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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Was die Gefährlichkeit anbelangt, so ist die verzögerte
Eröffnungsperiode ungemein gefährlicher, weil bei gegebener
Gelegenheit Alle, bei welchen eine verzögerte Eröffnungspe-
riode stattfindet, inficirt werden können.

Die verzögerte Austreibungsperiode, und die dadurch be-
dingten Operationen sind minder gefährlich, der Leser weiss
ja, dass wir die verzögerte Austreibungsperiode und die da-
durch bedingten Operationen unter die aetiologischen Mo-
mente des Kindbettfiebers, entstanden durch Selbstinfection,
aufgenommen, und der Leser weiss auch, dass alle aetiologi-
schen Momente der Selbstinfection zusammengenommen nicht
eine Wöchnerin von 100 Wöchnerinnen tödten.

Wenn daher Scanzoni eine Tabelle Simpson's veröffent-
licht, aus welcher hervorgeht, dass die Sterblichkeit der Müt-
ter im geraden Verhältnisse mit der Dauer der Geburtsarbeit
zunimmt, so hat diese Tabelle den Werth nicht, den selbe
haben würde, wenn darauf Rücksicht genommen worden
wäre, welche Geburtsperiode sich verzögert. Und wenn Scan-
zoni glaubt, dass die Ursache der Gefährlichkeit verzögerter
Geburten in dem freilich unbekannten Einflusse des Gebärac-
tes auf das Nervensystem und mittelbar auf das Blut liege,
so können wir beweisen, dass nicht das Nervensystem, son-
dern ein zersetzter Stoff auf das Blut wirke, weil unter den
3556 an der I. Gebärklinik im Jahre 1848 vorgekommenen
Geburten Gott weiss wie viele zögernd verliefen, und wir
haben nur 45 Wöchnerinnen am Puerperalfieber verloren, weil
bei der Häufigkeit des Vorkommens verzögerter Geburten es
nicht hätte geschehen können, wenn das Nervensystem und
nicht der zersetzte Stoff auf das Blut wirken würde, dass von
den schon oft erwähnten 159.052 Wöchnerinnen nur 999 ge-
storben wären, d. 1. 0,62 Perc. Antheil oder von 159.211/999
erst Eine.

Bei der Häufigkeit, in welcher verzögerte Geburten in
der ganzen Welt vorkommen, hätte es nicht geschehen kön-
nen, wenn das Nervensystem und nicht der zersetzte Stoff auf

Was die Gefährlichkeit anbelangt, so ist die verzögerte
Eröffnungsperiode ungemein gefährlicher, weil bei gegebener
Gelegenheit Alle, bei welchen eine verzögerte Eröffnungspe-
riode stattfindet, inficirt werden können.

Die verzögerte Austreibungsperiode, und die dadurch be-
dingten Operationen sind minder gefährlich, der Leser weiss
ja, dass wir die verzögerte Austreibungsperiode und die da-
durch bedingten Operationen unter die aetiologischen Mo-
mente des Kindbettfiebers, entstanden durch Selbstinfection,
aufgenommen, und der Leser weiss auch, dass alle aetiologi-
schen Momente der Selbstinfection zusammengenommen nicht
eine Wöchnerin von 100 Wöchnerinnen tödten.

Wenn daher Scanzoni eine Tabelle Simpson’s veröffent-
licht, aus welcher hervorgeht, dass die Sterblichkeit der Müt-
ter im geraden Verhältnisse mit der Dauer der Geburtsarbeit
zunimmt, so hat diese Tabelle den Werth nicht, den selbe
haben würde, wenn darauf Rücksicht genommen worden
wäre, welche Geburtsperiode sich verzögert. Und wenn Scan-
zoni glaubt, dass die Ursache der Gefährlichkeit verzögerter
Geburten in dem freilich unbekannten Einflusse des Gebärac-
tes auf das Nervensystem und mittelbar auf das Blut liege,
so können wir beweisen, dass nicht das Nervensystem, son-
dern ein zersetzter Stoff auf das Blut wirke, weil unter den
3556 an der I. Gebärklinik im Jahre 1848 vorgekommenen
Geburten Gott weiss wie viele zögernd verliefen, und wir
haben nur 45 Wöchnerinnen am Puerperalfieber verloren, weil
bei der Häufigkeit des Vorkommens verzögerter Geburten es
nicht hätte geschehen können, wenn das Nervensystem und
nicht der zersetzte Stoff auf das Blut wirken würde, dass von
den schon oft erwähnten 159.052 Wöchnerinnen nur 999 ge-
storben wären, d. 1. 0,62 Perc. Antheil oder von 159.211/999
erst Eine.

Bei der Häufigkeit, in welcher verzögerte Geburten in
der ganzen Welt vorkommen, hätte es nicht geschehen kön-
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[373/0385] Was die Gefährlichkeit anbelangt, so ist die verzögerte Eröffnungsperiode ungemein gefährlicher, weil bei gegebener Gelegenheit Alle, bei welchen eine verzögerte Eröffnungspe- riode stattfindet, inficirt werden können. Die verzögerte Austreibungsperiode, und die dadurch be- dingten Operationen sind minder gefährlich, der Leser weiss ja, dass wir die verzögerte Austreibungsperiode und die da- durch bedingten Operationen unter die aetiologischen Mo- mente des Kindbettfiebers, entstanden durch Selbstinfection, aufgenommen, und der Leser weiss auch, dass alle aetiologi- schen Momente der Selbstinfection zusammengenommen nicht eine Wöchnerin von 100 Wöchnerinnen tödten. Wenn daher Scanzoni eine Tabelle Simpson’s veröffent- licht, aus welcher hervorgeht, dass die Sterblichkeit der Müt- ter im geraden Verhältnisse mit der Dauer der Geburtsarbeit zunimmt, so hat diese Tabelle den Werth nicht, den selbe haben würde, wenn darauf Rücksicht genommen worden wäre, welche Geburtsperiode sich verzögert. Und wenn Scan- zoni glaubt, dass die Ursache der Gefährlichkeit verzögerter Geburten in dem freilich unbekannten Einflusse des Gebärac- tes auf das Nervensystem und mittelbar auf das Blut liege, so können wir beweisen, dass nicht das Nervensystem, son- dern ein zersetzter Stoff auf das Blut wirke, weil unter den 3556 an der I. Gebärklinik im Jahre 1848 vorgekommenen Geburten Gott weiss wie viele zögernd verliefen, und wir haben nur 45 Wöchnerinnen am Puerperalfieber verloren, weil bei der Häufigkeit des Vorkommens verzögerter Geburten es nicht hätte geschehen können, wenn das Nervensystem und nicht der zersetzte Stoff auf das Blut wirken würde, dass von den schon oft erwähnten 159.052 Wöchnerinnen nur 999 ge- storben wären, d. 1. 0,62 Perc. Antheil oder von 159.211/999 erst Eine. Bei der Häufigkeit, in welcher verzögerte Geburten in der ganzen Welt vorkommen, hätte es nicht geschehen kön- nen, wenn das Nervensystem und nicht der zersetzte Stoff auf

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/385>, abgerufen am 22.11.2024.