8. Juli. Das Thier ma- gerte sehr stark ab, bekam Diarrhöe und wurde am 25. Juli todt gefunden. Section: In der Bauchhöhle etwas gelbliches Exsudat; auf der hinteren Uteruswand eine dünne Schichte schmutzig- gelben, innig haftenden Exsudates, in den Hörnern desselben etwas flüssiges, schmutzig-grauröthliches Exsudat, an der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/91
Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/91>, abgerufen am 05.05.2024.