bisher widerstrebende Lehren in der Geburtshilfe das fran- zösische Bürgerrecht."
Hören wir nun, wie Dubois, das summum forum obste- tricium in Frankreich, meine Ansicht beurtheilt. Er sagt: "Auch die in Deutschland und England so lebhaft aufgenom- mene Theorie von Semmelweis, dass die Uebertragung durch Blut, Ausflüsse der Kranken, ja durch jeden in Verwesung begriffenen Stoff geschehen könne, hat sich nicht als richtig bewährt, und ist wahrscheinlich schon an derselben Schule vergessen, von wo sie ausging. Damit soll nun freilich durch- aus nicht gesagt sein, dass man deshalb die sorgfältigen Vor- sichtsmassregeln nicht nöthig habe, sondern nur, dass die con- tagiöse Eigenschaft weder so constant, noch so thätig, noch so beharrlich ist, als es nach den zahlreichen Berichten ge- glaubt werden müsste. Wäre sie wirklich so, so müsste das ganze Personal der Gebärhäuser um jeden Preis in strengster Quarantaine gehalten werden, das Publicum wäre sonst fort- während in der grössten Gefahr. Man sei es deshalb dem Pu- blicum gegenüber schuldig, die übertriebenen Annahmen auf ihre wahre Bedeutung zurückzuführen. Bei einer grossen Zahl von Frauen bestehen schon vor der Entbindung Zustände, welche für die Entwickelung des Puerperalfiebers günstig sind, wie man dies häufig in der Privatpraxis und in Gebärhäusern erkennen kann. Im Letzteren kommen oft schwangere oder ge- bärende Frauen mit deutlich ausgesprochenen Zeichen des Puerperalfiebers, welche sich dann meist sehr heftig aus- bilden."
Das sagt Dubois im Jahre 1858. Arneth sagt von Dubois im Jahre 1853, Seite 52: "Dubois erlebte einen Fall, wo ein ihm befreundeter Arzt, der ein kleines Gebärhaus in der Pro- vinz leitete, nach einer vorgenommenen Section, wie ihm aus- ser allen Zweifel gesetzt schien, zwei Frauen ansteckte und sterben sah. Seitdem lässt Dubois zum Behufe der Touchir- übungen (in seiner Klinik) gegen Entgeld Weiber aus der
bisher widerstrebende Lehren in der Geburtshilfe das fran- zösische Bürgerrecht.«
Hören wir nun, wie Dubois, das summum forum obste- tricium in Frankreich, meine Ansicht beurtheilt. Er sagt: »Auch die in Deutschland und England so lebhaft aufgenom- mene Theorie von Semmelweis, dass die Uebertragung durch Blut, Ausflüsse der Kranken, ja durch jeden in Verwesung begriffenen Stoff geschehen könne, hat sich nicht als richtig bewährt, und ist wahrscheinlich schon an derselben Schule vergessen, von wo sie ausging. Damit soll nun freilich durch- aus nicht gesagt sein, dass man deshalb die sorgfältigen Vor- sichtsmassregeln nicht nöthig habe, sondern nur, dass die con- tagiöse Eigenschaft weder so constant, noch so thätig, noch so beharrlich ist, als es nach den zahlreichen Berichten ge- glaubt werden müsste. Wäre sie wirklich so, so müsste das ganze Personal der Gebärhäuser um jeden Preis in strengster Quarantaine gehalten werden, das Publicum wäre sonst fort- während in der grössten Gefahr. Man sei es deshalb dem Pu- blicum gegenüber schuldig, die übertriebenen Annahmen auf ihre wahre Bedeutung zurückzuführen. Bei einer grossen Zahl von Frauen bestehen schon vor der Entbindung Zustände, welche für die Entwickelung des Puerperalfiebers günstig sind, wie man dies häufig in der Privatpraxis und in Gebärhäusern erkennen kann. Im Letzteren kommen oft schwangere oder ge- bärende Frauen mit deutlich ausgesprochenen Zeichen des Puerperalfiebers, welche sich dann meist sehr heftig aus- bilden.«
Das sagt Dubois im Jahre 1858. Arneth sagt von Dubois im Jahre 1853, Seite 52: »Dubois erlebte einen Fall, wo ein ihm befreundeter Arzt, der ein kleines Gebärhaus in der Pro- vinz leitete, nach einer vorgenommenen Section, wie ihm aus- ser allen Zweifel gesetzt schien, zwei Frauen ansteckte und sterben sah. Seitdem lässt Dubois zum Behufe der Touchir- übungen (in seiner Klinik) gegen Entgeld Weiber aus der
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bisher widerstrebende Lehren in der Geburtshilfe das fran-
zösische Bürgerrecht.«
Hören wir nun, wie Dubois, das summum forum obste-
tricium in Frankreich, meine Ansicht beurtheilt. Er sagt:
»Auch die in Deutschland und England so lebhaft aufgenom-
mene Theorie von Semmelweis, dass die Uebertragung durch
Blut, Ausflüsse der Kranken, ja durch jeden in Verwesung
begriffenen Stoff geschehen könne, hat sich nicht als richtig
bewährt, und ist wahrscheinlich schon an derselben Schule
vergessen, von wo sie ausging. Damit soll nun freilich durch-
aus nicht gesagt sein, dass man deshalb die sorgfältigen Vor-
sichtsmassregeln nicht nöthig habe, sondern nur, dass die con-
tagiöse Eigenschaft weder so constant, noch so thätig, noch
so beharrlich ist, als es nach den zahlreichen Berichten ge-
glaubt werden müsste. Wäre sie wirklich so, so müsste das
ganze Personal der Gebärhäuser um jeden Preis in strengster
Quarantaine gehalten werden, das Publicum wäre sonst fort-
während in der grössten Gefahr. Man sei es deshalb dem Pu-
blicum gegenüber schuldig, die übertriebenen Annahmen auf
ihre wahre Bedeutung zurückzuführen. Bei einer grossen Zahl
von Frauen bestehen schon vor der Entbindung Zustände,
welche für die Entwickelung des Puerperalfiebers günstig sind,
wie man dies häufig in der Privatpraxis und in Gebärhäusern
erkennen kann. Im Letzteren kommen oft schwangere oder ge-
bärende Frauen mit deutlich ausgesprochenen Zeichen des
Puerperalfiebers, welche sich dann meist sehr heftig aus-
bilden.«
Das sagt Dubois im Jahre 1858. Arneth sagt von Dubois
im Jahre 1853, Seite 52: »Dubois erlebte einen Fall, wo ein
ihm befreundeter Arzt, der ein kleines Gebärhaus in der Pro-
vinz leitete, nach einer vorgenommenen Section, wie ihm aus-
ser allen Zweifel gesetzt schien, zwei Frauen ansteckte und
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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