pse_162.001 Dieser Aufbau in der Sprache ist eine Sinngestaltung, die errichtete pse_162.002 geistige Welt hat einen Sinn, die Sprachgebilde pse_162.003 schaffen ihn. Damit erlangen die Worte in diesem höheren pse_162.004 Zusammenhang eine neue Aufgabe: Sinngestaltungsträger pse_162.005 zu sein. Die erste Möglichkeit dazu gewinnen sie durch die pse_162.006 Formen. Wir gehen der Deutlichkeit halber von einem lateinischen pse_162.007 Beispiel aus: pater amat filios. Pater im Unterschied zu pse_162.008 patris oder patrem gibt der Tatsache Gestalt, daß in diesem pse_162.009 Sinnzusammenhang der Vater der Ausgangspunkt eines Vorgangs pse_162.010 ist, filios deutet als diese Form an, daß mehrere Söhne pse_162.011 das Ziel dieses Vorgangs sind. Der Vorgang selbst wird im pse_162.012 Vorgangswort in verschiedenster Weise gestaltet: in zeitlicher pse_162.013 Einstufung, mit Bezug auf einen Ausgangspunkt, als pse_162.014 Tatsache erfaßt usw. Die Formen also, gleichbleibende Elemente, pse_162.015 die verschiedenen Worten, genauer deren Stämmen, pse_162.016 angefügt werden können, gestalten die mannigfachsten Funktionen, pse_162.017 die Worte in sprachlichen Sinnzusammenhängen erfüllen pse_162.018 müssen. Dabei gehen wir hier nicht auf die Tatsache pse_162.019 ein, daß in früheren Zeiten der Reichtum an solchen Elementen pse_162.020 viel größer war und daß er heute mehr und mehr pse_162.021 durch Wortgruppen ersetzt wird. Viel wichtiger ist die Frage, pse_162.022 ob solche Formen auch einen Stilwert haben können. Wenn pse_162.023 ja, dann liegt er in der bestimmten Sichtweise, in der diese pse_162.024 Funktion gesehen wird. Diese kann auch ursprünglich durchaus pse_162.025 gefühlhaft sein. Freilich spielt hier die bekannte Tatsache pse_162.026 hinein, daß dieselben Formen im Laufe der Zeiten mehrere pse_162.027 Funktionen übernehmen, also etwa der lateinische Ablativ pse_162.028 auch den früheren Lokativ usw. Die Sachen liegen verwickelt pse_162.029 und können hier nicht verfolgt werden. Entscheidend ist, daß pse_162.030 im sprachlichen Aufbau der geistigen Welt und ihrer Bezüge pse_162.031 immer gewisse Gesichtspunkte des Aufbauens sprachlich pse_162.032 geformt werden. Wie diese Formung vor sich geht, kann der pse_162.033 Poetik (nicht der Stilistik) gleichgültig sein. Aber diese Formung pse_162.034 kann durch die Kraft des Dichters und durch die pse_162.035 immer vorhandenen Möglichkeiten der Sprache aus tiefen pse_162.036 inneren, also gemüthaften Antrieben ebenso erfolgen wie pse_162.037 aus rein rationalen. Das könnte an dem ganzen, im Lauf der pse_162.038 Zeit gewordenen Formensystem einer Sprache gezeigt werden.
pse_162.001 Dieser Aufbau in der Sprache ist eine Sinngestaltung, die errichtete pse_162.002 geistige Welt hat einen Sinn, die Sprachgebilde pse_162.003 schaffen ihn. Damit erlangen die Worte in diesem höheren pse_162.004 Zusammenhang eine neue Aufgabe: Sinngestaltungsträger pse_162.005 zu sein. Die erste Möglichkeit dazu gewinnen sie durch die pse_162.006 Formen. Wir gehen der Deutlichkeit halber von einem lateinischen pse_162.007 Beispiel aus: pater amat filios. Pater im Unterschied zu pse_162.008 patris oder patrem gibt der Tatsache Gestalt, daß in diesem pse_162.009 Sinnzusammenhang der Vater der Ausgangspunkt eines Vorgangs pse_162.010 ist, filios deutet als diese Form an, daß mehrere Söhne pse_162.011 das Ziel dieses Vorgangs sind. Der Vorgang selbst wird im pse_162.012 Vorgangswort in verschiedenster Weise gestaltet: in zeitlicher pse_162.013 Einstufung, mit Bezug auf einen Ausgangspunkt, als pse_162.014 Tatsache erfaßt usw. Die Formen also, gleichbleibende Elemente, pse_162.015 die verschiedenen Worten, genauer deren Stämmen, pse_162.016 angefügt werden können, gestalten die mannigfachsten Funktionen, pse_162.017 die Worte in sprachlichen Sinnzusammenhängen erfüllen pse_162.018 müssen. Dabei gehen wir hier nicht auf die Tatsache pse_162.019 ein, daß in früheren Zeiten der Reichtum an solchen Elementen pse_162.020 viel größer war und daß er heute mehr und mehr pse_162.021 durch Wortgruppen ersetzt wird. Viel wichtiger ist die Frage, pse_162.022 ob solche Formen auch einen Stilwert haben können. Wenn pse_162.023 ja, dann liegt er in der bestimmten Sichtweise, in der diese pse_162.024 Funktion gesehen wird. Diese kann auch ursprünglich durchaus pse_162.025 gefühlhaft sein. Freilich spielt hier die bekannte Tatsache pse_162.026 hinein, daß dieselben Formen im Laufe der Zeiten mehrere pse_162.027 Funktionen übernehmen, also etwa der lateinische Ablativ pse_162.028 auch den früheren Lokativ usw. Die Sachen liegen verwickelt pse_162.029 und können hier nicht verfolgt werden. Entscheidend ist, daß pse_162.030 im sprachlichen Aufbau der geistigen Welt und ihrer Bezüge pse_162.031 immer gewisse Gesichtspunkte des Aufbauens sprachlich pse_162.032 geformt werden. Wie diese Formung vor sich geht, kann der pse_162.033 Poetik (nicht der Stilistik) gleichgültig sein. Aber diese Formung pse_162.034 kann durch die Kraft des Dichters und durch die pse_162.035 immer vorhandenen Möglichkeiten der Sprache aus tiefen pse_162.036 inneren, also gemüthaften Antrieben ebenso erfolgen wie pse_162.037 aus rein rationalen. Das könnte an dem ganzen, im Lauf der pse_162.038 Zeit gewordenen Formensystem einer Sprache gezeigt werden.
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pse_162.001
Dieser Aufbau in der Sprache ist eine Sinngestaltung, die errichtete pse_162.002
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schaffen ihn. Damit erlangen die Worte in diesem höheren pse_162.004
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/178>, abgerufen am 22.11.2024.
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