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Seckendorff, Veit Ludwig von: Teutscher Fürsten Stat. Frankfurt (Main), 1656.

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Anderer Theil.
oder Pabsts der sich einer Obersten Bottmässigkeit über alle die andern angemast/
vnd der weltlichen Obersten gewalt des Römischen Keysers sich wiedersetzt auch
endlich da von gar loß vnd frey gemacht/ zu grossen weltlichen Herrn vnd Re-
genten worden/ wie solches auß den Historien voriger Zeiten vnd den noch für
Augen stehenden Exempeln Teutschlandes am Tage ist/ ietzunder zu geschwei-
gen/ was grosse zerrüttung/ empörung vnd Kriege über der Wahl vnd besteti-
gung solchet Bischoffe hin vnd wieder entstanden/ in dem darüber bald der ge-
meine Pöfel/
bald die Geistlichen des Bistumbs/ oder der dioeces (wie
der Bezirck/ darüber ein Bischoff verordnet wird/ genennet wird) bald nur etli-
che seine nechste zu geordnete/ die nach der Zeit Canonici, Collegiati, Dom-
vnd Capitelherren genennet worden/ vornemlich aber die Keyser vnd Kö-
nige/
vnd denn anders die Päbstegegen einander gestritten/ vnd solches
Recht zu sich ziehen wollen.

Bey Zeiten der Reformation in Religions-Sachen/ welche in vorigem7. Von der
Beschaffen
heit dieses
unterschids
in den Ev-
angelischen
Kirchen.

Seculo in Teutschland vorgangen/ ist diese Bischoffliche gewalt unter andern
eine grosse Vrsache der Klagen vnd Beschwerungen/ auch der vorgenomme-
nen Endetung gewesen/ also gar/ daß etliche Oerter vnd Landschafften/ die von
gehorsam des Römischen Stuls sich entzogen/ nicht allein den Bischöfflichen
Nahmen/ sondern auch daß Ampt gar abgeschafft/ die Lehrer vnd Prediger alle
in gleiche würden gesetzt/ vnnd eine andere Art eines Geistlichen Regiements
oder Inspection durch zu sammen Ordnung vieler Geistlicher vnnd weltlicher
Personen bestellet/ anderswo hat man den Titul vnd ansehen der Bischöffe ge-
lassen/ doch ihre Macht vnd Einkunffte ziemlich eingezogen/ vnd ihr Ampt wie-
der Hauptsachlich auff die vorigen Zeiten eingerichtet/ vnd die ietzo ermelte Art
des Priesterlichen Regiements nicht für Rathsam gehalten.

Jn den meisten Landen der Chur vnd Fürsten/ welche der Augspurgischen
Confeßion zu gethan sind ist durch Weise vnd vernünfftige Berathschlagung
der Nahme der Bischoffe/ ob er gleich an sich selbst nur so viel alß ein Auffseher
heist/ bey dem Kirchenwesen zu verhütung des Anlasses zu voriger Hoheit/ auch
der bösen Nachrede/ der man sich der Wiedersacher halben besorget/ unterlassen
gleichwol aber der unterscheid der Kirchen-Aempter behalten worden/ also daß
in Orten/ wo mehr alß ein Prediger von nöthen gewesen/ einer insonderheit ein
Pfarrer/ die andern aber Diaconi oder Cappellane genant/ vnd dem Pfarrer
den Vorsitz auch eine gewisse Inspection über die andern gegeben worden:

Weiters hat man über etliche Pfarrer einen Superintendenten, vnd in8. Von Be
stellung vnd
Ampt der
Superinten-
denten.

einem Lande/ da deren nach Anzahl der Oerter etliche seyn müssen einen Gene-
ral Superintendenten
bestellet/ in Ansehung dessen die andern Auffseher oder
Superintendenten Speciales oder Adjuncti des Obersten/ oder auch Decani,
wie es iedes Orts gebräuchlich/ genennet werden: Vnd zwar werden solche

Supe
T

Anderer Theil.
oder Pabſts der ſich einer Oberſtẽ Bottmaͤſſigkeit uͤber alle die andern angemaſt/
vñ der weltlichen Oberſten gewalt des Roͤmiſchen Keyſers ſich wiederſetzt auch
endlich da von gar loß vnd frey gemacht/ zu groſſen weltlichen Herrn vnd Re-
genten worden/ wie ſolches auß den Hiſtorien voriger Zeiten vnd den noch fuͤr
Augen ſtehenden Exempeln Teutſchlandes am Tage iſt/ ietzunder zu geſchwei-
gen/ was groſſe zerruͤttung/ empoͤrung vnd Kriege uͤber der Wahl vnd beſteti-
gung ſolchet Biſchoffe hin vnd wieder entſtanden/ in dem daruͤber bald der ge-
meine Poͤfel/
bald die Geiſtlichen des Biſtumbs/ oder der diœces (wie
der Bezirck/ daruͤber ein Biſchoff verordnet wird/ genennet wird) bald nur etli-
che ſeine nechſte zu geordnete/ die nach der Zeit Canonici, Collegiati, Dom-
vnd Capitelherren genennet worden/ vornemlich aber die Keyſer vnd Koͤ-
nige/
vnd denn anders die Paͤbſtegegen einander geſtritten/ vnd ſolches
Recht zu ſich ziehen wollen.

Bey Zeiten der Reformation in Religions-Sachen/ welche in vorigem7. Von der
Beſchaffen
heit dieſes
unterſchids
in den Ev-
angeliſchen
Kirchen.

Seculo in Teutſchland vorgangen/ iſt dieſe Biſchoffliche gewalt unter andern
eine groſſe Vrſache der Klagen vnd Beſchwerungen/ auch der vorgenomme-
nen Endetung geweſen/ alſo gar/ daß etliche Oerter vnd Landſchafften/ die von
gehorſam des Roͤmiſchen Stuls ſich entzogen/ nicht allein den Biſchoͤfflichen
Nahmen/ ſondern auch daß Ampt gar abgeſchafft/ die Lehrer vnd Prediger alle
in gleiche wuͤrden geſetzt/ vnnd eine andere Art eines Geiſtlichen Regiements
oder Inſpection durch zu ſammen Ordnung vieler Geiſtlicher vnnd weltlicher
Perſonen beſtellet/ anderswo hat man den Titul vnd anſehen der Biſchoͤffe ge-
laſſen/ doch ihre Macht vnd Einkunffte ziemlich eingezogen/ vnd ihr Ampt wie-
der Hauptſachlich auff die vorigen Zeiten eingerichtet/ vnd die ietzo ermelte Art
des Prieſterlichen Regiements nicht fuͤr Rathſam gehalten.

Jn den meiſten Landen der Chur vnd Fuͤrſten/ welche der Augſpurgiſchen
Confeßion zu gethan ſind iſt durch Weiſe vnd vernuͤnfftige Berathſchlagung
der Nahme der Biſchoffe/ ob er gleich an ſich ſelbſt nur ſo viel alß ein Auffſeher
heiſt/ bey dem Kirchenweſen zu verhuͤtung des Anlaſſes zu voriger Hoheit/ auch
der boͤſen Nachrede/ der man ſich der Wiederſacher halben beſorget/ unterlaſſen
gleichwol aber der unterſcheid der Kirchen-Aempter behalten worden/ alſo daß
in Orten/ wo mehr alß ein Prediger von noͤthen geweſen/ einer inſonderheit ein
Pfarrer/ die andern aber Diaconi oder Cappellane genant/ vnd dem Pfarrer
den Vorſitz auch eine gewiſſe Inſpection uͤber die andern gegeben worden:

Weiters hat man uͤber etliche Pfarrer einen Superintendenten, vnd in8. Von Be
ſtellung vñ
Ampt der
Superinten-
denten.

einem Lande/ da deren nach Anzahl der Oerter etliche ſeyn muͤſſen einen Gene-
ral Superintendenten
beſtellet/ in Anſehung deſſen die andern Auffſeher oder
Superintendenten Speciales oder Adjuncti des Oberſten/ oder auch Decani,
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[145/0189] Anderer Theil. oder Pabſts der ſich einer Oberſtẽ Bottmaͤſſigkeit uͤber alle die andern angemaſt/ vñ der weltlichen Oberſten gewalt des Roͤmiſchen Keyſers ſich wiederſetzt auch endlich da von gar loß vnd frey gemacht/ zu groſſen weltlichen Herrn vnd Re- genten worden/ wie ſolches auß den Hiſtorien voriger Zeiten vnd den noch fuͤr Augen ſtehenden Exempeln Teutſchlandes am Tage iſt/ ietzunder zu geſchwei- gen/ was groſſe zerruͤttung/ empoͤrung vnd Kriege uͤber der Wahl vnd beſteti- gung ſolchet Biſchoffe hin vnd wieder entſtanden/ in dem daruͤber bald der ge- meine Poͤfel/ bald die Geiſtlichen des Biſtumbs/ oder der diœces (wie der Bezirck/ daruͤber ein Biſchoff verordnet wird/ genennet wird) bald nur etli- che ſeine nechſte zu geordnete/ die nach der Zeit Canonici, Collegiati, Dom- vnd Capitelherren genennet worden/ vornemlich aber die Keyſer vnd Koͤ- nige/ vnd denn anders die Paͤbſtegegen einander geſtritten/ vnd ſolches Recht zu ſich ziehen wollen. Bey Zeiten der Reformation in Religions-Sachen/ welche in vorigem Seculo in Teutſchland vorgangen/ iſt dieſe Biſchoffliche gewalt unter andern eine groſſe Vrſache der Klagen vnd Beſchwerungen/ auch der vorgenomme- nen Endetung geweſen/ alſo gar/ daß etliche Oerter vnd Landſchafften/ die von gehorſam des Roͤmiſchen Stuls ſich entzogen/ nicht allein den Biſchoͤfflichen Nahmen/ ſondern auch daß Ampt gar abgeſchafft/ die Lehrer vnd Prediger alle in gleiche wuͤrden geſetzt/ vnnd eine andere Art eines Geiſtlichen Regiements oder Inſpection durch zu ſammen Ordnung vieler Geiſtlicher vnnd weltlicher Perſonen beſtellet/ anderswo hat man den Titul vnd anſehen der Biſchoͤffe ge- laſſen/ doch ihre Macht vnd Einkunffte ziemlich eingezogen/ vnd ihr Ampt wie- der Hauptſachlich auff die vorigen Zeiten eingerichtet/ vnd die ietzo ermelte Art des Prieſterlichen Regiements nicht fuͤr Rathſam gehalten. 7. Von der Beſchaffen heit dieſes unterſchids in den Ev- angeliſchen Kirchen. Jn den meiſten Landen der Chur vnd Fuͤrſten/ welche der Augſpurgiſchen Confeßion zu gethan ſind iſt durch Weiſe vnd vernuͤnfftige Berathſchlagung der Nahme der Biſchoffe/ ob er gleich an ſich ſelbſt nur ſo viel alß ein Auffſeher heiſt/ bey dem Kirchenweſen zu verhuͤtung des Anlaſſes zu voriger Hoheit/ auch der boͤſen Nachrede/ der man ſich der Wiederſacher halben beſorget/ unterlaſſen gleichwol aber der unterſcheid der Kirchen-Aempter behalten worden/ alſo daß in Orten/ wo mehr alß ein Prediger von noͤthen geweſen/ einer inſonderheit ein Pfarrer/ die andern aber Diaconi oder Cappellane genant/ vnd dem Pfarrer den Vorſitz auch eine gewiſſe Inſpection uͤber die andern gegeben worden: Weiters hat man uͤber etliche Pfarrer einen Superintendenten, vnd in einem Lande/ da deren nach Anzahl der Oerter etliche ſeyn muͤſſen einen Gene- ral Superintendenten beſtellet/ in Anſehung deſſen die andern Auffſeher oder Superintendenten Speciales oder Adjuncti des Oberſten/ oder auch Decani, wie es iedes Orts gebraͤuchlich/ genennet werden: Vnd zwar werden ſolche Supe 8. Von Be ſtellung vñ Ampt der Superinten- denten. T

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Zitationshilfe: Seckendorff, Veit Ludwig von: Teutscher Fürsten Stat. Frankfurt (Main), 1656, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seckendorff_fuerstenstaat_1656/189>, abgerufen am 27.11.2024.