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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.

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tert werden, dich kindlich zu lieben und dir frölich
zu danken. Verleihe uns diese Gnade um Jesu Chri-
sti willen. Amen!



3. Bey einem herannahenden Donnerwetter.
Vorerinnerung.

Christen sollten sich vor einem Donnerwetter
nicht fürchten; sie haben einen mächtigen Gott, der
sie schützen kann. Unter tausend, ja oft unter viel
tausend Menschen wird nicht einer des Jahrs vom
Blitze getödtet. Der allweise Schöpfer hat die Na-
tur so eingerichtet, daß die in der Luft entzündeten
Dünste meistens gegen leblose Körper sich zubewegen,
z. E. gegen starke Gemäuer, oder an Orte, da viel
Metall ist, gegen hohe Thürme, gegen grosse Bäume;
auch fahren sehr viele Blitze gegen das Wasser zu
und in sumpfichte Gegenden. Deswegen muß man
die Klugheitsregeln beobachten, daß man, wenn das
Gewitter ausbricht, sich unter keinen hohen Baum
stelle, in keinen Thurm bleibe, auch in keiner sehr
warmen Stube, wo viele Menschen sind, oder son-
sten viele Dünste sich befinden, sich aufhalte. Wenn
man nun diese und andere Klugheitsregeln beobach-
tet hat; dann hat man nicht Ursache vor den Don-
ner zu erschrecken. Denn er ist nichts, als ein Ge-
töse in der Luft, das keinen Menschen schadet; der
Blitz nur tödtet die Leute. Wer also den Blitz gese-
hen hat und unbeschädigt geblieben ist, der kann das
Rasseln des Donners ruhig abwarten. Weil aber
doch ein Donnerwetter immer eine schreckliche Er-

schei-
G 4

tert werden, dich kindlich zu lieben und dir frölich
zu danken. Verleihe uns dieſe Gnade um Jeſu Chri-
ſti willen. Amen!



3. Bey einem herannahenden Donnerwetter.
Vorerinnerung.

Chriſten ſollten ſich vor einem Donnerwetter
nicht fürchten; ſie haben einen mächtigen Gott, der
ſie ſchützen kann. Unter tauſend, ja oft unter viel
tauſend Menſchen wird nicht einer des Jahrs vom
Blitze getödtet. Der allweiſe Schöpfer hat die Na-
tur ſo eingerichtet, daß die in der Luft entzündeten
Dünſte meiſtens gegen lebloſe Körper ſich zubewegen,
z. E. gegen ſtarke Gemäuer, oder an Orte, da viel
Metall iſt, gegen hohe Thürme, gegen groſſe Bäume;
auch fahren ſehr viele Blitze gegen das Waſſer zu
und in ſumpfichte Gegenden. Deswegen muß man
die Klugheitsregeln beobachten, daß man, wenn das
Gewitter ausbricht, ſich unter keinen hohen Baum
ſtelle, in keinen Thurm bleibe, auch in keiner ſehr
warmen Stube, wo viele Menſchen ſind, oder ſon-
ſten viele Dünſte ſich befinden, ſich aufhalte. Wenn
man nun dieſe und andere Klugheitsregeln beobach-
tet hat; dann hat man nicht Urſache vor den Don-
ner zu erſchrecken. Denn er iſt nichts, als ein Ge-
töſe in der Luft, das keinen Menſchen ſchadet; der
Blitz nur tödtet die Leute. Wer alſo den Blitz geſe-
hen hat und unbeſchädigt geblieben iſt, der kann das
Raſſeln des Donners ruhig abwarten. Weil aber
doch ein Donnerwetter immer eine ſchreckliche Er-

ſchei-
G 4
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[103/0107] tert werden, dich kindlich zu lieben und dir frölich zu danken. Verleihe uns dieſe Gnade um Jeſu Chri- ſti willen. Amen! 3. Bey einem herannahenden Donnerwetter. Vorerinnerung. Chriſten ſollten ſich vor einem Donnerwetter nicht fürchten; ſie haben einen mächtigen Gott, der ſie ſchützen kann. Unter tauſend, ja oft unter viel tauſend Menſchen wird nicht einer des Jahrs vom Blitze getödtet. Der allweiſe Schöpfer hat die Na- tur ſo eingerichtet, daß die in der Luft entzündeten Dünſte meiſtens gegen lebloſe Körper ſich zubewegen, z. E. gegen ſtarke Gemäuer, oder an Orte, da viel Metall iſt, gegen hohe Thürme, gegen groſſe Bäume; auch fahren ſehr viele Blitze gegen das Waſſer zu und in ſumpfichte Gegenden. Deswegen muß man die Klugheitsregeln beobachten, daß man, wenn das Gewitter ausbricht, ſich unter keinen hohen Baum ſtelle, in keinen Thurm bleibe, auch in keiner ſehr warmen Stube, wo viele Menſchen ſind, oder ſon- ſten viele Dünſte ſich befinden, ſich aufhalte. Wenn man nun dieſe und andere Klugheitsregeln beobach- tet hat; dann hat man nicht Urſache vor den Don- ner zu erſchrecken. Denn er iſt nichts, als ein Ge- töſe in der Luft, das keinen Menſchen ſchadet; der Blitz nur tödtet die Leute. Wer alſo den Blitz geſe- hen hat und unbeſchädigt geblieben iſt, der kann das Raſſeln des Donners ruhig abwarten. Weil aber doch ein Donnerwetter immer eine ſchreckliche Er- ſchei- G 4

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Zitationshilfe: Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/107>, abgerufen am 24.11.2024.