bei welcher nicht derjenige Pächter die Wäschereinigung er- hält, welcher Garantie bietet, dass er sie am besten, sondern derjenige, welcher sie am billigsten wäscht.
Dadurch wurde der Preis in dem Grade herabgedrückt, dass es unmöglich war, besonders im Winter, reine Wäsche zu liefern, durch Benützung solch schlecht gereinigter Bett- wäsche wurde das Kindbettfieber hervorgebracht. Nach er- statteter Anzeige wurde dem früheren Pächter um den frü- heren Preis wieder die Wäschereinigung zugetheilt, und in Folge dieser Massregel den häufigen Erkrankungen Einhalt gethan.
Im Schuljahre 1857/8 war es wieder unreine Bettwäsche, welche die grössere Sterblichkeit hervorbrachte, aber die un- reine Wäsche wurde nicht vom Pächter unrein geliefert, son- dern die Wärterin verabsäumte das regelmässige Wechseln der Bettwäsche, wodurch das Blut und der Lochialfluss eine solche Zersetzung einging, dass sie das Kindbettfieber her- vorbrachten.
Durch gründliche Reinigung der Bettgeräthe und Ent- lassung der Wärterin wurde der Sterblichkeit Einhalt gethan.
Wir haben oben gezeigt, dass die grössere Sterblichkeit an der ersten geburtshilflichen Klinik zu Wien im Vergleiche zur zweiten bedingt war durch die Cadavertheile, welche an den Händen der Untersuchenden klebten.
Wir haben oben gezeigt, dass im Monat October 1847 Jauchetheile eines verjauchenden Medullarkrebses der Gebär- mutter das Kindbettfieber hervorgebracht haben; wir haben gezeigt, dass im Monate November 1847 ein Jauchetheile exhalirendes cariöses Knie das Kindbettfieber hervorgebracht habe; wir haben gezeigt, dass in der Gebärabtheilung des St. Rochus-Spitals die verschiedenen zersetzten, thierisch- organischen Stoffe, welche sich so reichlich an einer chirur- gischen Abtheilung vorfinden, das Kindbettfieber hervorge- bracht haben.
Innerhalb zweier Jahre wurde das Kindbettfieber an der
7 *
bei welcher nicht derjenige Pächter die Wäschereinigung er- hält, welcher Garantie bietet, dass er sie am besten, sondern derjenige, welcher sie am billigsten wäscht.
Dadurch wurde der Preis in dem Grade herabgedrückt, dass es unmöglich war, besonders im Winter, reine Wäsche zu liefern, durch Benützung solch schlecht gereinigter Bett- wäsche wurde das Kindbettfieber hervorgebracht. Nach er- statteter Anzeige wurde dem früheren Pächter um den frü- heren Preis wieder die Wäschereinigung zugetheilt, und in Folge dieser Massregel den häufigen Erkrankungen Einhalt gethan.
Im Schuljahre 1857/8 war es wieder unreine Bettwäsche, welche die grössere Sterblichkeit hervorbrachte, aber die un- reine Wäsche wurde nicht vom Pächter unrein geliefert, son- dern die Wärterin verabsäumte das regelmässige Wechseln der Bettwäsche, wodurch das Blut und der Lochialfluss eine solche Zersetzung einging, dass sie das Kindbettfieber her- vorbrachten.
Durch gründliche Reinigung der Bettgeräthe und Ent- lassung der Wärterin wurde der Sterblichkeit Einhalt gethan.
Wir haben oben gezeigt, dass die grössere Sterblichkeit an der ersten geburtshilflichen Klinik zu Wien im Vergleiche zur zweiten bedingt war durch die Cadavertheile, welche an den Händen der Untersuchenden klebten.
Wir haben oben gezeigt, dass im Monat October 1847 Jauchetheile eines verjauchenden Medullarkrebses der Gebär- mutter das Kindbettfieber hervorgebracht haben; wir haben gezeigt, dass im Monate November 1847 ein Jauchetheile exhalirendes cariöses Knie das Kindbettfieber hervorgebracht habe; wir haben gezeigt, dass in der Gebärabtheilung des St. Rochus-Spitals die verschiedenen zersetzten, thierisch- organischen Stoffe, welche sich so reichlich an einer chirur- gischen Abtheilung vorfinden, das Kindbettfieber hervorge- bracht haben.
Innerhalb zweier Jahre wurde das Kindbettfieber an der
7 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0111"n="99"/>
bei welcher nicht derjenige Pächter die Wäschereinigung er-<lb/>
hält, welcher Garantie bietet, dass er sie am besten, sondern<lb/>
derjenige, welcher sie am billigsten wäscht.</p><lb/><p>Dadurch wurde der Preis in dem Grade herabgedrückt,<lb/>
dass es unmöglich war, besonders im Winter, reine Wäsche<lb/>
zu liefern, durch Benützung solch schlecht gereinigter Bett-<lb/>
wäsche wurde das Kindbettfieber hervorgebracht. Nach er-<lb/>
statteter Anzeige wurde dem früheren Pächter um den frü-<lb/>
heren Preis wieder die Wäschereinigung zugetheilt, und in<lb/>
Folge dieser Massregel den häufigen Erkrankungen Einhalt<lb/>
gethan.</p><lb/><p>Im Schuljahre 1857/8 war es wieder unreine Bettwäsche,<lb/>
welche die grössere Sterblichkeit hervorbrachte, aber die un-<lb/>
reine Wäsche wurde nicht vom Pächter unrein geliefert, son-<lb/>
dern die Wärterin verabsäumte das regelmässige Wechseln<lb/>
der Bettwäsche, wodurch das Blut und der Lochialfluss eine<lb/>
solche Zersetzung einging, dass sie das Kindbettfieber her-<lb/>
vorbrachten.</p><lb/><p>Durch gründliche Reinigung der Bettgeräthe und Ent-<lb/>
lassung der Wärterin wurde der Sterblichkeit Einhalt gethan.</p><lb/><p>Wir haben oben gezeigt, dass die grössere Sterblichkeit<lb/>
an der ersten geburtshilflichen Klinik zu Wien im Vergleiche<lb/>
zur zweiten bedingt war durch die Cadavertheile, welche an<lb/>
den Händen der Untersuchenden klebten.</p><lb/><p>Wir haben oben gezeigt, dass im Monat October 1847<lb/>
Jauchetheile eines verjauchenden Medullarkrebses der Gebär-<lb/>
mutter das Kindbettfieber hervorgebracht haben; wir haben<lb/>
gezeigt, dass im Monate November 1847 ein Jauchetheile<lb/>
exhalirendes cariöses Knie das Kindbettfieber hervorgebracht<lb/>
habe; wir haben gezeigt, dass in der Gebärabtheilung des<lb/>
St. Rochus-Spitals die verschiedenen zersetzten, thierisch-<lb/>
organischen Stoffe, welche sich so reichlich an einer chirur-<lb/>
gischen Abtheilung vorfinden, das Kindbettfieber hervorge-<lb/>
bracht haben.</p><lb/><p>Innerhalb zweier Jahre wurde das Kindbettfieber an der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">7 *</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[99/0111]
bei welcher nicht derjenige Pächter die Wäschereinigung er-
hält, welcher Garantie bietet, dass er sie am besten, sondern
derjenige, welcher sie am billigsten wäscht.
Dadurch wurde der Preis in dem Grade herabgedrückt,
dass es unmöglich war, besonders im Winter, reine Wäsche
zu liefern, durch Benützung solch schlecht gereinigter Bett-
wäsche wurde das Kindbettfieber hervorgebracht. Nach er-
statteter Anzeige wurde dem früheren Pächter um den frü-
heren Preis wieder die Wäschereinigung zugetheilt, und in
Folge dieser Massregel den häufigen Erkrankungen Einhalt
gethan.
Im Schuljahre 1857/8 war es wieder unreine Bettwäsche,
welche die grössere Sterblichkeit hervorbrachte, aber die un-
reine Wäsche wurde nicht vom Pächter unrein geliefert, son-
dern die Wärterin verabsäumte das regelmässige Wechseln
der Bettwäsche, wodurch das Blut und der Lochialfluss eine
solche Zersetzung einging, dass sie das Kindbettfieber her-
vorbrachten.
Durch gründliche Reinigung der Bettgeräthe und Ent-
lassung der Wärterin wurde der Sterblichkeit Einhalt gethan.
Wir haben oben gezeigt, dass die grössere Sterblichkeit
an der ersten geburtshilflichen Klinik zu Wien im Vergleiche
zur zweiten bedingt war durch die Cadavertheile, welche an
den Händen der Untersuchenden klebten.
Wir haben oben gezeigt, dass im Monat October 1847
Jauchetheile eines verjauchenden Medullarkrebses der Gebär-
mutter das Kindbettfieber hervorgebracht haben; wir haben
gezeigt, dass im Monate November 1847 ein Jauchetheile
exhalirendes cariöses Knie das Kindbettfieber hervorgebracht
habe; wir haben gezeigt, dass in der Gebärabtheilung des
St. Rochus-Spitals die verschiedenen zersetzten, thierisch-
organischen Stoffe, welche sich so reichlich an einer chirur-
gischen Abtheilung vorfinden, das Kindbettfieber hervorge-
bracht haben.
Innerhalb zweier Jahre wurde das Kindbettfieber an der
7 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/111>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.