Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
des Pyrmontischen Wassers.
§. 22.

Was hilfft es aber, wenn der Leib
noch so wol durch die Salia gereiniget, und durch
das Wasser ausgespühlet worden, wenn nicht
zu gleicher Zeit denen Eingeweiden ihre gebüh-
rende Stärcke, Festigkeit und zusammenziehen-
de Bewegung wiedergebracht wird. * Geschie-
het dieses nicht, so sammlen sich öffters die
schädlichen Säffte in denen schlappen und wel-
cken Visceribus so geschwinde wieder, als solche
hinaus geschaffet worden, und ist also der Nu-
tzen sehr geringe, welchen man von einer solchen
Wasser-Cur erlanget hat.

§. 23.

Wegen des Eisens oder Stahls ist nun
noch eine Frage übrig; Nehmlich ob das Eisen
des Wassers in unserem Leibe, als ein Vitrio-
lum
oder wie ein Crocus Martis seinen Effect
praesti
re? ** Es ist in dem vorigen Capitel
umständlich erwiesen worden, daß das Wasser
in freyer Lufft, u. sonderlich durch das Erwärmen
(wie solches in denen Eingeweiden und Adern
geschiehet) nach und nach alle vitriolische Ei-
genschafften verliehren und das Eisen fallen las-
sen müsse. Auch wird das Wasser in dem
Magen und Gedärmen mit allerhand sauren,
gallichten und groben irdischen Materien ver-
mischet, da sonderlich die Particulae terreo-
pingues
sich an das zarte Eisen-Vitriolum hän-

gen,
* Blosse Reinigung des Leibes ist nicht genug.
** Das Eisen des Wassers würcket fürnehmlich als
ein Grocus Martis.
L 5
des Pyrmontiſchen Waſſers.
§. 22.

Was hilfft es aber, wenn der Leib
noch ſo wol durch die Salia gereiniget, und durch
das Waſſer ausgeſpuͤhlet worden, wenn nicht
zu gleicher Zeit denen Eingeweiden ihre gebuͤh-
rende Staͤrcke, Feſtigkeit und zuſammenziehen-
de Bewegung wiedergebracht wird. * Geſchie-
het dieſes nicht, ſo ſammlen ſich oͤffters die
ſchaͤdlichen Saͤffte in denen ſchlappen und wel-
cken Viſceribus ſo geſchwinde wieder, als ſolche
hinaus geſchaffet worden, und iſt alſo der Nu-
tzen ſehr geringe, welchen man von einer ſolchen
Waſſer-Cur erlanget hat.

§. 23.

Wegen des Eiſens oder Stahls iſt nun
noch eine Frage uͤbrig; Nehmlich ob das Eiſen
des Waſſers in unſerem Leibe, als ein Vitrio-
lum
oder wie ein Crocus Martis ſeinen Effect
præſti
re? ** Es iſt in dem vorigen Capitel
umſtaͤndlich erwieſen worden, daß das Waſſer
in freyer Lufft, u. ſonderlich durch das Erwaͤrmen
(wie ſolches in denen Eingeweiden und Adern
geſchiehet) nach und nach alle vitrioliſche Ei-
genſchafften verliehren und das Eiſen fallen laſ-
ſen muͤſſe. Auch wird das Waſſer in dem
Magen und Gedaͤrmen mit allerhand ſauren,
gallichten und groben irdiſchen Materien ver-
miſchet, da ſonderlich die Particulæ terreo-
pingues
ſich an das zarte Eiſen-Vitriolum haͤn-

gen,
* Bloſſe Reinigung des Leibes iſt nicht genug.
** Das Eiſen des Waſſers wuͤrcket fuͤrnehmlich als
ein Grocus Martis.
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0189" n="169"/>
        <fw place="top" type="header">des Pyrmonti&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;ers.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 22.</head>
          <p>Was hilfft es aber, wenn der Leib<lb/>
noch &#x017F;o wol durch die <hi rendition="#aq">Salia</hi> gereiniget, und durch<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er ausge&#x017F;pu&#x0364;hlet worden, wenn nicht<lb/>
zu gleicher Zeit denen Eingeweiden ihre gebu&#x0364;h-<lb/>
rende Sta&#x0364;rcke, Fe&#x017F;tigkeit und zu&#x017F;ammenziehen-<lb/>
de Bewegung wiedergebracht wird. <note place="foot" n="*">Blo&#x017F;&#x017F;e Reinigung des Leibes i&#x017F;t nicht genug.</note> Ge&#x017F;chie-<lb/>
het die&#x017F;es nicht, &#x017F;o &#x017F;ammlen &#x017F;ich o&#x0364;ffters die<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlichen Sa&#x0364;ffte in denen &#x017F;chlappen und wel-<lb/>
cken <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ceribus</hi> &#x017F;o ge&#x017F;chwinde wieder, als &#x017F;olche<lb/>
hinaus ge&#x017F;chaffet worden, und i&#x017F;t al&#x017F;o der Nu-<lb/>
tzen &#x017F;ehr geringe, welchen man von einer &#x017F;olchen<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-Cur erlanget hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 23.</head>
          <p>Wegen des Ei&#x017F;ens oder Stahls i&#x017F;t nun<lb/>
noch eine Frage u&#x0364;brig; Nehmlich ob das Ei&#x017F;en<lb/>
des Wa&#x017F;&#x017F;ers in un&#x017F;erem Leibe, als ein <hi rendition="#aq">Vitrio-<lb/>
lum</hi> oder wie ein <hi rendition="#aq">Crocus Martis</hi> &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Effect<lb/>
præ&#x017F;ti</hi>re? <note place="foot" n="**">Das Ei&#x017F;en des Wa&#x017F;&#x017F;ers wu&#x0364;rcket fu&#x0364;rnehmlich als<lb/>
ein <hi rendition="#aq">Grocus Martis.</hi></note> Es i&#x017F;t in dem vorigen Capitel<lb/>
um&#x017F;ta&#x0364;ndlich erwie&#x017F;en worden, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
in freyer Lufft, u. &#x017F;onderlich durch das Erwa&#x0364;rmen<lb/>
(wie &#x017F;olches in denen Eingeweiden und Adern<lb/>
ge&#x017F;chiehet) nach und nach alle <hi rendition="#aq">vitrioli</hi>&#x017F;che Ei-<lb/>
gen&#x017F;chafften verliehren und das Ei&#x017F;en fallen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Auch wird das Wa&#x017F;&#x017F;er in dem<lb/>
Magen und Geda&#x0364;rmen mit allerhand &#x017F;auren,<lb/>
gallichten und groben irdi&#x017F;chen Materien ver-<lb/>
mi&#x017F;chet, da &#x017F;onderlich die <hi rendition="#aq">Particulæ terreo-<lb/>
pingues</hi> &#x017F;ich an das zarte Ei&#x017F;en-<hi rendition="#aq">Vitriolum</hi> ha&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">gen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0189] des Pyrmontiſchen Waſſers. §. 22. Was hilfft es aber, wenn der Leib noch ſo wol durch die Salia gereiniget, und durch das Waſſer ausgeſpuͤhlet worden, wenn nicht zu gleicher Zeit denen Eingeweiden ihre gebuͤh- rende Staͤrcke, Feſtigkeit und zuſammenziehen- de Bewegung wiedergebracht wird. * Geſchie- het dieſes nicht, ſo ſammlen ſich oͤffters die ſchaͤdlichen Saͤffte in denen ſchlappen und wel- cken Viſceribus ſo geſchwinde wieder, als ſolche hinaus geſchaffet worden, und iſt alſo der Nu- tzen ſehr geringe, welchen man von einer ſolchen Waſſer-Cur erlanget hat. §. 23. Wegen des Eiſens oder Stahls iſt nun noch eine Frage uͤbrig; Nehmlich ob das Eiſen des Waſſers in unſerem Leibe, als ein Vitrio- lum oder wie ein Crocus Martis ſeinen Effect præſtire? ** Es iſt in dem vorigen Capitel umſtaͤndlich erwieſen worden, daß das Waſſer in freyer Lufft, u. ſonderlich durch das Erwaͤrmen (wie ſolches in denen Eingeweiden und Adern geſchiehet) nach und nach alle vitrioliſche Ei- genſchafften verliehren und das Eiſen fallen laſ- ſen muͤſſe. Auch wird das Waſſer in dem Magen und Gedaͤrmen mit allerhand ſauren, gallichten und groben irdiſchen Materien ver- miſchet, da ſonderlich die Particulæ terreo- pingues ſich an das zarte Eiſen-Vitriolum haͤn- gen, * Bloſſe Reinigung des Leibes iſt nicht genug. ** Das Eiſen des Waſſers wuͤrcket fuͤrnehmlich als ein Grocus Martis. L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/189
Zitationshilfe: Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/189>, abgerufen am 21.11.2024.