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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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mit Aloe verschrieben, anstatt dass man von den vorhandenen
Excoriationen Notiz nehme; und in der That wird der junge
Arzt mit einer Unkenntniss der Frauenkrankheiten in die
Praxis entlassen, die einem wahrhaft bange machen kann, für
Erhaltung der schöneren Hälfte der Menschheit, die noch
obendrein die grössere ist.'

In diesen Localitäten werden innerhalb zehn Monate bei
500 Wöchnerinnen verpflegt, und gleichzeitig 60 bis 70 Ge-
burtshelfer und 180 bis 190 Hebammenschülerinnen unter-
richtet. Der praktische geburtshilfliche Curs dauert für einen
Geburtshelfer zwei Monate, für eine Hebammenschülerin fünf
Monate, es ist mithin der Lehrer beständig mindestens von
100 Lernenden umgeben.

Im Schuljahre 1855/6 wurden 514 Wöchnerinnen ver-
pflegt, davon sind gestorben 5, und zwar 2 am Kindbettfie-
ber und 3 an andern Krankheiten, es starben mithin am Kind-
bettfieber 0.19 Percent-Antheile.

Im Schuljahre 1856/7 wurden verpflegt: 558 Individuen,
darunter waren 551 Wöchnerinnen und 7 gynaecologische
Fälle; von den 558 Verpflegten sind gestorben 31, darunter
16 an Kindbettfieber und 15 an andern Krankheiten, es star-
ben mithin am Kindbettfieber 2.90 Percent-Antheile.

Im Schuljahre 1857/8 wurden verpflegt 457 Individuen,
darunter waren 449 Wöchnerinnen und 8 gynaecologische
Fälle, davon sind gestorben 23, und zwar 18 am Kindbettfie-
ber und 5 an anderen Krankheiten, es starben mithin am
Kindbettfieber 4.05 Percent-Antheile.

Die im Schuljahre 1856/7 vorgekommene Sterblichkeit
von 2.90 und im Schuljahre 1857/8 von 4.05 Percent-Antheile
unter den Wöchnerinnen am Kindbettfieber veranlasste eine
officielle Correspondenz, welche wir hier theilweise mitthei-
len wollen, damit der Leser mit der veranlassenden Ursache
dieser Sterblichkeit bekannt werde. Es heisst unter andern:
"Es sind hieher im vertraulichen Wege Mittheilungen ge-
macht worden, welche mehrfache Unzukömmlichkeiten und

mit Aloe verschrieben, anstatt dass man von den vorhandenen
Excoriationen Notiz nehme; und in der That wird der junge
Arzt mit einer Unkenntniss der Frauenkrankheiten in die
Praxis entlassen, die einem wahrhaft bange machen kann, für
Erhaltung der schöneren Hälfte der Menschheit, die noch
obendrein die grössere ist.‘

In diesen Localitäten werden innerhalb zehn Monate bei
500 Wöchnerinnen verpflegt, und gleichzeitig 60 bis 70 Ge-
burtshelfer und 180 bis 190 Hebammenschülerinnen unter-
richtet. Der praktische geburtshilfliche Curs dauert für einen
Geburtshelfer zwei Monate, für eine Hebammenschülerin fünf
Monate, es ist mithin der Lehrer beständig mindestens von
100 Lernenden umgeben.

Im Schuljahre 1855/6 wurden 514 Wöchnerinnen ver-
pflegt, davon sind gestorben 5, und zwar 2 am Kindbettfie-
ber und 3 an andern Krankheiten, es starben mithin am Kind-
bettfieber 0.19 Percent-Antheile.

Im Schuljahre 1856/7 wurden verpflegt: 558 Individuen,
darunter waren 551 Wöchnerinnen und 7 gynaecologische
Fälle; von den 558 Verpflegten sind gestorben 31, darunter
16 an Kindbettfieber und 15 an andern Krankheiten, es star-
ben mithin am Kindbettfieber 2.90 Percent-Antheile.

Im Schuljahre 1857/8 wurden verpflegt 457 Individuen,
darunter waren 449 Wöchnerinnen und 8 gynaecologische
Fälle, davon sind gestorben 23, und zwar 18 am Kindbettfie-
ber und 5 an anderen Krankheiten, es starben mithin am
Kindbettfieber 4.05 Percent-Antheile.

Die im Schuljahre 1856/7 vorgekommene Sterblichkeit
von 2.90 und im Schuljahre 1857/8 von 4.05 Percent-Antheile
unter den Wöchnerinnen am Kindbettfieber veranlasste eine
officielle Correspondenz, welche wir hier theilweise mitthei-
len wollen, damit der Leser mit der veranlassenden Ursache
dieser Sterblichkeit bekannt werde. Es heisst unter andern:
»Es sind hieher im vertraulichen Wege Mittheilungen ge-
macht worden, welche mehrfache Unzukömmlichkeiten und

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[95/0107] mit Aloe verschrieben, anstatt dass man von den vorhandenen Excoriationen Notiz nehme; und in der That wird der junge Arzt mit einer Unkenntniss der Frauenkrankheiten in die Praxis entlassen, die einem wahrhaft bange machen kann, für Erhaltung der schöneren Hälfte der Menschheit, die noch obendrein die grössere ist.‘ In diesen Localitäten werden innerhalb zehn Monate bei 500 Wöchnerinnen verpflegt, und gleichzeitig 60 bis 70 Ge- burtshelfer und 180 bis 190 Hebammenschülerinnen unter- richtet. Der praktische geburtshilfliche Curs dauert für einen Geburtshelfer zwei Monate, für eine Hebammenschülerin fünf Monate, es ist mithin der Lehrer beständig mindestens von 100 Lernenden umgeben. Im Schuljahre 1855/6 wurden 514 Wöchnerinnen ver- pflegt, davon sind gestorben 5, und zwar 2 am Kindbettfie- ber und 3 an andern Krankheiten, es starben mithin am Kind- bettfieber 0.19 Percent-Antheile. Im Schuljahre 1856/7 wurden verpflegt: 558 Individuen, darunter waren 551 Wöchnerinnen und 7 gynaecologische Fälle; von den 558 Verpflegten sind gestorben 31, darunter 16 an Kindbettfieber und 15 an andern Krankheiten, es star- ben mithin am Kindbettfieber 2.90 Percent-Antheile. Im Schuljahre 1857/8 wurden verpflegt 457 Individuen, darunter waren 449 Wöchnerinnen und 8 gynaecologische Fälle, davon sind gestorben 23, und zwar 18 am Kindbettfie- ber und 5 an anderen Krankheiten, es starben mithin am Kindbettfieber 4.05 Percent-Antheile. Die im Schuljahre 1856/7 vorgekommene Sterblichkeit von 2.90 und im Schuljahre 1857/8 von 4.05 Percent-Antheile unter den Wöchnerinnen am Kindbettfieber veranlasste eine officielle Correspondenz, welche wir hier theilweise mitthei- len wollen, damit der Leser mit der veranlassenden Ursache dieser Sterblichkeit bekannt werde. Es heisst unter andern: »Es sind hieher im vertraulichen Wege Mittheilungen ge- macht worden, welche mehrfache Unzukömmlichkeiten und

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/107>, abgerufen am 25.11.2024.