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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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§. 29.

Der berühmte Jesuit Martin Delrio erzählet
eine schreckliche Geschichte/ (Disquisit. Magic. lib. 3. p. 431.
b.
) die sich in einem Closter in Flandern begeben/ und wie
er spricht/ männiglichen zu seiner Zeit bekant gewesen/ es be-
funden sich daselbst 3. Münche/ die in täglichen Schwelgen/
und allerley Unreinigkeit ohne Scheu lebeten/ alß sie ein-
mahl biß in die späte Nacht gezechet/ und ihren bösen Lüsten
nachgehenget/ saget der eine/ wir haben vor dismahl unserm
Bauch und dem Bachus zur Gnüge gedienet/ laßt uns
gleichwol GOtt dancken/ Einander antwortet/ Jch will
dem Teuffel dancken/ dem wir dienen: Also gehen sie mit
Lachen und Schertzen/ ein jeder mit einem unzüchtigen Wei-
be zu Bette; Kaum hatten sie sich nidergeleget/ da die Thür
mit Gewalt eröffnet wird/ und trit der Satan/ alß ein langer/
scheußlicher/ schwartzer Kerl/ in gestalt eines Jägers hin-
nein/ bey sich habend ein paar kleiner Küchenjungen/ Er umb-
gehet die Betten/ und sihet sie sämbtlich gräßlich an/ und
spricht: Wo ist denn der/ welcher mir Danck gesaget/ Jch
bin da/ und wills ihm bezahlen/ darauff reißt er ihn aus dem
Bette/ und übergiebt ihn seinen Küchenjungen/ welche ihn
an ein Spieß stecken/ und an einem Feur braten/ so daß das
Zimmer mit den Geruch des gebratenen Cörpers erfüllet
wird/ welches man auch also des Morgens befunden hat.

§. 30.

Wenn wolt ich aber fertig werden/ alle derglei-
chen Begebenheiten beyzubringen? Da GOtt diesen helli-
schen Hund befehliget/ daß er sich aus seiner finstern Höle
hat müssen heraus machen/ und die Menschen zu schrecken/
sich hören und sehen lassen? Nun ists aber ausser allen Zwei-
fel/ daß/ wie der Heilige Apostel/ in unserm Text spricht/ der
Satan gern in der Finsterniß herschet/ und unter andern
Künsten und Listen auch diese öffters gebrauchet/ daß er die

Leute
C
§. 29.

Der beruͤhmte Jeſuit Martin Delrio erzaͤhlet
eine ſchreckliche Geſchichte/ (Disquiſit. Magic. lib. 3. p. 431.
b.
) die ſich in einem Cloſter in Flandern begeben/ und wie
er ſpricht/ maͤnniglichen zu ſeiner Zeit bekant geweſen/ es be-
funden ſich daſelbſt 3. Muͤnche/ die in taͤglichen Schwelgen/
und allerley Unreinigkeit ohne Scheu lebeten/ alß ſie ein-
mahl biß in die ſpaͤte Nacht gezechet/ und ihren boͤſen Luͤſten
nachgehenget/ ſaget der eine/ wir haben vor dismahl unſerm
Bauch und dem Bachus zur Gnuͤge gedienet/ laßt uns
gleichwol GOtt dancken/ Einander antwortet/ Jch will
dem Teuffel dancken/ dem wir dienen: Alſo gehen ſie mit
Lachen und Schertzen/ ein jeder mit einem unzuͤchtigen Wei-
be zu Bette; Kaum hatten ſie ſich nidergeleget/ da die Thuͤr
mit Gewalt eroͤffnet wird/ und trit der Satan/ alß ein langer/
ſcheußlicher/ ſchwartzer Kerl/ in geſtalt eines Jaͤgers hin-
nein/ bey ſich habend ein paar kleineꝛ Kuͤchenjungen/ Er umb-
gehet die Betten/ und ſihet ſie ſaͤmbtlich graͤßlich an/ und
ſpricht: Wo iſt denn der/ welcher mir Danck geſaget/ Jch
bin da/ und wills ihm bezahlen/ darauff reißt er ihn aus dem
Bette/ und uͤbergiebt ihn ſeinen Kuͤchenjungen/ welche ihn
an ein Spieß ſtecken/ und an einem Feur braten/ ſo daß das
Zimmer mit den Geruch des gebratenen Coͤrpers erfuͤllet
wird/ welches man auch alſo des Morgens befunden hat.

§. 30.

Wenn wolt ich aber fertig werden/ alle derglei-
chen Begebenheiten beyzubringen? Da GOtt dieſen helli-
ſchen Hund befehliget/ daß er ſich aus ſeiner finſtern Hoͤle
hat muͤſſen heraus machen/ und die Menſchen zu ſchrecken/
ſich hoͤren und ſehen laſſen? Nun iſts aber auſſer allen Zwei-
fel/ daß/ wie der Heilige Apoſtel/ in unſerm Text ſpricht/ der
Satan gern in der Finſterniß herſchet/ und unter andern
Kuͤnſten und Liſten auch dieſe oͤffters gebrauchet/ daß er die

Leute
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[0039] §. 29.Der beruͤhmte Jeſuit Martin Delrio erzaͤhlet eine ſchreckliche Geſchichte/ (Disquiſit. Magic. lib. 3. p. 431. b.) die ſich in einem Cloſter in Flandern begeben/ und wie er ſpricht/ maͤnniglichen zu ſeiner Zeit bekant geweſen/ es be- funden ſich daſelbſt 3. Muͤnche/ die in taͤglichen Schwelgen/ und allerley Unreinigkeit ohne Scheu lebeten/ alß ſie ein- mahl biß in die ſpaͤte Nacht gezechet/ und ihren boͤſen Luͤſten nachgehenget/ ſaget der eine/ wir haben vor dismahl unſerm Bauch und dem Bachus zur Gnuͤge gedienet/ laßt uns gleichwol GOtt dancken/ Einander antwortet/ Jch will dem Teuffel dancken/ dem wir dienen: Alſo gehen ſie mit Lachen und Schertzen/ ein jeder mit einem unzuͤchtigen Wei- be zu Bette; Kaum hatten ſie ſich nidergeleget/ da die Thuͤr mit Gewalt eroͤffnet wird/ und trit der Satan/ alß ein langer/ ſcheußlicher/ ſchwartzer Kerl/ in geſtalt eines Jaͤgers hin- nein/ bey ſich habend ein paar kleineꝛ Kuͤchenjungen/ Er umb- gehet die Betten/ und ſihet ſie ſaͤmbtlich graͤßlich an/ und ſpricht: Wo iſt denn der/ welcher mir Danck geſaget/ Jch bin da/ und wills ihm bezahlen/ darauff reißt er ihn aus dem Bette/ und uͤbergiebt ihn ſeinen Kuͤchenjungen/ welche ihn an ein Spieß ſtecken/ und an einem Feur braten/ ſo daß das Zimmer mit den Geruch des gebratenen Coͤrpers erfuͤllet wird/ welches man auch alſo des Morgens befunden hat. §. 30.Wenn wolt ich aber fertig werden/ alle derglei- chen Begebenheiten beyzubringen? Da GOtt dieſen helli- ſchen Hund befehliget/ daß er ſich aus ſeiner finſtern Hoͤle hat muͤſſen heraus machen/ und die Menſchen zu ſchrecken/ ſich hoͤren und ſehen laſſen? Nun iſts aber auſſer allen Zwei- fel/ daß/ wie der Heilige Apoſtel/ in unſerm Text ſpricht/ der Satan gern in der Finſterniß herſchet/ und unter andern Kuͤnſten und Liſten auch dieſe oͤffters gebrauchet/ daß er die Leute C

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/39>, abgerufen am 23.11.2024.