pse_620.001 Einteilungsmöglichkeiten zu. Wir haben auch erkannt, daß pse_620.002 die Durchführung des Vorgangs sich entweder als ein Aufdecken pse_620.003 oder als ein Entfalten begreifen läßt. Der Raumgestaltung pse_620.004 nach haben wir von einem Einortdrama und einem pse_620.005 Bewegungsdrama gesprochen. Nach dem maßgebenden Ausschnitt, pse_620.006 den das Drama aus der Welt herausstellt, lassen sich pse_620.007 Figurendramen, Geschehnisdramen und Raumdramen unterscheiden. pse_620.008 Bei der Betrachtung der Wirkung haben wir kurz pse_620.009 auf Kolbenheyers Trennung von ideogener und ästhetogener pse_620.010 Gestaltung hingewiesen.
pse_620.011 Im Anschluß an diese Andeutungen seien noch kurz einige pse_620.012 andere Versuche erwähnt, einen Überblick zu gewinnen. pse_620.013 Man kann ganz einfach mit Kutscher Theaterstücke und Dramen pse_620.014 unterscheiden. Jene sind die modernen Sproßformen des pse_620.015 Mimus, so etwa: Schwank, Posse, Rührstück, Sketch, Revue pse_620.016 usw. Diese haben die höhere menschliche Bedeutsamkeit pse_620.017 voraus: vor allem Tragödie, Komödie, Lustspiel. Die dichterischen pse_620.018 Werte und Möglichkeiten treten bei dieser Einteilung pse_620.019 stark zurück. Andere legen eine Vierteilung zugrunde: pse_620.020 etwa Tragödie, Komödie, Lustspiel und Lösungsdrama; oder pse_620.021 man stellt neben Komödien und Tragödien, wobei dieses pse_620.022 Wort einen weiteren Sinn erhält, etwa Romanzen als dramatisierte pse_620.023 Helden- und Liebesgeschichten und Allegorien, pse_620.024 worunter religiöse Spiele verstanden werden (Peacock). Eine pse_620.025 reiche Aufteilung versucht R. Petsch nach sechs verschiedenen pse_620.026 Einteilungsgründen: nach der weltanschaulichen Haltung pse_620.027 unterscheidet er naturalistische, realistische und phantastische pse_620.028 Dramen, nach der Stimmung die Pole Ernst und Komik, also pse_620.029 Tragödie, Komödie, Lustspiel, nach allgemeinen Inhaltswerten pse_620.030 nationale, soziale und epochale Typen (etwa attische pse_620.031 Tragödie, spanische Barockdramatik, französische Klassik pse_620.032 und naturalistisches Drama), nach dem Thema religiöse, heldische, pse_620.033 historische, bürgerliche usw., endlich nach der Form pse_620.034 geschlossene, offene und mittlere. Man erkennt sofort, daß pse_620.035 nicht alle gleich ergiebig und wesentlich sind. Sehr durchdacht pse_620.036 ist ein System, das Kluckhohn aufgestellt hat. Das Drama im pse_620.037 engeren Sinn ist ihm das Entscheidungsdrama mit seinen pse_620.038 drei Arten der Tragödie, des Lösungsdramas (z. B. "Iphigenie")
pse_620.001 Einteilungsmöglichkeiten zu. Wir haben auch erkannt, daß pse_620.002 die Durchführung des Vorgangs sich entweder als ein Aufdecken pse_620.003 oder als ein Entfalten begreifen läßt. Der Raumgestaltung pse_620.004 nach haben wir von einem Einortdrama und einem pse_620.005 Bewegungsdrama gesprochen. Nach dem maßgebenden Ausschnitt, pse_620.006 den das Drama aus der Welt herausstellt, lassen sich pse_620.007 Figurendramen, Geschehnisdramen und Raumdramen unterscheiden. pse_620.008 Bei der Betrachtung der Wirkung haben wir kurz pse_620.009 auf Kolbenheyers Trennung von ideogener und ästhetogener pse_620.010 Gestaltung hingewiesen.
pse_620.011 Im Anschluß an diese Andeutungen seien noch kurz einige pse_620.012 andere Versuche erwähnt, einen Überblick zu gewinnen. pse_620.013 Man kann ganz einfach mit Kutscher Theaterstücke und Dramen pse_620.014 unterscheiden. Jene sind die modernen Sproßformen des pse_620.015 Mimus, so etwa: Schwank, Posse, Rührstück, Sketch, Revue pse_620.016 usw. Diese haben die höhere menschliche Bedeutsamkeit pse_620.017 voraus: vor allem Tragödie, Komödie, Lustspiel. Die dichterischen pse_620.018 Werte und Möglichkeiten treten bei dieser Einteilung pse_620.019 stark zurück. Andere legen eine Vierteilung zugrunde: pse_620.020 etwa Tragödie, Komödie, Lustspiel und Lösungsdrama; oder pse_620.021 man stellt neben Komödien und Tragödien, wobei dieses pse_620.022 Wort einen weiteren Sinn erhält, etwa Romanzen als dramatisierte pse_620.023 Helden- und Liebesgeschichten und Allegorien, pse_620.024 worunter religiöse Spiele verstanden werden (Peacock). Eine pse_620.025 reiche Aufteilung versucht R. Petsch nach sechs verschiedenen pse_620.026 Einteilungsgründen: nach der weltanschaulichen Haltung pse_620.027 unterscheidet er naturalistische, realistische und phantastische pse_620.028 Dramen, nach der Stimmung die Pole Ernst und Komik, also pse_620.029 Tragödie, Komödie, Lustspiel, nach allgemeinen Inhaltswerten pse_620.030 nationale, soziale und epochale Typen (etwa attische pse_620.031 Tragödie, spanische Barockdramatik, französische Klassik pse_620.032 und naturalistisches Drama), nach dem Thema religiöse, heldische, pse_620.033 historische, bürgerliche usw., endlich nach der Form pse_620.034 geschlossene, offene und mittlere. Man erkennt sofort, daß pse_620.035 nicht alle gleich ergiebig und wesentlich sind. Sehr durchdacht pse_620.036 ist ein System, das Kluckhohn aufgestellt hat. Das Drama im pse_620.037 engeren Sinn ist ihm das Entscheidungsdrama mit seinen pse_620.038 drei Arten der Tragödie, des Lösungsdramas (z. B. »Iphigenie«)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0636"n="620"/><lbn="pse_620.001"/>
Einteilungsmöglichkeiten zu. Wir haben auch erkannt, daß <lbn="pse_620.002"/>
die Durchführung des Vorgangs sich entweder als ein Aufdecken <lbn="pse_620.003"/>
oder als ein Entfalten begreifen läßt. Der Raumgestaltung <lbn="pse_620.004"/>
nach haben wir von einem Einortdrama und einem <lbn="pse_620.005"/>
Bewegungsdrama gesprochen. Nach dem maßgebenden Ausschnitt, <lbn="pse_620.006"/>
den das Drama aus der Welt herausstellt, lassen sich <lbn="pse_620.007"/>
Figurendramen, Geschehnisdramen und Raumdramen unterscheiden. <lbn="pse_620.008"/>
Bei der Betrachtung der Wirkung haben wir kurz <lbn="pse_620.009"/>
auf Kolbenheyers Trennung von ideogener und ästhetogener <lbn="pse_620.010"/>
Gestaltung hingewiesen.</p><p><lbn="pse_620.011"/>
Im Anschluß an diese Andeutungen seien noch kurz einige <lbn="pse_620.012"/>
andere Versuche erwähnt, einen Überblick zu gewinnen. <lbn="pse_620.013"/>
Man kann ganz einfach mit Kutscher Theaterstücke und Dramen <lbn="pse_620.014"/>
unterscheiden. Jene sind die modernen Sproßformen des <lbn="pse_620.015"/>
Mimus, so etwa: Schwank, Posse, Rührstück, Sketch, Revue <lbn="pse_620.016"/>
usw. Diese haben die höhere menschliche Bedeutsamkeit <lbn="pse_620.017"/>
voraus: vor allem Tragödie, Komödie, Lustspiel. Die dichterischen <lbn="pse_620.018"/>
Werte und Möglichkeiten treten bei dieser Einteilung <lbn="pse_620.019"/>
stark zurück. Andere legen eine Vierteilung zugrunde: <lbn="pse_620.020"/>
etwa Tragödie, Komödie, Lustspiel und Lösungsdrama; oder <lbn="pse_620.021"/>
man stellt neben Komödien und Tragödien, wobei dieses <lbn="pse_620.022"/>
Wort einen weiteren Sinn erhält, etwa Romanzen als dramatisierte <lbn="pse_620.023"/>
Helden- und Liebesgeschichten und Allegorien, <lbn="pse_620.024"/>
worunter religiöse Spiele verstanden werden (Peacock). Eine <lbn="pse_620.025"/>
reiche Aufteilung versucht R. Petsch nach sechs verschiedenen <lbn="pse_620.026"/>
Einteilungsgründen: nach der weltanschaulichen Haltung <lbn="pse_620.027"/>
unterscheidet er naturalistische, realistische und phantastische <lbn="pse_620.028"/>
Dramen, nach der Stimmung die Pole Ernst und Komik, also <lbn="pse_620.029"/>
Tragödie, Komödie, Lustspiel, nach allgemeinen Inhaltswerten <lbn="pse_620.030"/>
nationale, soziale und epochale Typen (etwa attische <lbn="pse_620.031"/>
Tragödie, spanische Barockdramatik, französische Klassik <lbn="pse_620.032"/>
und naturalistisches Drama), nach dem Thema religiöse, heldische, <lbn="pse_620.033"/>
historische, bürgerliche usw., endlich nach der Form <lbn="pse_620.034"/>
geschlossene, offene und mittlere. Man erkennt sofort, daß <lbn="pse_620.035"/>
nicht alle gleich ergiebig und wesentlich sind. Sehr durchdacht <lbn="pse_620.036"/>
ist ein System, das Kluckhohn aufgestellt hat. Das Drama im <lbn="pse_620.037"/>
engeren Sinn ist ihm das Entscheidungsdrama mit seinen <lbn="pse_620.038"/>
drei Arten der Tragödie, des Lösungsdramas (z. B. »Iphigenie«)
</p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[620/0636]
pse_620.001
Einteilungsmöglichkeiten zu. Wir haben auch erkannt, daß pse_620.002
die Durchführung des Vorgangs sich entweder als ein Aufdecken pse_620.003
oder als ein Entfalten begreifen läßt. Der Raumgestaltung pse_620.004
nach haben wir von einem Einortdrama und einem pse_620.005
Bewegungsdrama gesprochen. Nach dem maßgebenden Ausschnitt, pse_620.006
den das Drama aus der Welt herausstellt, lassen sich pse_620.007
Figurendramen, Geschehnisdramen und Raumdramen unterscheiden. pse_620.008
Bei der Betrachtung der Wirkung haben wir kurz pse_620.009
auf Kolbenheyers Trennung von ideogener und ästhetogener pse_620.010
Gestaltung hingewiesen.
pse_620.011
Im Anschluß an diese Andeutungen seien noch kurz einige pse_620.012
andere Versuche erwähnt, einen Überblick zu gewinnen. pse_620.013
Man kann ganz einfach mit Kutscher Theaterstücke und Dramen pse_620.014
unterscheiden. Jene sind die modernen Sproßformen des pse_620.015
Mimus, so etwa: Schwank, Posse, Rührstück, Sketch, Revue pse_620.016
usw. Diese haben die höhere menschliche Bedeutsamkeit pse_620.017
voraus: vor allem Tragödie, Komödie, Lustspiel. Die dichterischen pse_620.018
Werte und Möglichkeiten treten bei dieser Einteilung pse_620.019
stark zurück. Andere legen eine Vierteilung zugrunde: pse_620.020
etwa Tragödie, Komödie, Lustspiel und Lösungsdrama; oder pse_620.021
man stellt neben Komödien und Tragödien, wobei dieses pse_620.022
Wort einen weiteren Sinn erhält, etwa Romanzen als dramatisierte pse_620.023
Helden- und Liebesgeschichten und Allegorien, pse_620.024
worunter religiöse Spiele verstanden werden (Peacock). Eine pse_620.025
reiche Aufteilung versucht R. Petsch nach sechs verschiedenen pse_620.026
Einteilungsgründen: nach der weltanschaulichen Haltung pse_620.027
unterscheidet er naturalistische, realistische und phantastische pse_620.028
Dramen, nach der Stimmung die Pole Ernst und Komik, also pse_620.029
Tragödie, Komödie, Lustspiel, nach allgemeinen Inhaltswerten pse_620.030
nationale, soziale und epochale Typen (etwa attische pse_620.031
Tragödie, spanische Barockdramatik, französische Klassik pse_620.032
und naturalistisches Drama), nach dem Thema religiöse, heldische, pse_620.033
historische, bürgerliche usw., endlich nach der Form pse_620.034
geschlossene, offene und mittlere. Man erkennt sofort, daß pse_620.035
nicht alle gleich ergiebig und wesentlich sind. Sehr durchdacht pse_620.036
ist ein System, das Kluckhohn aufgestellt hat. Das Drama im pse_620.037
engeren Sinn ist ihm das Entscheidungsdrama mit seinen pse_620.038
drei Arten der Tragödie, des Lösungsdramas (z. B. »Iphigenie«)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/636>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.