Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Dienstzeit eines Assistenten, bei welch' immer
Lehrkanzel, war in Wien auf zwei Jahre fixirt, bei
allen übrigen Lehrkanzeln war es aber Sitte, nach
Ablauf von zwei Jahren die Dienstzeit desselben Assi-
stenten abermals für zwei Jahre zu verlängern, nur bei
den geburtshilflichen Lehrkanzeln war diese Sitte nicht
im Gebrauche, und die Assistenten wechselten regel-
mässig alle zwei Jahre. Dr. Breit war der erste, dem
eine solche Begünstigung zu Theil wurde.

Inzwischen wurde Dr. Breit zum Professor der
Geburtshilfe an der Hochschule zu Tübingen ernannt,
und ich übernahm zum zweiten Male definitiv die Stelle
eines Assistenten den 20. März 1847, und fungirte als
solcher durch zwei Jahre, nämlich bis zum 20. März 1849.
Diese zwei Jahre wollen wir meine zweite Dienstzeit
nennen.

Die Aufgabe dieser Schrift ist: dem Lehrer ge-
schichtlich die Beobachtungen vorzuführen, welche ich
an dieser Klinik in diesem Zeitraume gemacht, ihm
zu zeigen, wie ich zum Zweifler an der bisherigen Lehre
über die Entstehung und den Begriff des Kindbettfie-
bers geworden, wie sich mir meine gegenwärtige Ueber-
zeugung unwiderstehlich aufgedrungen, damit auch er
zum Heile der Menschheit dieselbe Ueberzeugung daraus
schöpfe.

Die Dienstzeit eines Assistenten, bei welch’ immer
Lehrkanzel, war in Wien auf zwei Jahre fixirt, bei
allen übrigen Lehrkanzeln war es aber Sitte, nach
Ablauf von zwei Jahren die Dienstzeit desselben Assi-
stenten abermals für zwei Jahre zu verlängern, nur bei
den geburtshilflichen Lehrkanzeln war diese Sitte nicht
im Gebrauche, und die Assistenten wechselten regel-
mässig alle zwei Jahre. Dr. Breit war der erste, dem
eine solche Begünstigung zu Theil wurde.

Inzwischen wurde Dr. Breit zum Professor der
Geburtshilfe an der Hochschule zu Tübingen ernannt,
und ich übernahm zum zweiten Male definitiv die Stelle
eines Assistenten den 20. März 1847, und fungirte als
solcher durch zwei Jahre, nämlich bis zum 20. März 1849.
Diese zwei Jahre wollen wir meine zweite Dienstzeit
nennen.

Die Aufgabe dieser Schrift ist: dem Lehrer ge-
schichtlich die Beobachtungen vorzuführen, welche ich
an dieser Klinik in diesem Zeitraume gemacht, ihm
zu zeigen, wie ich zum Zweifler an der bisherigen Lehre
über die Entstehung und den Begriff des Kindbettfie-
bers geworden, wie sich mir meine gegenwärtige Ueber-
zeugung unwiderstehlich aufgedrungen, damit auch er
zum Heile der Menschheit dieselbe Ueberzeugung daraus
schöpfe.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0010" n="IV"/>
        <p>Die Dienstzeit eines Assistenten, bei welch&#x2019; immer<lb/>
Lehrkanzel, war in Wien auf zwei Jahre fixirt, bei<lb/>
allen übrigen Lehrkanzeln war es aber Sitte, nach<lb/>
Ablauf von zwei Jahren die Dienstzeit desselben Assi-<lb/>
stenten abermals für zwei Jahre zu verlängern, nur bei<lb/>
den geburtshilflichen Lehrkanzeln war diese Sitte nicht<lb/>
im Gebrauche, und die Assistenten wechselten regel-<lb/>
mässig alle zwei Jahre. Dr. <hi rendition="#g">Breit</hi> war der erste, dem<lb/>
eine solche Begünstigung zu Theil wurde.</p><lb/>
        <p>Inzwischen wurde Dr. <hi rendition="#g">Breit</hi> zum Professor der<lb/>
Geburtshilfe an der Hochschule zu Tübingen ernannt,<lb/>
und ich übernahm zum zweiten Male definitiv die Stelle<lb/>
eines Assistenten den 20. März 1847, und fungirte als<lb/>
solcher durch zwei Jahre, nämlich bis zum 20. März 1849.<lb/>
Diese zwei Jahre wollen wir meine zweite Dienstzeit<lb/>
nennen.</p><lb/>
        <p>Die Aufgabe dieser Schrift ist: dem Lehrer ge-<lb/>
schichtlich die Beobachtungen vorzuführen, welche ich<lb/>
an dieser Klinik in diesem Zeitraume gemacht, ihm<lb/>
zu zeigen, wie ich zum Zweifler an der bisherigen Lehre<lb/>
über die Entstehung und den Begriff des Kindbettfie-<lb/>
bers geworden, wie sich mir meine gegenwärtige Ueber-<lb/>
zeugung unwiderstehlich aufgedrungen, damit auch er<lb/>
zum Heile der Menschheit dieselbe Ueberzeugung daraus<lb/>
schöpfe.</p><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[IV/0010] Die Dienstzeit eines Assistenten, bei welch’ immer Lehrkanzel, war in Wien auf zwei Jahre fixirt, bei allen übrigen Lehrkanzeln war es aber Sitte, nach Ablauf von zwei Jahren die Dienstzeit desselben Assi- stenten abermals für zwei Jahre zu verlängern, nur bei den geburtshilflichen Lehrkanzeln war diese Sitte nicht im Gebrauche, und die Assistenten wechselten regel- mässig alle zwei Jahre. Dr. Breit war der erste, dem eine solche Begünstigung zu Theil wurde. Inzwischen wurde Dr. Breit zum Professor der Geburtshilfe an der Hochschule zu Tübingen ernannt, und ich übernahm zum zweiten Male definitiv die Stelle eines Assistenten den 20. März 1847, und fungirte als solcher durch zwei Jahre, nämlich bis zum 20. März 1849. Diese zwei Jahre wollen wir meine zweite Dienstzeit nennen. Die Aufgabe dieser Schrift ist: dem Lehrer ge- schichtlich die Beobachtungen vorzuführen, welche ich an dieser Klinik in diesem Zeitraume gemacht, ihm zu zeigen, wie ich zum Zweifler an der bisherigen Lehre über die Entstehung und den Begriff des Kindbettfie- bers geworden, wie sich mir meine gegenwärtige Ueber- zeugung unwiderstehlich aufgedrungen, damit auch er zum Heile der Menschheit dieselbe Ueberzeugung daraus schöpfe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/10
Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/10>, abgerufen am 03.12.2024.