zu ignoriren, was für uns geschrieben wurde, und nur das anführen, was gegen uns geschrieben wurde, wodurch der Leser, welcher mit der Literatur weniger vertraut ist, irre- geführt werden muss. Hieher gehört auch Dr. Silberschmidt, welcher die ganze Literatur über Puerperalfieber durchstöbert und nichts gefunden hat, was für meine Lehre spricht, und wir doch so manches aus der Literatur uns günstiges in dieser Schrift zusammenstellen konnten.
Was die beiden Gegner Kiwisch und Seyfert anbelangt, die Silberschmidt anführt, so werden wir an einer anderen Stelle dieser Schrift Gelegenheit haben, ihre Zweifel zu wi- derlegen, nur wollen wir bemerken, dass Silberschmidt diese Schrift nicht als denkender Forscher, sondern als Schreibma- schine zusammengetragen hat, denn hätte er als denkender Forscher Seite 6, Zeile 10 Folgendes niedergeschrieben: "Es ist aber dessen ungeachtet sehr wahrscheinlich, dass das Puer- peralfieber zu jener Zeit und selbst im Mittelalter nicht so häufig vorkomme, als in der neueren und neuesten Zeit, wor- an vielleicht die Errichtung von Entbindungsanstalten keine kleine Schuld trägt."
Hätte, wie gesagt, Dr. Silberschmidt dies als denkender Forscher niedergeschrieben, so hätte er sich nicht Seite 118 auf Kiwisch's Autorität hin auf Puerperalepidemien berufen, welche sich über ganze Länderstrecken ausbreiten.
Schliesslich proclamirt Dr. Silberschmidt als befriedigen- des Resultat der Bemühungen so vieler Jahrhunderte die Pa- thologie des Puerperalfiebers zu erforschen, Scanzoni's Hype- rinose der Wöchnerinen, die Pyaemie der Wöchnerinnen und die Blutdissolution der Wöchnerinnen. Der Leser erinnert sich, dass wir im Verlaufe unserer Beurtheilung Scanzoni's nummerisch nachgewiesen haben, dass die Entzündungen im Wochenbette, welche Scanzoni nicht zum Puerperalfieber zählt, dass diese Entzündungen mit eben dem Rechte Puer- peralfieber sind, wie die Hyperinose, die Pyaemie und die Blutdissolution, weil die Entzündungen im Wochenbette, wel-
zu ignoriren, was für uns geschrieben wurde, und nur das anführen, was gegen uns geschrieben wurde, wodurch der Leser, welcher mit der Literatur weniger vertraut ist, irre- geführt werden muss. Hieher gehört auch Dr. Silberschmidt, welcher die ganze Literatur über Puerperalfieber durchstöbert und nichts gefunden hat, was für meine Lehre spricht, und wir doch so manches aus der Literatur uns günstiges in dieser Schrift zusammenstellen konnten.
Was die beiden Gegner Kiwisch und Seyfert anbelangt, die Silberschmidt anführt, so werden wir an einer anderen Stelle dieser Schrift Gelegenheit haben, ihre Zweifel zu wi- derlegen, nur wollen wir bemerken, dass Silberschmidt diese Schrift nicht als denkender Forscher, sondern als Schreibma- schine zusammengetragen hat, denn hätte er als denkender Forscher Seite 6, Zeile 10 Folgendes niedergeschrieben: »Es ist aber dessen ungeachtet sehr wahrscheinlich, dass das Puer- peralfieber zu jener Zeit und selbst im Mittelalter nicht so häufig vorkomme, als in der neueren und neuesten Zeit, wor- an vielleicht die Errichtung von Entbindungsanstalten keine kleine Schuld trägt.«
Hätte, wie gesagt, Dr. Silberschmidt dies als denkender Forscher niedergeschrieben, so hätte er sich nicht Seite 118 auf Kiwisch’s Autorität hin auf Puerperalepidemien berufen, welche sich über ganze Länderstrecken ausbreiten.
Schliesslich proclamirt Dr. Silberschmidt als befriedigen- des Resultat der Bemühungen so vieler Jahrhunderte die Pa- thologie des Puerperalfiebers zu erforschen, Scanzoni’s Hype- rinose der Wöchnerinen, die Pyaemie der Wöchnerinnen und die Blutdissolution der Wöchnerinnen. Der Leser erinnert sich, dass wir im Verlaufe unserer Beurtheilung Scanzoni’s nummerisch nachgewiesen haben, dass die Entzündungen im Wochenbette, welche Scanzoni nicht zum Puerperalfieber zählt, dass diese Entzündungen mit eben dem Rechte Puer- peralfieber sind, wie die Hyperinose, die Pyaemie und die Blutdissolution, weil die Entzündungen im Wochenbette, wel-
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zu ignoriren, was für uns geschrieben wurde, und nur das
anführen, was gegen uns geschrieben wurde, wodurch der
Leser, welcher mit der Literatur weniger vertraut ist, irre-
geführt werden muss. Hieher gehört auch Dr. Silberschmidt,
welcher die ganze Literatur über Puerperalfieber durchstöbert
und nichts gefunden hat, was für meine Lehre spricht, und
wir doch so manches aus der Literatur uns günstiges in dieser
Schrift zusammenstellen konnten.
Was die beiden Gegner Kiwisch und Seyfert anbelangt,
die Silberschmidt anführt, so werden wir an einer anderen
Stelle dieser Schrift Gelegenheit haben, ihre Zweifel zu wi-
derlegen, nur wollen wir bemerken, dass Silberschmidt diese
Schrift nicht als denkender Forscher, sondern als Schreibma-
schine zusammengetragen hat, denn hätte er als denkender
Forscher Seite 6, Zeile 10 Folgendes niedergeschrieben: »Es
ist aber dessen ungeachtet sehr wahrscheinlich, dass das Puer-
peralfieber zu jener Zeit und selbst im Mittelalter nicht so
häufig vorkomme, als in der neueren und neuesten Zeit, wor-
an vielleicht die Errichtung von Entbindungsanstalten keine
kleine Schuld trägt.«
Hätte, wie gesagt, Dr. Silberschmidt dies als denkender
Forscher niedergeschrieben, so hätte er sich nicht Seite 118
auf Kiwisch’s Autorität hin auf Puerperalepidemien berufen,
welche sich über ganze Länderstrecken ausbreiten.
Schliesslich proclamirt Dr. Silberschmidt als befriedigen-
des Resultat der Bemühungen so vieler Jahrhunderte die Pa-
thologie des Puerperalfiebers zu erforschen, Scanzoni’s Hype-
rinose der Wöchnerinen, die Pyaemie der Wöchnerinnen und
die Blutdissolution der Wöchnerinnen. Der Leser erinnert
sich, dass wir im Verlaufe unserer Beurtheilung Scanzoni’s
nummerisch nachgewiesen haben, dass die Entzündungen im
Wochenbette, welche Scanzoni nicht zum Puerperalfieber
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/419>, abgerufen am 24.11.2024.
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