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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.

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fehle ich Leib und Seele, der du mich durch Jesum
Christum erlöset hast, hilf mir, o du getreuer Gott!
Amen.



XXVII. Trost aus der Betrachtung einiger Ei-
genschaften Gottes.
Gott du bist unsere Zuflucht für und für.
1.

Ewiger, Allerhöchster, Schöpfer und Herr Him-
mels und der Erden! Du nur bist mein Trost, nicht
die veränderliche, die hinfällige Kreatur. Wie könn-
te ich meine Hoffnung auf etwas Jrdisches setzen,
das so leicht mir entrissen und zernichtet werden kann!
Den Reichen errettet sein Ueberfluß nicht vom Tode
und auch Könige müssen sterben. Du aber bleibest,
wie du bist und deine Jahre nehmen kein Ende.
Herzlich lieb habe ich dich, Herr mein Felß, meine
Burg, mein Gott, auf den ich [t]raue. Wenn auch
Vater und Mutter mich verläßt, nimmt doch der
Herr mich an; und wenn mir Leib und Seele ver-
schmachten, bist du doch meines Herzens Trost und
mein Theil.

2.

Allgegenwärtiger! du bist bey mir auch da, wo
kein Mensch mir zu Hülfe eilen kann. Allwissender!
du kennest alles, was ich bedarf; du siehest von Ewig-
keit vorher, was mich in ängstliche Sorgen setzen könn-
te; du weißt auch am besten, wie gefährliche Ver-
führungen und harte Schicksale von mir abzuwenden
seyen: o habe ich dich nur zum Freunde, was kann

meine

fehle ich Leib und Seele, der du mich durch Jeſum
Chriſtum erlöſet haſt, hilf mir, o du getreuer Gott!
Amen.



XXVII. Troſt aus der Betrachtung einiger Ei-
genſchaften Gottes.
Gott du biſt unſere Zuflucht für und für.
1.

Ewiger, Allerhöchſter, Schöpfer und Herr Him-
mels und der Erden! Du nur biſt mein Troſt, nicht
die veränderliche, die hinfällige Kreatur. Wie könn-
te ich meine Hoffnung auf etwas Jrdiſches ſetzen,
das ſo leicht mir entriſſen und zernichtet werden kann!
Den Reichen errettet ſein Ueberfluß nicht vom Tode
und auch Könige müſſen ſterben. Du aber bleibeſt,
wie du biſt und deine Jahre nehmen kein Ende.
Herzlich lieb habe ich dich, Herr mein Felß, meine
Burg, mein Gott, auf den ich [t]raue. Wenn auch
Vater und Mutter mich verläßt, nimmt doch der
Herr mich an; und wenn mir Leib und Seele ver-
ſchmachten, biſt du doch meines Herzens Troſt und
mein Theil.

2.

Allgegenwärtiger! du biſt bey mir auch da, wo
kein Menſch mir zu Hülfe eilen kann. Allwiſſender!
du kenneſt alles, was ich bedarf; du ſieheſt von Ewig-
keit vorher, was mich in ängſtliche Sorgen ſetzen könn-
te; du weißt auch am beſten, wie gefährliche Ver-
führungen und harte Schickſale von mir abzuwenden
ſeyen: o habe ich dich nur zum Freunde, was kann

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[62/0066] fehle ich Leib und Seele, der du mich durch Jeſum Chriſtum erlöſet haſt, hilf mir, o du getreuer Gott! Amen. XXVII. Troſt aus der Betrachtung einiger Ei- genſchaften Gottes. Gott du biſt unſere Zuflucht für und für. 1. Ewiger, Allerhöchſter, Schöpfer und Herr Him- mels und der Erden! Du nur biſt mein Troſt, nicht die veränderliche, die hinfällige Kreatur. Wie könn- te ich meine Hoffnung auf etwas Jrdiſches ſetzen, das ſo leicht mir entriſſen und zernichtet werden kann! Den Reichen errettet ſein Ueberfluß nicht vom Tode und auch Könige müſſen ſterben. Du aber bleibeſt, wie du biſt und deine Jahre nehmen kein Ende. Herzlich lieb habe ich dich, Herr mein Felß, meine Burg, mein Gott, auf den ich traue. Wenn auch Vater und Mutter mich verläßt, nimmt doch der Herr mich an; und wenn mir Leib und Seele ver- ſchmachten, biſt du doch meines Herzens Troſt und mein Theil. 2. Allgegenwärtiger! du biſt bey mir auch da, wo kein Menſch mir zu Hülfe eilen kann. Allwiſſender! du kenneſt alles, was ich bedarf; du ſieheſt von Ewig- keit vorher, was mich in ängſtliche Sorgen ſetzen könn- te; du weißt auch am beſten, wie gefährliche Ver- führungen und harte Schickſale von mir abzuwenden ſeyen: o habe ich dich nur zum Freunde, was kann meine

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Zitationshilfe: Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/66>, abgerufen am 21.11.2024.