geringe war, also das Gebärhaus geringer überfüllt war als in den zwei Monaten, wo wir gar keine Todte hatten. Welche Bedeutung die Ueberfüllung hat, haben wir durch zahlreiche Tabellen gezeigt.
Wir glauben daher mit Recht die Behauptung aufstellen zu können, dass der zehnjährige günstige Gesundheitszustand der Wöchnerinnen des Kieler Gebärhauses den Massregeln gegen die Infection zuzuschreiben sei.
Michaelis theilte in seinem Briefe mit, dass er eine Ab- schrift des Briefes von Dr. Schwarz nach Kopenhagen gesen- det; ich wendete mich daher brieflich an Prof. Lewy mit der Bitte, mir mitzutheilen, was er innerhalb der zehn Jahre, die seitdem verflossen, für Beobachtungen gemacht habe; und erhielt folgende Antwort:
Kopenhagen, 31. Mai 1858.
"Ihren werthen Brief, worin Sie mich freundlichst dazu auffordern, meine Erfahrungen über Ihre Ansichten von der Entstehung und Verhütung des Puerperalfiebers, als Antwort auf ein vor zehn Jahren mir durch den verstorbenen Professor Michaelis in Kiel mitgetheiltes Schreiben Ihnen zuzustellen, habe ich die Ehre gehabt, richtig zu empfangen, und rechne ich auf gütige Nachsicht, wenn einige Wochen vergangen sind, bevor die Beantwortung derselben hat stattfinden können.
Bevor ich aber auf die mir vorgelegte Frage eingehe, sei es mir erlaubt, Ihre Vorstellung von meiner bisherigen Schweig- samkeit in dieser Beziehung zu berichtigen. Kurz nachdem ich nämlich durch Professor Michaelis Ihr interessantes Schreiben vom 21. December 1847 erhalten hatte, veröffent- lichte ich es in dänischer Uebersetzung in unseren damaligen "Hospitals-Mittheilungen", eine Zeitschrift, woran ich selbst als Mitredacteur thätigen Antheil nahm, unter Hinzufügung einiger kritischer Betrachtungen, auf welche, als auf meine Antwort, ich den Prof. Michaelis gelegentlich hinwies. Sicher hatte er die Absicht, Ihnen eine Uebersetzung meiner Bemer-
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geringe war, also das Gebärhaus geringer überfüllt war als in den zwei Monaten, wo wir gar keine Todte hatten. Welche Bedeutung die Ueberfüllung hat, haben wir durch zahlreiche Tabellen gezeigt.
Wir glauben daher mit Recht die Behauptung aufstellen zu können, dass der zehnjährige günstige Gesundheitszustand der Wöchnerinnen des Kieler Gebärhauses den Massregeln gegen die Infection zuzuschreiben sei.
Michaelis theilte in seinem Briefe mit, dass er eine Ab- schrift des Briefes von Dr. Schwarz nach Kopenhagen gesen- det; ich wendete mich daher brieflich an Prof. Lewy mit der Bitte, mir mitzutheilen, was er innerhalb der zehn Jahre, die seitdem verflossen, für Beobachtungen gemacht habe; und erhielt folgende Antwort:
Kopenhagen, 31. Mai 1858.
»Ihren werthen Brief, worin Sie mich freundlichst dazu auffordern, meine Erfahrungen über Ihre Ansichten von der Entstehung und Verhütung des Puerperalfiebers, als Antwort auf ein vor zehn Jahren mir durch den verstorbenen Professor Michaelis in Kiel mitgetheiltes Schreiben Ihnen zuzustellen, habe ich die Ehre gehabt, richtig zu empfangen, und rechne ich auf gütige Nachsicht, wenn einige Wochen vergangen sind, bevor die Beantwortung derselben hat stattfinden können.
Bevor ich aber auf die mir vorgelegte Frage eingehe, sei es mir erlaubt, Ihre Vorstellung von meiner bisherigen Schweig- samkeit in dieser Beziehung zu berichtigen. Kurz nachdem ich nämlich durch Professor Michaelis Ihr interessantes Schreiben vom 21. December 1847 erhalten hatte, veröffent- lichte ich es in dänischer Uebersetzung in unseren damaligen »Hospitals-Mittheilungen«, eine Zeitschrift, woran ich selbst als Mitredacteur thätigen Antheil nahm, unter Hinzufügung einiger kritischer Betrachtungen, auf welche, als auf meine Antwort, ich den Prof. Michaelis gelegentlich hinwies. Sicher hatte er die Absicht, Ihnen eine Uebersetzung meiner Bemer-
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geringe war, also das Gebärhaus geringer überfüllt war als in
den zwei Monaten, wo wir gar keine Todte hatten. Welche
Bedeutung die Ueberfüllung hat, haben wir durch zahlreiche
Tabellen gezeigt.
Wir glauben daher mit Recht die Behauptung aufstellen
zu können, dass der zehnjährige günstige Gesundheitszustand
der Wöchnerinnen des Kieler Gebärhauses den Massregeln
gegen die Infection zuzuschreiben sei.
Michaelis theilte in seinem Briefe mit, dass er eine Ab-
schrift des Briefes von Dr. Schwarz nach Kopenhagen gesen-
det; ich wendete mich daher brieflich an Prof. Lewy mit der
Bitte, mir mitzutheilen, was er innerhalb der zehn Jahre,
die seitdem verflossen, für Beobachtungen gemacht habe; und
erhielt folgende Antwort:
Kopenhagen, 31. Mai 1858.
»Ihren werthen Brief, worin Sie mich freundlichst dazu
auffordern, meine Erfahrungen über Ihre Ansichten von der
Entstehung und Verhütung des Puerperalfiebers, als Antwort
auf ein vor zehn Jahren mir durch den verstorbenen Professor
Michaelis in Kiel mitgetheiltes Schreiben Ihnen zuzustellen,
habe ich die Ehre gehabt, richtig zu empfangen, und rechne
ich auf gütige Nachsicht, wenn einige Wochen vergangen
sind, bevor die Beantwortung derselben hat stattfinden können.
Bevor ich aber auf die mir vorgelegte Frage eingehe, sei
es mir erlaubt, Ihre Vorstellung von meiner bisherigen Schweig-
samkeit in dieser Beziehung zu berichtigen. Kurz nachdem
ich nämlich durch Professor Michaelis Ihr interessantes
Schreiben vom 21. December 1847 erhalten hatte, veröffent-
lichte ich es in dänischer Uebersetzung in unseren damaligen
»Hospitals-Mittheilungen«, eine Zeitschrift, woran ich selbst
als Mitredacteur thätigen Antheil nahm, unter Hinzufügung
einiger kritischer Betrachtungen, auf welche, als auf meine
Antwort, ich den Prof. Michaelis gelegentlich hinwies. Sicher
hatte er die Absicht, Ihnen eine Uebersetzung meiner Bemer-
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/303>, abgerufen am 23.11.2024.
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