Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechzehender Theil der Erquickstunden.
Kunst ein ansehen zu machen/ ein strichlein mit der Kreyden auff den Tisch/
wann du die lincke Hand darunter hieltest/ daß die Kreyden darinn mit solchem
strich ein Creutz macht. Laß die Hand vnter den Tisch/ wisch das strichlein
mit der rechten Hand auß/ schlag auff den Tisch/ druck die lincke Hand zu/
ziehe sie herfür/ so wird sich das Creutz in der Hand sehen lassen/ die Vrsach
ist greifflich/ darff deßwegen nicht ferners demonstrirens.

Die XXIX. Auffgab.
Fünff Deller also zusamm zu fügen/ daß allezeit ein jedes
viere anrühre/ das ist/ daß sie alle funffe einan-
der anrühren.

Wie schwer solchs dem Vnwissenden zu verrichten sey/ ist darauß ab-
zunemen/ weil etliche solchs für vnmüglich halten. Habe mich auch lang da-
mit bemühet/ biß ichs zuwegen bracht. Nimb fünff hültzerne Deller/ in einer
grösse vnd dicke/ lege die drey wie bey der Figur abcd zu sehen/ alsdann
halte das vierte/ daß es hinten auff dem plano bey b auffstehe/ vnd also auch

[Abbildung]
beede Deller ac anrühre/ vnd mit seiner braite also gegen dir stehe. Alsdann
nimb das fünffte Deller/ stelle es auff das Deller bey d gegen dem erstgelein-
ten/ so werden sich die fünff Deller einander anrühren/ diß köndte auch mit
fünff Reichsthalern geschehen/ mit fünff Bretsteinen wers vnmüglich/ weil
sie zu schmal vnd zu dick.

Die XXX. Auffgab.
Warumb die Ballnbinder/ Hellerleut oder andere
Träger vnter der Last sich biegen.

Mancher dörffte meynen/ weil die Last so schwer/ möchten sie den Trä-
ger also nider drucken/ daß sie vorsich gebogen einhero gehen müsten. Allein
Baldus in Mechan. fol. 166. setzet die rechte vrsach/ welche ich allhie etwas
deutlicher außführen will. Wann der Mensch auffrecht stehet ohne Last/
ist das centrum der schwere mitten in seinem Leibe an der Winckelrechten
Lini von der Erden. So er aber eine grosse Last auff dem Rucken hat/ kom-

met
D d d d ij

Sechzehender Theil der Erquickſtunden.
Kunſt ein anſehen zu machen/ ein ſtrichlein mit der Kreyden auff den Tiſch/
wañ du die lincke Hand darunter hielteſt/ daß die Kreyden dariñ mit ſolchem
ſtrich ein Creutz macht. Laß die Hand vnter den Tiſch/ wiſch das ſtrichlein
mit der rechten Hand auß/ ſchlag auff den Tiſch/ druck die lincke Hand zu/
ziehe ſie herfuͤr/ ſo wird ſich das Creutz in der Hand ſehen laſſen/ die Vrſach
iſt greifflich/ darff deßwegen nicht ferners demonſtrirens.

Die XXIX. Auffgab.
Fuͤnff Deller alſo zuſamm zu fuͤgen/ daß allezeit ein jedes
viere anruͤhre/ das iſt/ daß ſie alle fůnffe einan-
der anruͤhren.

Wie ſchwer ſolchs dem Vnwiſſenden zu verrichten ſey/ iſt darauß ab-
zunemen/ weil etliche ſolchs fuͤr vnmuͤglich halten. Habe mich auch lang da-
mit bemuͤhet/ biß ichs zuwegen bracht. Nimb fuͤnff huͤltzerne Deller/ in einer
groͤſſe vnd dicke/ lege die drey wie bey der Figur abcd zu ſehen/ alsdann
halte das vierte/ daß es hinten auff dem plano bey b auffſtehe/ vnd alſo auch

[Abbildung]
beede Deller ac anruͤhre/ vnd mit ſeiner braite alſo gegen dir ſtehe. Alsdann
nimb das fuͤnffte Deller/ ſtelle es auff das Deller bey d gegen dem erſtgelein-
ten/ ſo werden ſich die fuͤnff Deller einander anruͤhren/ diß koͤndte auch mit
fuͤnff Reichsthalern geſchehen/ mit fuͤnff Bretſteinen wers vnmuͤglich/ weil
ſie zu ſchmal vnd zu dick.

Die XXX. Auffgab.
Warumb die Ballnbinder/ Hellerleut oder andere
Traͤger vnter der Laſt ſich biegen.

Mancher doͤrffte meynen/ weil die Laſt ſo ſchwer/ moͤchten ſie den Traͤ-
ger alſo nider drucken/ daß ſie vorſich gebogen einhero gehen muͤſten. Allein
Baldus in Mechan. fol. 166. ſetzet die rechte vrſach/ welche ich allhie etwas
deutlicher außfuͤhren will. Wann der Menſch auffrecht ſtehet ohne Laſt/
iſt das centrum der ſchwere mitten in ſeinem Leibe an der Winckelrechten
Lini von der Erden. So er aber eine groſſe Laſt auff dem Rucken hat/ kom-

met
D d d d ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0585" n="571"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sechzehender Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi></fw><lb/>
Kun&#x017F;t ein an&#x017F;ehen zu machen/ ein &#x017F;trichlein mit der Kreyden auff den Ti&#x017F;ch/<lb/>
wan&#x0303; du die lincke Hand darunter hielte&#x017F;t/ daß die Kreyden darin&#x0303; mit &#x017F;olchem<lb/>
&#x017F;trich ein Creutz macht. Laß die Hand vnter den Ti&#x017F;ch/ wi&#x017F;ch das &#x017F;trichlein<lb/>
mit der rechten Hand auß/ &#x017F;chlag auff den Ti&#x017F;ch/ druck die lincke Hand zu/<lb/>
ziehe &#x017F;ie herfu&#x0364;r/ &#x017F;o wird &#x017F;ich das Creutz in der Hand &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ die Vr&#x017F;ach<lb/>
i&#x017F;t greifflich/ darff deßwegen nicht ferners demon&#x017F;trirens.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXIX.</hi></hi> Auffgab.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;nff Deller al&#x017F;o zu&#x017F;amm zu fu&#x0364;gen/ daß allezeit ein jedes<lb/>
viere anru&#x0364;hre/ das i&#x017F;t/ daß &#x017F;ie alle f&#x016F;nffe einan-<lb/>
der anru&#x0364;hren.</hi> </head><lb/>
        <p>Wie &#x017F;chwer &#x017F;olchs dem Vnwi&#x017F;&#x017F;enden zu verrichten &#x017F;ey/ i&#x017F;t darauß ab-<lb/>
zunemen/ weil etliche &#x017F;olchs fu&#x0364;r vnmu&#x0364;glich halten. Habe mich auch lang da-<lb/>
mit bemu&#x0364;het/ biß ichs zuwegen bracht. Nimb fu&#x0364;nff hu&#x0364;ltzerne Deller/ in einer<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e vnd dicke/ lege die drey wie bey der Figur <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">abcd</hi></hi> zu &#x017F;ehen/ alsdann<lb/>
halte das vierte/ daß es hinten auff dem <hi rendition="#aq">plano</hi> bey <hi rendition="#aq">b</hi> auff&#x017F;tehe/ vnd al&#x017F;o auch<lb/><figure/><lb/>
beede Deller <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ac</hi></hi> anru&#x0364;hre/ vnd mit &#x017F;einer braite al&#x017F;o gegen dir &#x017F;tehe. Alsdann<lb/>
nimb das fu&#x0364;nffte Deller/ &#x017F;telle es auff das Deller bey <hi rendition="#aq">d</hi> gegen dem er&#x017F;tgelein-<lb/>
ten/ &#x017F;o werden &#x017F;ich die fu&#x0364;nff Deller einander anru&#x0364;hren/ diß ko&#x0364;ndte auch mit<lb/>
fu&#x0364;nff Reichsthalern ge&#x017F;chehen/ mit fu&#x0364;nff Bret&#x017F;teinen wers vnmu&#x0364;glich/ weil<lb/>
&#x017F;ie zu &#x017F;chmal vnd zu dick.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXX.</hi></hi> Auffgab.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Warumb die Ballnbinder/ Hellerleut oder andere<lb/>
Tra&#x0364;ger vnter der La&#x017F;t &#x017F;ich biegen.</hi> </head><lb/>
        <p>Mancher do&#x0364;rffte meynen/ weil die La&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;chwer/ mo&#x0364;chten &#x017F;ie den Tra&#x0364;-<lb/>
ger al&#x017F;o nider drucken/ daß &#x017F;ie vor&#x017F;ich gebogen einhero gehen mu&#x0364;&#x017F;ten. Allein<lb/><hi rendition="#aq">Baldus in Mechan. fol.</hi> 166. &#x017F;etzet die rechte vr&#x017F;ach/ welche ich allhie etwas<lb/>
deutlicher außfu&#x0364;hren will. Wann der Men&#x017F;ch auffrecht &#x017F;tehet ohne La&#x017F;t/<lb/>
i&#x017F;t das <hi rendition="#aq">centrum</hi> der &#x017F;chwere mitten in &#x017F;einem Leibe an der Winckelrechten<lb/>
Lini von der Erden. So er aber eine gro&#x017F;&#x017F;e La&#x017F;t auff dem Rucken hat/ kom-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d d ij</fw><fw place="bottom" type="catch">met</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[571/0585] Sechzehender Theil der Erquickſtunden. Kunſt ein anſehen zu machen/ ein ſtrichlein mit der Kreyden auff den Tiſch/ wañ du die lincke Hand darunter hielteſt/ daß die Kreyden dariñ mit ſolchem ſtrich ein Creutz macht. Laß die Hand vnter den Tiſch/ wiſch das ſtrichlein mit der rechten Hand auß/ ſchlag auff den Tiſch/ druck die lincke Hand zu/ ziehe ſie herfuͤr/ ſo wird ſich das Creutz in der Hand ſehen laſſen/ die Vrſach iſt greifflich/ darff deßwegen nicht ferners demonſtrirens. Die XXIX. Auffgab. Fuͤnff Deller alſo zuſamm zu fuͤgen/ daß allezeit ein jedes viere anruͤhre/ das iſt/ daß ſie alle fůnffe einan- der anruͤhren. Wie ſchwer ſolchs dem Vnwiſſenden zu verrichten ſey/ iſt darauß ab- zunemen/ weil etliche ſolchs fuͤr vnmuͤglich halten. Habe mich auch lang da- mit bemuͤhet/ biß ichs zuwegen bracht. Nimb fuͤnff huͤltzerne Deller/ in einer groͤſſe vnd dicke/ lege die drey wie bey der Figur abcd zu ſehen/ alsdann halte das vierte/ daß es hinten auff dem plano bey b auffſtehe/ vnd alſo auch [Abbildung] beede Deller ac anruͤhre/ vnd mit ſeiner braite alſo gegen dir ſtehe. Alsdann nimb das fuͤnffte Deller/ ſtelle es auff das Deller bey d gegen dem erſtgelein- ten/ ſo werden ſich die fuͤnff Deller einander anruͤhren/ diß koͤndte auch mit fuͤnff Reichsthalern geſchehen/ mit fuͤnff Bretſteinen wers vnmuͤglich/ weil ſie zu ſchmal vnd zu dick. Die XXX. Auffgab. Warumb die Ballnbinder/ Hellerleut oder andere Traͤger vnter der Laſt ſich biegen. Mancher doͤrffte meynen/ weil die Laſt ſo ſchwer/ moͤchten ſie den Traͤ- ger alſo nider drucken/ daß ſie vorſich gebogen einhero gehen muͤſten. Allein Baldus in Mechan. fol. 166. ſetzet die rechte vrſach/ welche ich allhie etwas deutlicher außfuͤhren will. Wann der Menſch auffrecht ſtehet ohne Laſt/ iſt das centrum der ſchwere mitten in ſeinem Leibe an der Winckelrechten Lini von der Erden. So er aber eine groſſe Laſt auff dem Rucken hat/ kom- met D d d d ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/585
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/585>, abgerufen am 27.11.2024.