die weitaus reichhaltigsten, besten und gründlichsten halten werden, so wie es zu erwarten steht, dass selbe mit Lebert's Urtheil über die Discussion dieser Krankheit in der Academie der Medicin in Paris einverstanden sein werden.
In der allgemeinen Versammlung der k. k. Gesellschaft der Aerzte, gehalten den 15. Mai 1850, hielt ich einen Vor- trag über meine Ansicht über die Entstehung des Kindbett- fiebers, über welchen Vortrag sich eine Discussion entspann, welche in den allgemeinen Versammlungen vom 18. Juni und 15. Juli 1850 fortgesetzt wurde. An dieser Discussion be- theiligte sich zuerst Dr. Zipfl als Gegner meiner Ansicht.
Dr. Zipfl war Assistent in den Jahren 1842 und 1843 an der Klinik für Hebammen, in dieser Zeit war ich Aspirant für die Assistenz an der Klinik für Aerzte und machte Morgens meine gynaecologischen Studien an den weiblichen Leichen in der Todtenkammer, Dr. Zipfl sah ich ungemein häufig zur selben Zeit die Sectionen der an der Hebammenklinik verstor- benen Wöchnerinnen machen.
Als ich später einmal mit Dr. Zipfl zusammentraf, zu einer Zeit, wo die Erfolge der Chlorwaschungen schon be- kannt waren, gratulirte er mir und versicherte mir, dass auch ihm die Sache dunkel vorgeschwebt sei; dass er die Sache nicht klar erfasst, liege nur darin, dass die Facta auf der Heb- ammenklinik nicht so schlagend seien, als an der Klinik für Aerzte; wäre er an der Klinik für Aerzte Assistent gewesen, wo die Facta so überzeugend seien, er würde gewiss dieselbe Ueberzeugung ausgesprochen haben.
Durch solche Aeusserungen ermuthigt, erlaubte ich mir die Bemerkung, dass ich überzeugt sei, dass die Sectionen, welche ich ihn machen sah, die Ursache seien, dass während seiner Assistenz die Sterblichkeit an der Hebammenklinik die *)
*) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien. VI. Jahrgang. II. Band, VII. Jahrgang. I. Band.
die weitaus reichhaltigsten, besten und gründlichsten halten werden, so wie es zu erwarten steht, dass selbe mit Lebert’s Urtheil über die Discussion dieser Krankheit in der Academie der Medicin in Paris einverstanden sein werden.
In der allgemeinen Versammlung der k. k. Gesellschaft der Aerzte, gehalten den 15. Mai 1850, hielt ich einen Vor- trag über meine Ansicht über die Entstehung des Kindbett- fiebers, über welchen Vortrag sich eine Discussion entspann, welche in den allgemeinen Versammlungen vom 18. Juni und 15. Juli 1850 fortgesetzt wurde. An dieser Discussion be- theiligte sich zuerst Dr. Zipfl als Gegner meiner Ansicht.
Dr. Zipfl war Assistent in den Jahren 1842 und 1843 an der Klinik für Hebammen, in dieser Zeit war ich Aspirant für die Assistenz an der Klinik für Aerzte und machte Morgens meine gynaecologischen Studien an den weiblichen Leichen in der Todtenkammer, Dr. Zipfl sah ich ungemein häufig zur selben Zeit die Sectionen der an der Hebammenklinik verstor- benen Wöchnerinnen machen.
Als ich später einmal mit Dr. Zipfl zusammentraf, zu einer Zeit, wo die Erfolge der Chlorwaschungen schon be- kannt waren, gratulirte er mir und versicherte mir, dass auch ihm die Sache dunkel vorgeschwebt sei; dass er die Sache nicht klar erfasst, liege nur darin, dass die Facta auf der Heb- ammenklinik nicht so schlagend seien, als an der Klinik für Aerzte; wäre er an der Klinik für Aerzte Assistent gewesen, wo die Facta so überzeugend seien, er würde gewiss dieselbe Ueberzeugung ausgesprochen haben.
Durch solche Aeusserungen ermuthigt, erlaubte ich mir die Bemerkung, dass ich überzeugt sei, dass die Sectionen, welche ich ihn machen sah, die Ursache seien, dass während seiner Assistenz die Sterblichkeit an der Hebammenklinik die *)
*) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien. VI. Jahrgang. II. Band, VII. Jahrgang. I. Band.
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die weitaus reichhaltigsten, besten und gründlichsten halten
werden, so wie es zu erwarten steht, dass selbe mit Lebert’s
Urtheil über die Discussion dieser Krankheit in der Academie
der Medicin in Paris einverstanden sein werden.
In der allgemeinen Versammlung der k. k. Gesellschaft
der Aerzte, gehalten den 15. Mai 1850, hielt ich einen Vor-
trag über meine Ansicht über die Entstehung des Kindbett-
fiebers, über welchen Vortrag sich eine Discussion entspann,
welche in den allgemeinen Versammlungen vom 18. Juni und
15. Juli 1850 fortgesetzt wurde. An dieser Discussion be-
theiligte sich zuerst Dr. Zipfl als Gegner meiner Ansicht.
Dr. Zipfl war Assistent in den Jahren 1842 und 1843 an
der Klinik für Hebammen, in dieser Zeit war ich Aspirant für
die Assistenz an der Klinik für Aerzte und machte Morgens
meine gynaecologischen Studien an den weiblichen Leichen
in der Todtenkammer, Dr. Zipfl sah ich ungemein häufig zur
selben Zeit die Sectionen der an der Hebammenklinik verstor-
benen Wöchnerinnen machen.
Als ich später einmal mit Dr. Zipfl zusammentraf, zu
einer Zeit, wo die Erfolge der Chlorwaschungen schon be-
kannt waren, gratulirte er mir und versicherte mir, dass auch
ihm die Sache dunkel vorgeschwebt sei; dass er die Sache
nicht klar erfasst, liege nur darin, dass die Facta auf der Heb-
ammenklinik nicht so schlagend seien, als an der Klinik für
Aerzte; wäre er an der Klinik für Aerzte Assistent gewesen,
wo die Facta so überzeugend seien, er würde gewiss dieselbe
Ueberzeugung ausgesprochen haben.
Durch solche Aeusserungen ermuthigt, erlaubte ich mir
die Bemerkung, dass ich überzeugt sei, dass die Sectionen,
welche ich ihn machen sah, die Ursache seien, dass während
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*)
*) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien. VI. Jahrgang.
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/450>, abgerufen am 22.11.2024.
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