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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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tion annehmen, eingedenk der beiden oben angeführten Be-
denken, dass auch diese Zahl möglicherweise noch Fälle von
Infection von aussen in sich schliesse, und wenn wir diesen
Massstab an die Resultate anlegen, welche wir durch unsere
Massregeln zur Verhütung des Puerperalfiebers an drei ver-
schiedenen Anstalten, welche sämmtlich vom Puerperalfieber
in hohem Grade heimgesucht waren, erzielten; so zeigt sich,
dass es nicht immer gelungen ist, die Zahl der Erkrankungen
auf die Fälle von unverhütbarer Selbstinfection zu beschrän-
ken, sondern dass zeitweise Fälle von Infection von aussen
vorkommen.

In den letzten sieben Monaten des Jahres 1847 starben
trotz der Chlorwaschungen von 1841 Wöchnerinnen 56, also
3.04 Percent-Antheile.

Im Jahre 1848, wo das ganze Jahr hindurch die Chlor-
waschungen geübt wurden, starben von 3780 Wöchnerinnen
45, also 1.19 Percent-Antheile.

Im Jänner und Februar 1849 starben von 801 Wöchne-
rinnen 21, also 2.62 Percent-Antheile.

Wenn wir aber die einzelnen Monate berücksichtigen, so
ist es nur während sieben Monaten des Jahres 1848 gelungen,
die Todesfälle auf die Fälle von Selbstinfection zu beschrän-
ken, indem im März 1848 von 276 und im August 1848 von
261 Wöchnerinnen keine einzige starb, während fünf Mona-
ten starb nicht eine Wöchnerin von hundert.

Februar: Wöchnerinnen 291, Todte 2 = 0.68
April: " 305, " 2 = 0.65
Mai: " 313, " 3 = 0.99
Juli: " 269, " 1 = 0.37
September: " 312, " 3 = 0.96

Die Ursache, dass es nicht immer gelungen ist, an der
ersten Gebärklinik zu Wien die Todesfälle auf die Fälle von
Selbstinfection zu beschränken, liegt darin, dass die erste Ge-
bärklinik durchaus nicht so beschaffen ist, wie wir es in der
Prophylaxis des Kindbettfiebers von einem Gebärhause ver-

tion annehmen, eingedenk der beiden oben angeführten Be-
denken, dass auch diese Zahl möglicherweise noch Fälle von
Infection von aussen in sich schliesse, und wenn wir diesen
Massstab an die Resultate anlegen, welche wir durch unsere
Massregeln zur Verhütung des Puerperalfiebers an drei ver-
schiedenen Anstalten, welche sämmtlich vom Puerperalfieber
in hohem Grade heimgesucht waren, erzielten; so zeigt sich,
dass es nicht immer gelungen ist, die Zahl der Erkrankungen
auf die Fälle von unverhütbarer Selbstinfection zu beschrän-
ken, sondern dass zeitweise Fälle von Infection von aussen
vorkommen.

In den letzten sieben Monaten des Jahres 1847 starben
trotz der Chlorwaschungen von 1841 Wöchnerinnen 56, also
3.04 Percent-Antheile.

Im Jahre 1848, wo das ganze Jahr hindurch die Chlor-
waschungen geübt wurden, starben von 3780 Wöchnerinnen
45, also 1.19 Percent-Antheile.

Im Jänner und Februar 1849 starben von 801 Wöchne-
rinnen 21, also 2.62 Percent-Antheile.

Wenn wir aber die einzelnen Monate berücksichtigen, so
ist es nur während sieben Monaten des Jahres 1848 gelungen,
die Todesfälle auf die Fälle von Selbstinfection zu beschrän-
ken, indem im März 1848 von 276 und im August 1848 von
261 Wöchnerinnen keine einzige starb, während fünf Mona-
ten starb nicht eine Wöchnerin von hundert.

Februar: Wöchnerinnen 291, Todte 2 = 0.68
April: » 305, » 2 = 0.65
Mai: » 313, » 3 = 0.99
Juli: » 269, » 1 = 0.37
September: » 312, » 3 = 0.96

Die Ursache, dass es nicht immer gelungen ist, an der
ersten Gebärklinik zu Wien die Todesfälle auf die Fälle von
Selbstinfection zu beschränken, liegt darin, dass die erste Ge-
bärklinik durchaus nicht so beschaffen ist, wie wir es in der
Prophylaxis des Kindbettfiebers von einem Gebärhause ver-

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[112/0124] tion annehmen, eingedenk der beiden oben angeführten Be- denken, dass auch diese Zahl möglicherweise noch Fälle von Infection von aussen in sich schliesse, und wenn wir diesen Massstab an die Resultate anlegen, welche wir durch unsere Massregeln zur Verhütung des Puerperalfiebers an drei ver- schiedenen Anstalten, welche sämmtlich vom Puerperalfieber in hohem Grade heimgesucht waren, erzielten; so zeigt sich, dass es nicht immer gelungen ist, die Zahl der Erkrankungen auf die Fälle von unverhütbarer Selbstinfection zu beschrän- ken, sondern dass zeitweise Fälle von Infection von aussen vorkommen. In den letzten sieben Monaten des Jahres 1847 starben trotz der Chlorwaschungen von 1841 Wöchnerinnen 56, also 3.04 Percent-Antheile. Im Jahre 1848, wo das ganze Jahr hindurch die Chlor- waschungen geübt wurden, starben von 3780 Wöchnerinnen 45, also 1.19 Percent-Antheile. Im Jänner und Februar 1849 starben von 801 Wöchne- rinnen 21, also 2.62 Percent-Antheile. Wenn wir aber die einzelnen Monate berücksichtigen, so ist es nur während sieben Monaten des Jahres 1848 gelungen, die Todesfälle auf die Fälle von Selbstinfection zu beschrän- ken, indem im März 1848 von 276 und im August 1848 von 261 Wöchnerinnen keine einzige starb, während fünf Mona- ten starb nicht eine Wöchnerin von hundert. Februar: Wöchnerinnen 291, Todte 2 = 0.68 April: » 305, » 2 = 0.65 Mai: » 313, » 3 = 0.99 Juli: » 269, » 1 = 0.37 September: » 312, » 3 = 0.96 Die Ursache, dass es nicht immer gelungen ist, an der ersten Gebärklinik zu Wien die Todesfälle auf die Fälle von Selbstinfection zu beschränken, liegt darin, dass die erste Ge- bärklinik durchaus nicht so beschaffen ist, wie wir es in der Prophylaxis des Kindbettfiebers von einem Gebärhause ver-

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/124>, abgerufen am 24.11.2024.