Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Dorset-Square, London, 3. December 1849.

"Jam inventionis tuae fama ac veritas in existimatione
publica accrescit, et inter omnes medicorum societates quam
res est maxime utilis, percipiunt et agnoscunt, nec vero etiam
temere, nam magna est veritas, et praevalebit." *)

Murphy, Professor der Geburtshilfe früher zu Dublin,
jetzt zu London, hat "In the Dublin Quarterly Journal of
Medical Science" August 1857, einen längeren Artikel ver-
öffentlicht, in welchem er den oben erwähnten Vortrag Routh's
bespricht, und sich den in diesem Vortrage ausgesprochenen
Ansichten anschliesst. **)

Selbst Simpson ***) hat die Ansicht, dass das Kindbett-
fieber eine contagiose Krankheit sei, aufgegeben.

Er hält jetzt das Kindbettfieber identisch mit dem chirur-
gischen Fieber, und sagt: "Beim Kindbettfieber und beim
chirurgischen Fieber ist das Fieber nicht die Ursache der
begleitenden Entzündungen, noch sind die Entzündungen die
Ursache des begleitenden Fiebers, sondern das Fieber sowohl
als die Entzündungen sind die Folgen einer gemeinschaftlichen
Ursache, nämlich des ursprünglichen Blutverderbnisses. Was
aber das Blut verderbe, dies genügend zu beantworten, bleibt
der späteren Zeit einer mehr ausgebildeten pathologischen
Anatomie, Histologie und Chemie vorbehalten."

Nun, diese Aufgabe ist schon gelöst, denn das was die
Blutverderbniss als gemeinschaftliche Ursache des begleitenden
Fiebers und der begleitenden Entzündungen beim Kindbett-

*) Der Ruf und die Wahrheit deiner Entdeckung verbreitet sich immer
mehr in der allgemeinen Meinung, und alle Gesellschaften der Aerzte
sehen es ein und erkennen es an, wie nützlich dieselbe ist, und das
geschieht nicht unbesonnen, denn gross ist die Wahrheit, und sie
wird überwiegend werden.
**) Separat-Abdruck: "What is Puerperal Fever?" A question proposed
to the epidemiologicol Society. London. By Edward William Murphy
A. M. M. D. Dublin, 1857.
***) Edinb. Monthly Journal, November 1850.

Dorset-Square, London, 3. December 1849.

»Jam inventionis tuae fama ac veritas in existimatione
publica accrescit, et inter omnes medicorum societates quam
res est maxime utilis, percipiunt et agnoscunt, nec vero etiam
temere, nam magna est veritas, et praevalebit.« *)

Murphy, Professor der Geburtshilfe früher zu Dublin,
jetzt zu London, hat »In the Dublin Quarterly Journal of
Medical Science« August 1857, einen längeren Artikel ver-
öffentlicht, in welchem er den oben erwähnten Vortrag Routh’s
bespricht, und sich den in diesem Vortrage ausgesprochenen
Ansichten anschliesst. **)

Selbst Simpson ***) hat die Ansicht, dass das Kindbett-
fieber eine contagiose Krankheit sei, aufgegeben.

Er hält jetzt das Kindbettfieber identisch mit dem chirur-
gischen Fieber, und sagt: »Beim Kindbettfieber und beim
chirurgischen Fieber ist das Fieber nicht die Ursache der
begleitenden Entzündungen, noch sind die Entzündungen die
Ursache des begleitenden Fiebers, sondern das Fieber sowohl
als die Entzündungen sind die Folgen einer gemeinschaftlichen
Ursache, nämlich des ursprünglichen Blutverderbnisses. Was
aber das Blut verderbe, dies genügend zu beantworten, bleibt
der späteren Zeit einer mehr ausgebildeten pathologischen
Anatomie, Histologie und Chemie vorbehalten.«

Nun, diese Aufgabe ist schon gelöst, denn das was die
Blutverderbniss als gemeinschaftliche Ursache des begleitenden
Fiebers und der begleitenden Entzündungen beim Kindbett-

*) Der Ruf und die Wahrheit deiner Entdeckung verbreitet sich immer
mehr in der allgemeinen Meinung, und alle Gesellschaften der Aerzte
sehen es ein und erkennen es an, wie nützlich dieselbe ist, und das
geschieht nicht unbesonnen, denn gross ist die Wahrheit, und sie
wird überwiegend werden.
**) Separat-Abdruck: »What is Puerperal Fever?« A question proposed
to the epidemiologicol Society. London. By Edward William Murphy
A. M. M. D. Dublin, 1857.
***) Edinb. Monthly Journal, November 1850.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0297" n="285"/>
        <p> <hi rendition="#et">Dorset-Square, London, 3. December 1849.</hi> </p><lb/>
        <p>»Jam inventionis tuae fama ac veritas in existimatione<lb/>
publica accrescit, et inter omnes medicorum societates quam<lb/>
res est maxime utilis, percipiunt et agnoscunt, nec vero etiam<lb/>
temere, nam magna est veritas, et praevalebit.« <note place="foot" n="*)">Der Ruf und die Wahrheit deiner Entdeckung verbreitet sich immer<lb/>
mehr in der allgemeinen Meinung, und alle Gesellschaften der Aerzte<lb/>
sehen es ein und erkennen es an, wie nützlich dieselbe ist, und das<lb/>
geschieht nicht unbesonnen, denn gross ist die Wahrheit, und sie<lb/>
wird überwiegend werden.</note></p><lb/>
        <p>Murphy, Professor der Geburtshilfe früher zu Dublin,<lb/>
jetzt zu London, hat »In the Dublin Quarterly Journal of<lb/>
Medical Science« August 1857, einen längeren Artikel ver-<lb/>
öffentlicht, in welchem er den oben erwähnten Vortrag Routh&#x2019;s<lb/>
bespricht, und sich den in diesem Vortrage ausgesprochenen<lb/>
Ansichten anschliesst. <note place="foot" n="**)">Separat-Abdruck: »What is Puerperal Fever?« A question proposed<lb/>
to the epidemiologicol Society. London. By Edward William Murphy<lb/>
A. M. M. D. Dublin, 1857.</note></p><lb/>
        <p>Selbst Simpson <note place="foot" n="***)">Edinb. Monthly Journal, November 1850.</note> hat die Ansicht, dass das Kindbett-<lb/>
fieber eine contagiose Krankheit sei, aufgegeben.</p><lb/>
        <p>Er hält jetzt das Kindbettfieber identisch mit dem chirur-<lb/>
gischen Fieber, und sagt: »Beim Kindbettfieber und beim<lb/>
chirurgischen Fieber ist das Fieber nicht die Ursache der<lb/>
begleitenden Entzündungen, noch sind die Entzündungen die<lb/>
Ursache des begleitenden Fiebers, sondern das Fieber sowohl<lb/>
als die Entzündungen sind die Folgen einer gemeinschaftlichen<lb/>
Ursache, nämlich des ursprünglichen Blutverderbnisses. Was<lb/>
aber das Blut verderbe, dies genügend zu beantworten, bleibt<lb/>
der späteren Zeit einer mehr ausgebildeten pathologischen<lb/>
Anatomie, Histologie und Chemie vorbehalten.«</p><lb/>
        <p>Nun, diese Aufgabe ist schon gelöst, denn das was die<lb/>
Blutverderbniss als gemeinschaftliche Ursache des begleitenden<lb/>
Fiebers und der begleitenden Entzündungen beim Kindbett-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0297] Dorset-Square, London, 3. December 1849. »Jam inventionis tuae fama ac veritas in existimatione publica accrescit, et inter omnes medicorum societates quam res est maxime utilis, percipiunt et agnoscunt, nec vero etiam temere, nam magna est veritas, et praevalebit.« *) Murphy, Professor der Geburtshilfe früher zu Dublin, jetzt zu London, hat »In the Dublin Quarterly Journal of Medical Science« August 1857, einen längeren Artikel ver- öffentlicht, in welchem er den oben erwähnten Vortrag Routh’s bespricht, und sich den in diesem Vortrage ausgesprochenen Ansichten anschliesst. **) Selbst Simpson ***) hat die Ansicht, dass das Kindbett- fieber eine contagiose Krankheit sei, aufgegeben. Er hält jetzt das Kindbettfieber identisch mit dem chirur- gischen Fieber, und sagt: »Beim Kindbettfieber und beim chirurgischen Fieber ist das Fieber nicht die Ursache der begleitenden Entzündungen, noch sind die Entzündungen die Ursache des begleitenden Fiebers, sondern das Fieber sowohl als die Entzündungen sind die Folgen einer gemeinschaftlichen Ursache, nämlich des ursprünglichen Blutverderbnisses. Was aber das Blut verderbe, dies genügend zu beantworten, bleibt der späteren Zeit einer mehr ausgebildeten pathologischen Anatomie, Histologie und Chemie vorbehalten.« Nun, diese Aufgabe ist schon gelöst, denn das was die Blutverderbniss als gemeinschaftliche Ursache des begleitenden Fiebers und der begleitenden Entzündungen beim Kindbett- *) Der Ruf und die Wahrheit deiner Entdeckung verbreitet sich immer mehr in der allgemeinen Meinung, und alle Gesellschaften der Aerzte sehen es ein und erkennen es an, wie nützlich dieselbe ist, und das geschieht nicht unbesonnen, denn gross ist die Wahrheit, und sie wird überwiegend werden. **) Separat-Abdruck: »What is Puerperal Fever?« A question proposed to the epidemiologicol Society. London. By Edward William Murphy A. M. M. D. Dublin, 1857. ***) Edinb. Monthly Journal, November 1850.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/297
Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/297>, abgerufen am 21.05.2024.