Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.ihm hätte zu gut kommen mögen. Des Morgens aber/ Zum Beschluß dieser Schrifft/ will ich hieher sätzen trefliche
ihm haͤtte zu gut kommen moͤgen. Des Morgens aber/ Zum Beſchluß dieſer Schrifft/ will ich hieher ſaͤtzen trefliche
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0222"/> ihm haͤtte zu gut kommen moͤgen. Des Morgens aber/<lb/> da es ſchiene/ als ob der Knabe ein wenig wieder zu ſich<lb/> ſelbſt kommen were/ wuꝛde eꝛ gefragt/ was ihm dieſe Nacht<lb/> begegnet were/ da antwortet er/ daß/ wie er in den Hoff<lb/> kommen/ weren etzliche ſehr groſſe/ heßliche und greuliche<lb/> Maͤnner da geweſen/ welche ohn eintziges Wort zu ſagen/<lb/> ihn in ſolcher Geſchwindigkeit mit ſich hinweg gefuͤhret<lb/> haͤtten/ hoch in die Lufft hinweg/ daß kein Vogel in der<lb/> Welt ſo ſcharff fliegen koͤnte/ und mit ihm hernach durch<lb/> etzliche dicke gantz mit Dornen bewachſene Berge und<lb/> Gebuͤſche gefahren/ und ihn hin und wieder dadurch ge-<lb/> ſchleiffet/ und ihn alſo zugerichtet hetten/ wie jetzo vor Au-<lb/> gen were/ und wuͤrden ihn gewißlich gantz ertoͤdtet haben/<lb/> wann er nicht unſern HErren GOtt ſo hertzlich umb Huͤlff<lb/> und Errettung angeruffen haͤtte/ da ihn dann dieſe Geiſter/<lb/> ſo bald wider hoch in die Lufft gefuͤhret/ und durch eine klei-<lb/> ne zerbrochene Fenſterſcheibe in die Kammer gebracht het-<lb/> ten/ und ſie wieder davon gefahren weren. Jch habe den<lb/> Knaben hernach noch lange Jahre gekandt/ welcher von<lb/> der ſchrecklichen Angſt und Schmertzen endlich taub wor-<lb/> den/ und immer gantz verſtuͤrtzt blieben/ auch nimmer alſo<lb/> wurd/ wie er vorhin geweſen/ wurde auch allemal unge-<lb/> halten oder traurig/ wenn man ihn nach dem/ was ihm be-<lb/> gegnet were/ fragte/ oder daran erinnerte.</p><lb/> <p>Zum Beſchluß dieſer Schrifft/ will ich hieher ſaͤtzen<lb/> zweyerley merckwuͤrdige Dinge/ alß erſtlich die Geſchicht<lb/> ſo ſich allhie zu Magdeburg mit einem Todtengraͤber zu<lb/> getragen/ im Jahr 1657. und zwar aus denen von einem<lb/> Edlen und Hochweiſen Raht mir <hi rendition="#aq">communicirten</hi> Acten/<lb/> und das umb deſto lieber/ weil ich ſehe/ daß zwar der vor-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">trefliche</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0222]
ihm haͤtte zu gut kommen moͤgen. Des Morgens aber/
da es ſchiene/ als ob der Knabe ein wenig wieder zu ſich
ſelbſt kommen were/ wuꝛde eꝛ gefragt/ was ihm dieſe Nacht
begegnet were/ da antwortet er/ daß/ wie er in den Hoff
kommen/ weren etzliche ſehr groſſe/ heßliche und greuliche
Maͤnner da geweſen/ welche ohn eintziges Wort zu ſagen/
ihn in ſolcher Geſchwindigkeit mit ſich hinweg gefuͤhret
haͤtten/ hoch in die Lufft hinweg/ daß kein Vogel in der
Welt ſo ſcharff fliegen koͤnte/ und mit ihm hernach durch
etzliche dicke gantz mit Dornen bewachſene Berge und
Gebuͤſche gefahren/ und ihn hin und wieder dadurch ge-
ſchleiffet/ und ihn alſo zugerichtet hetten/ wie jetzo vor Au-
gen were/ und wuͤrden ihn gewißlich gantz ertoͤdtet haben/
wann er nicht unſern HErren GOtt ſo hertzlich umb Huͤlff
und Errettung angeruffen haͤtte/ da ihn dann dieſe Geiſter/
ſo bald wider hoch in die Lufft gefuͤhret/ und durch eine klei-
ne zerbrochene Fenſterſcheibe in die Kammer gebracht het-
ten/ und ſie wieder davon gefahren weren. Jch habe den
Knaben hernach noch lange Jahre gekandt/ welcher von
der ſchrecklichen Angſt und Schmertzen endlich taub wor-
den/ und immer gantz verſtuͤrtzt blieben/ auch nimmer alſo
wurd/ wie er vorhin geweſen/ wurde auch allemal unge-
halten oder traurig/ wenn man ihn nach dem/ was ihm be-
gegnet were/ fragte/ oder daran erinnerte.
Zum Beſchluß dieſer Schrifft/ will ich hieher ſaͤtzen
zweyerley merckwuͤrdige Dinge/ alß erſtlich die Geſchicht
ſo ſich allhie zu Magdeburg mit einem Todtengraͤber zu
getragen/ im Jahr 1657. und zwar aus denen von einem
Edlen und Hochweiſen Raht mir communicirten Acten/
und das umb deſto lieber/ weil ich ſehe/ daß zwar der vor-
trefliche
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |