Wöchnerin ohne irgend einer nachweisbaren Ursache ge- storben?
Oder mit anderen Worten, fehlte im Würzburger Gebär- hause Ihre Aetiologie des Kindbettfiebers, welche Ihnen im Prager Gebärhause Gelegenheit verschaffte, hunderten von Sectionen verstorbener Wöchnerinnen beizuwohnen?
Oder sind Herr Hofrath seit der Zeit, als Sie eine solche Infection in einzelnen Fällen nicht mehr in Abrede stellen wollen, privative ein so glücklicher Beobachter meiner Lehren und nur öffentlich mein Gegner?
Chlorwaschungen haben Herr Hofrath wahrscheinlich nicht machen lassen, sagen Sie uns doch, Herr Hofrath, unter welcher Maske haben Sie denn meine Lehren in das Würz- burger Gebärhaus eingeschmuggelt, damit es Ihre Aetiologie, welche Ihnen im Prager Gebärhause Gelegenheit verschaffte, hunderten von Sectionen verstorbener Wöchnerinnen beizu- wohnen, unschädlich mache? Haben Sie, Herr Hofrath, einen solchen Abscheu vor der Wahrheit, dass Sie die Dr. Silber- schmidt'sche Schrift mit einem Preise krönten, obwohl Dr. Silberschmidt Ihren, die Wahrheit meiner Lehre beweisenden sechsjährigen günstigen Erfolg in Würzburg verschwieg, und sich lieber auf Ihre Experimente in Prag berief, welche das Unwahre meiner Lehre beweisen sollten?
Oder leben Herr Hofrath in der Ueberzeugung, dass Sie nur glänzen, wenn es rings um Sie finster ist? und haben Sie deshalb als schwarzen Nebel, welcher die Strahlen der er- hellenden Sonne nicht durchlässt, die Dr. Silberschmidt'sche Schrift in die Welt gesendet? Bauen Sie Ihre Grösse. Herr Hofrath, auf die Verdummung derer, die bei Ihnen Belehrung suchen, dann bauen Sie Ihre Grösse auf die Leichen jener un- glücklichen Wöchnerinnen, welche von denen, die Sie ver- dummt haben, in den Tod gestossen werden.
Sollte auch die menschliche Gerechtigkeit einem solchen unheilschwangeren Gebahren gegenüber sich indolent verhal-
Wöchnerin ohne irgend einer nachweisbaren Ursache ge- storben?
Oder mit anderen Worten, fehlte im Würzburger Gebär- hause Ihre Aetiologie des Kindbettfiebers, welche Ihnen im Prager Gebärhause Gelegenheit verschaffte, hunderten von Sectionen verstorbener Wöchnerinnen beizuwohnen?
Oder sind Herr Hofrath seit der Zeit, als Sie eine solche Infection in einzelnen Fällen nicht mehr in Abrede stellen wollen, privative ein so glücklicher Beobachter meiner Lehren und nur öffentlich mein Gegner?
Chlorwaschungen haben Herr Hofrath wahrscheinlich nicht machen lassen, sagen Sie uns doch, Herr Hofrath, unter welcher Maske haben Sie denn meine Lehren in das Würz- burger Gebärhaus eingeschmuggelt, damit es Ihre Aetiologie, welche Ihnen im Prager Gebärhause Gelegenheit verschaffte, hunderten von Sectionen verstorbener Wöchnerinnen beizu- wohnen, unschädlich mache? Haben Sie, Herr Hofrath, einen solchen Abscheu vor der Wahrheit, dass Sie die Dr. Silber- schmidt’sche Schrift mit einem Preise krönten, obwohl Dr. Silberschmidt Ihren, die Wahrheit meiner Lehre beweisenden sechsjährigen günstigen Erfolg in Würzburg verschwieg, und sich lieber auf Ihre Experimente in Prag berief, welche das Unwahre meiner Lehre beweisen sollten?
Oder leben Herr Hofrath in der Ueberzeugung, dass Sie nur glänzen, wenn es rings um Sie finster ist? und haben Sie deshalb als schwarzen Nebel, welcher die Strahlen der er- hellenden Sonne nicht durchlässt, die Dr. Silberschmidt’sche Schrift in die Welt gesendet? Bauen Sie Ihre Grösse. Herr Hofrath, auf die Verdummung derer, die bei Ihnen Belehrung suchen, dann bauen Sie Ihre Grösse auf die Leichen jener un- glücklichen Wöchnerinnen, welche von denen, die Sie ver- dummt haben, in den Tod gestossen werden.
Sollte auch die menschliche Gerechtigkeit einem solchen unheilschwangeren Gebahren gegenüber sich indolent verhal-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0428"n="416"/>
Wöchnerin ohne irgend einer nachweisbaren Ursache ge-<lb/>
storben?</p><lb/><p>Oder mit anderen Worten, fehlte im Würzburger Gebär-<lb/>
hause Ihre Aetiologie des Kindbettfiebers, welche Ihnen im<lb/>
Prager Gebärhause Gelegenheit verschaffte, hunderten von<lb/>
Sectionen verstorbener Wöchnerinnen beizuwohnen?</p><lb/><p>Oder sind Herr Hofrath seit der Zeit, als Sie eine solche<lb/>
Infection in einzelnen Fällen nicht mehr in Abrede stellen<lb/>
wollen, privative ein so glücklicher Beobachter meiner Lehren<lb/>
und nur öffentlich mein Gegner?</p><lb/><p>Chlorwaschungen haben Herr Hofrath wahrscheinlich<lb/>
nicht machen lassen, sagen Sie uns doch, Herr Hofrath, unter<lb/>
welcher Maske haben Sie denn meine Lehren in das Würz-<lb/>
burger Gebärhaus eingeschmuggelt, damit es Ihre Aetiologie,<lb/>
welche Ihnen im Prager Gebärhause Gelegenheit verschaffte,<lb/>
hunderten von Sectionen verstorbener Wöchnerinnen beizu-<lb/>
wohnen, unschädlich mache? Haben Sie, Herr Hofrath, einen<lb/>
solchen Abscheu vor der Wahrheit, dass Sie die Dr. Silber-<lb/>
schmidt’sche Schrift mit einem Preise krönten, obwohl Dr.<lb/>
Silberschmidt Ihren, die Wahrheit meiner Lehre beweisenden<lb/>
sechsjährigen günstigen Erfolg in Würzburg verschwieg, und<lb/>
sich lieber auf Ihre Experimente in Prag berief, welche das<lb/>
Unwahre meiner Lehre beweisen sollten?</p><lb/><p>Oder leben Herr Hofrath in der Ueberzeugung, dass Sie<lb/>
nur glänzen, wenn es rings um Sie finster ist? und haben<lb/>
Sie deshalb als schwarzen Nebel, welcher die Strahlen der er-<lb/>
hellenden Sonne nicht durchlässt, die Dr. Silberschmidt’sche<lb/>
Schrift in die Welt gesendet? Bauen Sie Ihre Grösse. Herr<lb/>
Hofrath, auf die Verdummung derer, die bei Ihnen Belehrung<lb/>
suchen, dann bauen Sie Ihre Grösse auf die Leichen jener un-<lb/>
glücklichen Wöchnerinnen, welche von denen, die Sie ver-<lb/>
dummt haben, in den Tod gestossen werden.</p><lb/><p>Sollte auch die menschliche Gerechtigkeit einem solchen<lb/>
unheilschwangeren Gebahren gegenüber sich indolent verhal-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[416/0428]
Wöchnerin ohne irgend einer nachweisbaren Ursache ge-
storben?
Oder mit anderen Worten, fehlte im Würzburger Gebär-
hause Ihre Aetiologie des Kindbettfiebers, welche Ihnen im
Prager Gebärhause Gelegenheit verschaffte, hunderten von
Sectionen verstorbener Wöchnerinnen beizuwohnen?
Oder sind Herr Hofrath seit der Zeit, als Sie eine solche
Infection in einzelnen Fällen nicht mehr in Abrede stellen
wollen, privative ein so glücklicher Beobachter meiner Lehren
und nur öffentlich mein Gegner?
Chlorwaschungen haben Herr Hofrath wahrscheinlich
nicht machen lassen, sagen Sie uns doch, Herr Hofrath, unter
welcher Maske haben Sie denn meine Lehren in das Würz-
burger Gebärhaus eingeschmuggelt, damit es Ihre Aetiologie,
welche Ihnen im Prager Gebärhause Gelegenheit verschaffte,
hunderten von Sectionen verstorbener Wöchnerinnen beizu-
wohnen, unschädlich mache? Haben Sie, Herr Hofrath, einen
solchen Abscheu vor der Wahrheit, dass Sie die Dr. Silber-
schmidt’sche Schrift mit einem Preise krönten, obwohl Dr.
Silberschmidt Ihren, die Wahrheit meiner Lehre beweisenden
sechsjährigen günstigen Erfolg in Würzburg verschwieg, und
sich lieber auf Ihre Experimente in Prag berief, welche das
Unwahre meiner Lehre beweisen sollten?
Oder leben Herr Hofrath in der Ueberzeugung, dass Sie
nur glänzen, wenn es rings um Sie finster ist? und haben
Sie deshalb als schwarzen Nebel, welcher die Strahlen der er-
hellenden Sonne nicht durchlässt, die Dr. Silberschmidt’sche
Schrift in die Welt gesendet? Bauen Sie Ihre Grösse. Herr
Hofrath, auf die Verdummung derer, die bei Ihnen Belehrung
suchen, dann bauen Sie Ihre Grösse auf die Leichen jener un-
glücklichen Wöchnerinnen, welche von denen, die Sie ver-
dummt haben, in den Tod gestossen werden.
Sollte auch die menschliche Gerechtigkeit einem solchen
unheilschwangeren Gebahren gegenüber sich indolent verhal-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/428>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.