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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Einführung der Chlorwaschungen an der I. Klinik zu Wien
trat, wenige Fälle ausgenommen, im Gefolge von Metrorrha-
gien immer Puerperalfieber auf; nach Einführung der Chlor-
waschungen war Puerperalfieber nach Metrorrhagien sehr
selten zu beobachten.

Vor Einführung der Chlorwaschungen wurde die innere
Untersuchung, welche bei Blutungen nothwendig ist, die Ent-
fernung der Placenta, der Blutcoagula etc. mit unreinen Hän-
den vorgenommen, nach Einführung der Chlorwaschungen mit
reinen Händen; es waren mithin die Metrorrhagien nicht die
Ursache des Kindbettfiebers, die Metrorrhagien waren blos
die Veranlassung zur Einbringung zersetzter Stoffe von aussen
mittelst des untersuchenden Fingers, mittelst der operirenden
Hand.

18. Unterdrückung der Milchsecretion.
20. Individualität der Wöchnerinnen.
22. Gemüthsaffecte.
23. Diätfehler. 26. Erkältung. 29. Epidemische Einflüsse.

Zur Begründung der epidemischen Einflüsse weiss Carl
Braun weiter nichts anzuführen, als dass man von Alters her
zur Erklärung der durch das Puerperalfieber veranlassten
Verheerungen seine Zuflucht zu epidemischen Einflüssen ge-
nommen hat; Carl Braun macht es mir zum Vorwurfe, dass
ich mich auf die Vergangenheit stütze und daraus kühne
Schlüsse ziehe; ich mache es ihm nicht zum Vorwurfe, dass er
sich auf die Vergangenheit stützt, sondern ich mache es ihm
zum Vorwurfe, wenn er aus der Vergangenheit falsche Schlüsse
zieht.

Von Alters her wurden epidemische Einflüsse zur Erklä-
rung der Verheerungen des Kindbettfiebers angenommen, folg-
lich existiren epidemische Ursachen des Kindbettfiebers, ist
ein falscher Schluss. Welche Erklärung ist älter? und welche
Erklärung ist wahr? Die, welche sagt: die Erde steht, und die
Sonne bewegt sich um die Erde, oder die, welche das Gegen-
theil behauptet?

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Einführung der Chlorwaschungen an der I. Klinik zu Wien
trat, wenige Fälle ausgenommen, im Gefolge von Metrorrha-
gien immer Puerperalfieber auf; nach Einführung der Chlor-
waschungen war Puerperalfieber nach Metrorrhagien sehr
selten zu beobachten.

Vor Einführung der Chlorwaschungen wurde die innere
Untersuchung, welche bei Blutungen nothwendig ist, die Ent-
fernung der Placenta, der Blutcoagula etc. mit unreinen Hän-
den vorgenommen, nach Einführung der Chlorwaschungen mit
reinen Händen; es waren mithin die Metrorrhagien nicht die
Ursache des Kindbettfiebers, die Metrorrhagien waren blos
die Veranlassung zur Einbringung zersetzter Stoffe von aussen
mittelst des untersuchenden Fingers, mittelst der operirenden
Hand.

18. Unterdrückung der Milchsecretion.
20. Individualität der Wöchnerinnen.
22. Gemüthsaffecte.
23. Diätfehler. 26. Erkältung. 29. Epidemische Einflüsse.

Zur Begründung der epidemischen Einflüsse weiss Carl
Braun weiter nichts anzuführen, als dass man von Alters her
zur Erklärung der durch das Puerperalfieber veranlassten
Verheerungen seine Zuflucht zu epidemischen Einflüssen ge-
nommen hat; Carl Braun macht es mir zum Vorwurfe, dass
ich mich auf die Vergangenheit stütze und daraus kühne
Schlüsse ziehe; ich mache es ihm nicht zum Vorwurfe, dass er
sich auf die Vergangenheit stützt, sondern ich mache es ihm
zum Vorwurfe, wenn er aus der Vergangenheit falsche Schlüsse
zieht.

Von Alters her wurden epidemische Einflüsse zur Erklä-
rung der Verheerungen des Kindbettfiebers angenommen, folg-
lich existiren epidemische Ursachen des Kindbettfiebers, ist
ein falscher Schluss. Welche Erklärung ist älter? und welche
Erklärung ist wahr? Die, welche sagt: die Erde steht, und die
Sonne bewegt sich um die Erde, oder die, welche das Gegen-
theil behauptet?

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[531/0543] Einführung der Chlorwaschungen an der I. Klinik zu Wien trat, wenige Fälle ausgenommen, im Gefolge von Metrorrha- gien immer Puerperalfieber auf; nach Einführung der Chlor- waschungen war Puerperalfieber nach Metrorrhagien sehr selten zu beobachten. Vor Einführung der Chlorwaschungen wurde die innere Untersuchung, welche bei Blutungen nothwendig ist, die Ent- fernung der Placenta, der Blutcoagula etc. mit unreinen Hän- den vorgenommen, nach Einführung der Chlorwaschungen mit reinen Händen; es waren mithin die Metrorrhagien nicht die Ursache des Kindbettfiebers, die Metrorrhagien waren blos die Veranlassung zur Einbringung zersetzter Stoffe von aussen mittelst des untersuchenden Fingers, mittelst der operirenden Hand. 18. Unterdrückung der Milchsecretion. 20. Individualität der Wöchnerinnen. 22. Gemüthsaffecte. 23. Diätfehler. 26. Erkältung. 29. Epidemische Einflüsse. Zur Begründung der epidemischen Einflüsse weiss Carl Braun weiter nichts anzuführen, als dass man von Alters her zur Erklärung der durch das Puerperalfieber veranlassten Verheerungen seine Zuflucht zu epidemischen Einflüssen ge- nommen hat; Carl Braun macht es mir zum Vorwurfe, dass ich mich auf die Vergangenheit stütze und daraus kühne Schlüsse ziehe; ich mache es ihm nicht zum Vorwurfe, dass er sich auf die Vergangenheit stützt, sondern ich mache es ihm zum Vorwurfe, wenn er aus der Vergangenheit falsche Schlüsse zieht. Von Alters her wurden epidemische Einflüsse zur Erklä- rung der Verheerungen des Kindbettfiebers angenommen, folg- lich existiren epidemische Ursachen des Kindbettfiebers, ist ein falscher Schluss. Welche Erklärung ist älter? und welche Erklärung ist wahr? Die, welche sagt: die Erde steht, und die Sonne bewegt sich um die Erde, oder die, welche das Gegen- theil behauptet? 34 *

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/543>, abgerufen am 23.11.2024.