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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Ander Theil der Erquickstunden.
Die XXXIX. Auffgab.
Weiln ich offt gesehen/ daß sich mancher (so nicht gewust wo man zu
schreiten anfangen soll) im abschreiten vmb ein schuch allzeit ver-
stigen frage ich/ wo man dann den Fuß am ersten ansetzen soll/
wann man eine länge will abschreiten.

Einen schrit rechnet man nach gelegenheit für 3 oder 21/2 schuch/ bißwei-
len nur vor zween. Vor 3 schuch rechnet man jhn/ weil ein Mensch/ so er in
gemeinen schrit fortgehet/ seiner schuch 3 machet/ dann zwischen zweyen sei-
ner schuch lässet er im schreiten noch einen schuch weit raum. Für 21/2 schuch
rechnet man jhn/ wann man einen dopelten schrit lässet 5 schuch gelten. Für
2 schuch rechnet man jhn/ wann man einfache schrit aneinander zehlen will;
Darauß nun/ wo man an einer Lini zu schreiten den anfang machen soll/
leichtlich abzunemen; mancher setzt sein ersten schuch gantz in die Lini hinein
vnd schreit fort/ vnd zu ende seins andern schuchs/ finden sich 3 schuch/ so er
nun den andern schrit thut/ ist er nur 2 schuch weit/ also/ daß er sich verstossen:
Wann man aber den ersten schuch vor die Lini herauß setzet/ daß man mit
dem fördern theil deß schuchs forn an der Lini stehet/ so bekommet der erste
schrit 2 schuch/ vnnd also auch die andern alle/ welchs in abschreiten wol in
acht zu nemen.

Weil wir hie deß schreitens vnd schrit gedencken fället mir ein/ was sich
mit einer Dama begeben/ vor dieser stund ein alter Mann vnd junger Ge-
sell/ jeder vngefehr 10 oder 12 schrit weit von der Dama/ freyeten auch bee-
de vmb sie. Die Dama (welche zu keinem lust) sagt: Welcher vnter euch am
ersten zu mir kompt/ den will ich haben: Doch der gestalt/ so offt einer ein
schrit vor sich thut/ so offt soll er zween wider zu ruck thun; Der dritte so dabey
stunde/ meynte nicht/ daß einer oder der ander durch solches schreiten der
Damanähen köndte/ der Alte thut allzeit einen schrit vor sich vnd zween zu
ruck/ befand daß er jmmer je weiter von der Jungfraw kam vnnd betrogen
ward. Der Jüngling als ein schlaucher Fuchß/ probirt sich auch/ thät ei-
nen schrit für sich gegen die Dama/ alsdann wandt er sich vmb/ thät also 2
schrit zu ruck wider gegen der Dama/ kam also bald zu jhr/ führte sie davon/
vnd wurde die Dama vnd der Alte betrogen.

Die
Ander Theil der Erquickſtunden.
Die XXXIX. Auffgab.
Weiln ich offt geſehen/ daß ſich mancher (ſo nicht gewuſt wo man zu
ſchreiten anfangen ſoll) im abſchreiten vmb ein ſchuch allzeit ver-
ſtigen frage ich/ wo man dann den Fuß am erſten anſetzen ſoll/
wann man eine laͤnge will abſchreiten.

Einen ſchrit rechnet man nach gelegenheit fuͤr 3 oder 2½ ſchuch/ bißwei-
len nur vor zween. Vor 3 ſchuch rechnet man jhn/ weil ein Menſch/ ſo er in
gemeinen ſchrit fortgehet/ ſeiner ſchuch 3 machet/ dann zwiſchen zweyen ſei-
ner ſchuch laͤſſet er im ſchreiten noch einen ſchuch weit raum. Fuͤr 2½ ſchuch
rechnet man jhn/ wann man einen dopelten ſchrit laͤſſet 5 ſchuch gelten. Fuͤr
2 ſchuch rechnet man jhn/ wann man einfache ſchrit aneinander zehlen will;
Darauß nun/ wo man an einer Lini zu ſchreiten den anfang machen ſoll/
leichtlich abzunemen; mancher ſetzt ſein erſten ſchuch gantz in die Lini hinein
vnd ſchreit fort/ vnd zu ende ſeins andern ſchuchs/ finden ſich 3 ſchuch/ ſo er
nun den andern ſchrit thut/ iſt er nur 2 ſchuch weit/ alſo/ daß er ſich verſtoſſen:
Wann man aber den erſten ſchuch vor die Lini herauß ſetzet/ daß man mit
dem foͤrdern theil deß ſchuchs forn an der Lini ſtehet/ ſo bekommet der erſte
ſchrit 2 ſchuch/ vnnd alſo auch die andern alle/ welchs in abſchreiten wol in
acht zu nemen.

Weil wir hie deß ſchreitens vnd ſchrit gedencken faͤllet mir ein/ was ſich
mit einer Dama begeben/ vor dieſer ſtund ein alter Mann vnd junger Ge-
ſell/ jeder vngefehr 10 oder 12 ſchrit weit von der Dama/ freyeten auch bee-
de vmb ſie. Die Dama (welche zu keinem luſt) ſagt: Welcher vnter euch am
erſten zu mir kompt/ den will ich haben: Doch der geſtalt/ ſo offt einer ein
ſchrit vor ſich thut/ ſo offt ſoll er zween wider zu ruck thun; Der dritte ſo dabey
ſtunde/ meynte nicht/ daß einer oder der ander durch ſolches ſchreiten der
Damanaͤhen koͤndte/ der Alte thut allzeit einen ſchrit vor ſich vnd zween zu
ruck/ befand daß er jmmer je weiter von der Jungfraw kam vnnd betrogen
ward. Der Juͤngling als ein ſchlaucher Fuchß/ probirt ſich auch/ thaͤt ei-
nen ſchrit fuͤr ſich gegen die Dama/ alsdann wandt er ſich vmb/ thaͤt alſo 2
ſchrit zu ruck wider gegen der Dama/ kam alſo bald zu jhr/ fuͤhrte ſie davon/
vnd wurde die Dama vnd der Alte betrogen.

Die
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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/165>, abgerufen am 26.11.2024.