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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Chlorwasser gewaschen werden, bevor zur Untersuchung eines
zweiten Individuums geschritten wird.

Diese, dieser traurigen Erfahrung entnommene Regel
beobachteten wir in der Folge, und es wurde nicht mehr durch
Uebertragung der Jauche von einem Individuum auf das an-
dere mittelst des untersuchenden Fingers das Kindbettfieber
verbreitet.

Der Träger der Cadaver- und Jauchetheile, durch welche
das Kindbettfieber an der ersten geburtshilflichen Klinik her-
vorgebracht wurde, war der untersuchende Finger.

Eine neue traurige Erfahrung überzeugte uns, dass der
Träger der zersetzten organischen Stoffe, welche das Kind-
bettfieber hervorbringen, auch die atmosphärische Luft sein
könne; im Monate November desselben Jahres wurde ein In-
dividuum mit verjauchender Caries des linken Kniegelenkes
aufgenommen; in ihren Genitalien war dieses Individuum voll-
kommen gesund; so dass der Finger, welcher sie untersuchte,
für die übrigen Individuen ungefährlich blieb. Aber die jau-
chigen Exhalationen des cariösen Kniegelenkes waren so be-
deutend, dass die Luft des Wochenzimmers, in welchem die-
ses Individuum das Wochenbett zugebracht, in hohem Grade
von denselben geschwängert war, und dadurch wurde bei
ihren Mitwöchnerinnen in dem Grade das Kindbettfieber her-
vorgerufen, dass beinahe sämmtliche in den Zimmern befind-
liche Wöchnerinnen starben. Die Rapporte der ersten Gebär-
klinik weisen im Monate November 11 und im Monate De-
cember 8 Todte aus, welche grösstentheils durch die jauchi-
gen Exhalationen obbenannten Individuums hervorgebracht
wurden.

Die mit Jauchetheilen geschwängerte atmosphärische Luft
des Wochenzimmers drang durch die nach der Geburt klaf-
fenden Genitalien in die Gebärmutterhöhle, dort wurden die
Jauchetheile resorbirt, und dadurch das Kindbettfieber her-
vorgerufen. In Zukunft wurde durch Absonderung solcher In-
dividuen ein ähnliches Unglück verhütet.

Chlorwasser gewaschen werden, bevor zur Untersuchung eines
zweiten Individuums geschritten wird.

Diese, dieser traurigen Erfahrung entnommene Regel
beobachteten wir in der Folge, und es wurde nicht mehr durch
Uebertragung der Jauche von einem Individuum auf das an-
dere mittelst des untersuchenden Fingers das Kindbettfieber
verbreitet.

Der Träger der Cadaver- und Jauchetheile, durch welche
das Kindbettfieber an der ersten geburtshilflichen Klinik her-
vorgebracht wurde, war der untersuchende Finger.

Eine neue traurige Erfahrung überzeugte uns, dass der
Träger der zersetzten organischen Stoffe, welche das Kind-
bettfieber hervorbringen, auch die atmosphärische Luft sein
könne; im Monate November desselben Jahres wurde ein In-
dividuum mit verjauchender Caries des linken Kniegelenkes
aufgenommen; in ihren Genitalien war dieses Individuum voll-
kommen gesund; so dass der Finger, welcher sie untersuchte,
für die übrigen Individuen ungefährlich blieb. Aber die jau-
chigen Exhalationen des cariösen Kniegelenkes waren so be-
deutend, dass die Luft des Wochenzimmers, in welchem die-
ses Individuum das Wochenbett zugebracht, in hohem Grade
von denselben geschwängert war, und dadurch wurde bei
ihren Mitwöchnerinnen in dem Grade das Kindbettfieber her-
vorgerufen, dass beinahe sämmtliche in den Zimmern befind-
liche Wöchnerinnen starben. Die Rapporte der ersten Gebär-
klinik weisen im Monate November 11 und im Monate De-
cember 8 Todte aus, welche grösstentheils durch die jauchi-
gen Exhalationen obbenannten Individuums hervorgebracht
wurden.

Die mit Jauchetheilen geschwängerte atmosphärische Luft
des Wochenzimmers drang durch die nach der Geburt klaf-
fenden Genitalien in die Gebärmutterhöhle, dort wurden die
Jauchetheile resorbirt, und dadurch das Kindbettfieber her-
vorgerufen. In Zukunft wurde durch Absonderung solcher In-
dividuen ein ähnliches Unglück verhütet.

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[60/0072] Chlorwasser gewaschen werden, bevor zur Untersuchung eines zweiten Individuums geschritten wird. Diese, dieser traurigen Erfahrung entnommene Regel beobachteten wir in der Folge, und es wurde nicht mehr durch Uebertragung der Jauche von einem Individuum auf das an- dere mittelst des untersuchenden Fingers das Kindbettfieber verbreitet. Der Träger der Cadaver- und Jauchetheile, durch welche das Kindbettfieber an der ersten geburtshilflichen Klinik her- vorgebracht wurde, war der untersuchende Finger. Eine neue traurige Erfahrung überzeugte uns, dass der Träger der zersetzten organischen Stoffe, welche das Kind- bettfieber hervorbringen, auch die atmosphärische Luft sein könne; im Monate November desselben Jahres wurde ein In- dividuum mit verjauchender Caries des linken Kniegelenkes aufgenommen; in ihren Genitalien war dieses Individuum voll- kommen gesund; so dass der Finger, welcher sie untersuchte, für die übrigen Individuen ungefährlich blieb. Aber die jau- chigen Exhalationen des cariösen Kniegelenkes waren so be- deutend, dass die Luft des Wochenzimmers, in welchem die- ses Individuum das Wochenbett zugebracht, in hohem Grade von denselben geschwängert war, und dadurch wurde bei ihren Mitwöchnerinnen in dem Grade das Kindbettfieber her- vorgerufen, dass beinahe sämmtliche in den Zimmern befind- liche Wöchnerinnen starben. Die Rapporte der ersten Gebär- klinik weisen im Monate November 11 und im Monate De- cember 8 Todte aus, welche grösstentheils durch die jauchi- gen Exhalationen obbenannten Individuums hervorgebracht wurden. Die mit Jauchetheilen geschwängerte atmosphärische Luft des Wochenzimmers drang durch die nach der Geburt klaf- fenden Genitalien in die Gebärmutterhöhle, dort wurden die Jauchetheile resorbirt, und dadurch das Kindbettfieber her- vorgerufen. In Zukunft wurde durch Absonderung solcher In- dividuen ein ähnliches Unglück verhütet.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/72>, abgerufen am 22.11.2024.