Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.Vorrede. aber ein Last leichter zu bewegen als zwo. Jtem was besser vnd steifferkönne gefast werden/ könne auch weiter geworffen werden/ nun könne man den Stein mit der Hand stärcker ergreiffen vnd fassen als mit der Schleuder/ vnd deßwegen jhn mit der Hand allein weiter werffen/ als mit der dchleuder. Solchen Einwürffen nun zu begegnen muß man andere vnd bessere Gründe hingegen setzen: Wollen derer nur zween geliebter Kürtz halben allhie gedencken der eine ist: Daß man nemlich das einmal bewegte corpus, leichter bewegen kan als das Vnbewegli- che/ als zum Exempel/ wann ein Wagen im lauff were/ könnte jhme ein Kind mit der Hande ein stoß geben/ daß er noch weiter lieffe als wann der stoß nicht geschehen/ da doch einem Kind vnmuglich were/ anfänglich den Wagen von sich selbst zu bewegen. Nun wird der Stein in der dchleuder so lang in dem Circkel herumb getrieben vnnd bewegt biß man die Schleuder mit dem einen theil fahren lässet/ vnnd der Stein mit vortheil geworffen wird. Der ander ist/ was weit vom centro bewegt wird/ wird leichter bewegt vnd weiter geworffen/ als das jenige so nahend dabey wie Aristoteles in Mechanicis lehret. Nun so der Stein auß der Hand geworffen ist/ vnd man die Wurtzel deß Arms für das centrum rechnet/ wird der Stein nicht so weit vom selben centro bewegt/ als wann er mit der Schleuder were geworffen worden. Da- zu muß man ein Jnstrument wie dergleichen auch ein Schleuder ist/ nit für eine Last halten sondern für ein Werckzeug/ damit ein Last geworf- fen wird/ etc. Was sonsten fur wunderliche vnd vnglaubliche Sa- chen/ durch die geschwinde vnd vortheilhafftige Bewegung können zuweg gebracht werden/ will ich biß in jetzt folgenden Theil verschie- ben/ darinn allerley vortheilhafftige vnd wunderliche Bewegungen zu finden vnnd anzutreffen wir lassen es hie dabey bewenden/ daß die Erkänntnuß der Bewegungen/ zu vielen dingen nützlich vnnd dienst- lich seye. Die
Vorrede. aber ein Laſt leichter zu bewegen als zwo. Jtem was beſſer vnd ſteifferkoͤnne gefaſt werden/ koͤnne auch weiter geworffen werden/ nun koͤnne man den Stein mit der Hand ſtaͤrcker ergreiffen vnd faſſen als mit der Schleuder/ vnd deßwegen jhn mit der Hand allein weiter werffen/ als mit der ďchleuder. Solchen Einwuͤrffen nun zu begegnen muß man andere vnd beſſere Gruͤnde hingegen ſetzen: Wollen derer nur zween geliebter Kuͤrtz halben allhie gedencken der eine iſt: Daß man nemlich das einmal bewegte corpus, leichter bewegen kan als das Vnbewegli- che/ als zum Exempel/ wann ein Wagen im lauff were/ koͤnnte jhme ein Kind mit der Hande ein ſtoß geben/ daß er noch weiter lieffe als wann der ſtoß nicht geſchehen/ da doch einem Kind vnmůglich were/ anfaͤnglich den Wagen von ſich ſelbſt zu bewegen. Nun wird der Stein in der ďchleuder ſo lang in dem Circkel herumb getrieben vnnd bewegt biß man die Schleuder mit dem einen theil fahren laͤſſet/ vnnd der Stein mit vortheil geworffen wird. Der ander iſt/ was weit vom centro bewegt wird/ wird leichter bewegt vnd weiter geworffen/ als das jenige ſo nahend dabey wie Ariſtoteles in Mechanicis lehret. Nun ſo der Stein auß der Hand geworffen iſt/ vnd man die Wurtzel deß Arms fuͤr das centrum rechnet/ wird der Stein nicht ſo weit vom ſelben centro bewegt/ als wann er mit der Schleuder were geworffen worden. Da- zu muß man ein Jnſtrument wie dergleichen auch ein Schleuder iſt/ nit fuͤr eine Laſt haltẽ ſondern fuͤr ein Werckzeug/ damit ein Laſt geworf- fen wird/ ꝛc. Was ſonſten fůr wunderliche vnd vnglaubliche Sa- chen/ durch die geſchwinde vnd vortheilhafftige Bewegung koͤnnen zuweg gebracht werden/ will ich biß in jetzt folgenden Theil verſchie- ben/ darinn allerley vortheilhafftige vnd wunderliche Bewegungen zu finden vnnd anzutreffen wir laſſen es hie dabey bewenden/ daß die Erkaͤnntnuß der Bewegungen/ zu vielen dingen nuͤtzlich vnnd dienſt- lich ſeye. Die
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Vorrede.
aber ein Laſt leichter zu bewegen als zwo. Jtem was beſſer vnd ſteiffer
koͤnne gefaſt werden/ koͤnne auch weiter geworffen werden/ nun koͤnne
man den Stein mit der Hand ſtaͤrcker ergreiffen vnd faſſen als mit der
Schleuder/ vnd deßwegen jhn mit der Hand allein weiter werffen/ als
mit der ďchleuder. Solchen Einwuͤrffen nun zu begegnen muß man
andere vnd beſſere Gruͤnde hingegen ſetzen: Wollen derer nur zween
geliebter Kuͤrtz halben allhie gedencken der eine iſt: Daß man nemlich
das einmal bewegte corpus, leichter bewegen kan als das Vnbewegli-
che/ als zum Exempel/ wann ein Wagen im lauff were/ koͤnnte jhme
ein Kind mit der Hande ein ſtoß geben/ daß er noch weiter lieffe als
wann der ſtoß nicht geſchehen/ da doch einem Kind vnmůglich were/
anfaͤnglich den Wagen von ſich ſelbſt zu bewegen. Nun wird der
Stein in der ďchleuder ſo lang in dem Circkel herumb getrieben vnnd
bewegt biß man die Schleuder mit dem einen theil fahren laͤſſet/ vnnd
der Stein mit vortheil geworffen wird. Der ander iſt/ was weit vom
centro bewegt wird/ wird leichter bewegt vnd weiter geworffen/ als
das jenige ſo nahend dabey wie Ariſtoteles in Mechanicis lehret. Nun ſo
der Stein auß der Hand geworffen iſt/ vnd man die Wurtzel deß Arms
fuͤr das centrum rechnet/ wird der Stein nicht ſo weit vom ſelben centro
bewegt/ als wann er mit der Schleuder were geworffen worden. Da-
zu muß man ein Jnſtrument wie dergleichen auch ein Schleuder iſt/ nit
fuͤr eine Laſt haltẽ ſondern fuͤr ein Werckzeug/ damit ein Laſt geworf-
fen wird/ ꝛc. Was ſonſten fůr wunderliche vnd vnglaubliche Sa-
chen/ durch die geſchwinde vnd vortheilhafftige Bewegung koͤnnen
zuweg gebracht werden/ will ich biß in jetzt folgenden Theil verſchie-
ben/ darinn allerley vortheilhafftige vnd wunderliche Bewegungen
zu finden vnnd anzutreffen wir laſſen es hie dabey bewenden/ daß die
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