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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Im Jahre 1858, in welchem Carl Braun als Professor an
der Klinik für Aerzte zu fungiren begann, wurden 4203
Wöchnerinnen verpflegt, davon starben 86, also 42 in Folge
von Selbstinfection und 44 in Folge von verhütbarer Infection
von aussen.

Gustav Braun, Carl Braun's Bruder und Nachfolger in
der Assistenz, hat zwar seine Stimme öffentlich noch nicht er-
hoben, aber die 400 Todten im Jahre 1854 verkünden lauter
als eine Stentorstimme, welch ein tüchtiger Epidemiker er
ist. O Michaelis! O Michaelis!!!

In den vier Jahren 1854--1857, in welchen Gustav Braun
an der Klinik für Aerzte als Assistent und als supplirender
Professor fungirte, wurden 16,197 Wöchnerinnen verpflegt,
davon sind gestorben 878, und zwar 161 in Folge von Selbst-
infection und 717 in Folge von verhütbarer Infection von
aussen.

Was die Hebammenklinik anbelangt, so wurden die
Chlorwaschungen, so lange ich als Assistent fungirte, dort
nicht eingeführt; aus einer Stelle in Carl Braun's Oppositions-
schrift gegen mich geht hervor, dass nach mir die Chlorwa-
schungen auch dort eingeführt wurden, mit welcher Gewis-
senhaftigkeit aber die Chlorwaschungen an der Hebammen-
schule in Anwendung gezogen wurden, geht daraus hervor,
dass sich die Sterblichkeit in den letzten zwölf Jahren nur um
0,32 P.-Antheil minderte.

Und zwar ganz natürlich, die Aerzte der Hebammen-
schule konnten unmöglich von den Aerzten der I. Klinik ler-
nen, wie man das Puerperalfieber verhindern kann, denn die
Aerzte der Hebammenschule haben ja durch sechs Jahre be-
wiesen, dass sie das Puerperalfieber zu verhüten besser ver-
stehen, als die Aerzte der I. Klinik, denn sie haben durch
sechs Jahre eine dreimal kleinere Sterblichkeit gehabt.

Die eben gegebene Tabelle zeigt, dass an den beiden Ab-
theilungen während der 26 Jahre ihres Nebeneinanderbe-
stehens durch 20 Jahre die Sterblichkeit an beiden Abthei-

Im Jahre 1858, in welchem Carl Braun als Professor an
der Klinik für Aerzte zu fungiren begann, wurden 4203
Wöchnerinnen verpflegt, davon starben 86, also 42 in Folge
von Selbstinfection und 44 in Folge von verhütbarer Infection
von aussen.

Gustav Braun, Carl Braun’s Bruder und Nachfolger in
der Assistenz, hat zwar seine Stimme öffentlich noch nicht er-
hoben, aber die 400 Todten im Jahre 1854 verkünden lauter
als eine Stentorstimme, welch ein tüchtiger Epidemiker er
ist. O Michaelis! O Michaelis!!!

In den vier Jahren 1854—1857, in welchen Gustav Braun
an der Klinik für Aerzte als Assistent und als supplirender
Professor fungirte, wurden 16,197 Wöchnerinnen verpflegt,
davon sind gestorben 878, und zwar 161 in Folge von Selbst-
infection und 717 in Folge von verhütbarer Infection von
aussen.

Was die Hebammenklinik anbelangt, so wurden die
Chlorwaschungen, so lange ich als Assistent fungirte, dort
nicht eingeführt; aus einer Stelle in Carl Braun’s Oppositions-
schrift gegen mich geht hervor, dass nach mir die Chlorwa-
schungen auch dort eingeführt wurden, mit welcher Gewis-
senhaftigkeit aber die Chlorwaschungen an der Hebammen-
schule in Anwendung gezogen wurden, geht daraus hervor,
dass sich die Sterblichkeit in den letzten zwölf Jahren nur um
0,32 P.-Antheil minderte.

Und zwar ganz natürlich, die Aerzte der Hebammen-
schule konnten unmöglich von den Aerzten der I. Klinik ler-
nen, wie man das Puerperalfieber verhindern kann, denn die
Aerzte der Hebammenschule haben ja durch sechs Jahre be-
wiesen, dass sie das Puerperalfieber zu verhüten besser ver-
stehen, als die Aerzte der I. Klinik, denn sie haben durch
sechs Jahre eine dreimal kleinere Sterblichkeit gehabt.

Die eben gegebene Tabelle zeigt, dass an den beiden Ab-
theilungen während der 26 Jahre ihres Nebeneinanderbe-
stehens durch 20 Jahre die Sterblichkeit an beiden Abthei-

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[386/0398] Im Jahre 1858, in welchem Carl Braun als Professor an der Klinik für Aerzte zu fungiren begann, wurden 4203 Wöchnerinnen verpflegt, davon starben 86, also 42 in Folge von Selbstinfection und 44 in Folge von verhütbarer Infection von aussen. Gustav Braun, Carl Braun’s Bruder und Nachfolger in der Assistenz, hat zwar seine Stimme öffentlich noch nicht er- hoben, aber die 400 Todten im Jahre 1854 verkünden lauter als eine Stentorstimme, welch ein tüchtiger Epidemiker er ist. O Michaelis! O Michaelis!!! In den vier Jahren 1854—1857, in welchen Gustav Braun an der Klinik für Aerzte als Assistent und als supplirender Professor fungirte, wurden 16,197 Wöchnerinnen verpflegt, davon sind gestorben 878, und zwar 161 in Folge von Selbst- infection und 717 in Folge von verhütbarer Infection von aussen. Was die Hebammenklinik anbelangt, so wurden die Chlorwaschungen, so lange ich als Assistent fungirte, dort nicht eingeführt; aus einer Stelle in Carl Braun’s Oppositions- schrift gegen mich geht hervor, dass nach mir die Chlorwa- schungen auch dort eingeführt wurden, mit welcher Gewis- senhaftigkeit aber die Chlorwaschungen an der Hebammen- schule in Anwendung gezogen wurden, geht daraus hervor, dass sich die Sterblichkeit in den letzten zwölf Jahren nur um 0,32 P.-Antheil minderte. Und zwar ganz natürlich, die Aerzte der Hebammen- schule konnten unmöglich von den Aerzten der I. Klinik ler- nen, wie man das Puerperalfieber verhindern kann, denn die Aerzte der Hebammenschule haben ja durch sechs Jahre be- wiesen, dass sie das Puerperalfieber zu verhüten besser ver- stehen, als die Aerzte der I. Klinik, denn sie haben durch sechs Jahre eine dreimal kleinere Sterblichkeit gehabt. Die eben gegebene Tabelle zeigt, dass an den beiden Ab- theilungen während der 26 Jahre ihres Nebeneinanderbe- stehens durch 20 Jahre die Sterblichkeit an beiden Abthei-

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/398>, abgerufen am 22.11.2024.