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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Motorwagen.
hatten einzelne Colonnen in einem Tagemarsch und im folgenden Nachtmarsch
80 bis 100 Kilometer zu machen, während der Durchschnittsmarsch für Pferde
nur 30 bis 40 Kilometer beträgt. Solche Kraftleistungen führen zweifellos zur
Ueberanstrengung der Pferde und sind nur einmal zu machen. Motorfahrzeuge
dagegen können bei 10 Kilometer Fahrtgeschwindigkeit, welche in der Colonne in
Frage kommen würde, in 10 Stunden leicht 100 Kilometer zurücklegen. Besonders
die geringe Länge der Motorfahrzeuge springt für den Munitionstransport vor-
theilhaft ins Auge.

Für die Ziele der Technik muß die Verwendung der Motorwagen im Kriege
entscheidend sein, und sind vor Allem die Anforderungen der Marschtechnik zu
beachten. Beherrschung der Geschwindigkeit, sicher wirkende Bremsen, Einrichtungen
für Rückwärtsfahren, Sicherung aller empfindlichen Theile gegen Schmutz sind
unerläßlich. Die in letzter Zeit construirten Motorwagen für die Beförderung größerer
Lasten werden vielleicht als Ausgangsmodelle für Kriegsfahrzeuge dienen können.
Auch kleinere Wagen für kleinere Lasten, oder ein bis zwei Personen berechnet
und geeignet für Verwundeten- oder Munitionstransport bis an die Gefechtslinie
heran, sind in Erwägung zu ziehen. Kurz, die Frage der Heranziehung des Auto-
mobilismus für militärische Zwecke verdient die ernsteste Beachtung in militär-
technischen Kreisen, und es ist kaum zu bezweifeln, daß letztere früher oder später
zu derselben Stellung nehmen werden.

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Die Motorwagen.
hatten einzelne Colonnen in einem Tagemarſch und im folgenden Nachtmarſch
80 bis 100 Kilometer zu machen, während der Durchſchnittsmarſch für Pferde
nur 30 bis 40 Kilometer beträgt. Solche Kraftleiſtungen führen zweifellos zur
Ueberanſtrengung der Pferde und ſind nur einmal zu machen. Motorfahrzeuge
dagegen können bei 10 Kilometer Fahrtgeſchwindigkeit, welche in der Colonne in
Frage kommen würde, in 10 Stunden leicht 100 Kilometer zurücklegen. Beſonders
die geringe Länge der Motorfahrzeuge ſpringt für den Munitionstransport vor-
theilhaft ins Auge.

Für die Ziele der Technik muß die Verwendung der Motorwagen im Kriege
entſcheidend ſein, und ſind vor Allem die Anforderungen der Marſchtechnik zu
beachten. Beherrſchung der Geſchwindigkeit, ſicher wirkende Bremſen, Einrichtungen
für Rückwärtsfahren, Sicherung aller empfindlichen Theile gegen Schmutz ſind
unerläßlich. Die in letzter Zeit conſtruirten Motorwagen für die Beförderung größerer
Laſten werden vielleicht als Ausgangsmodelle für Kriegsfahrzeuge dienen können.
Auch kleinere Wagen für kleinere Laſten, oder ein bis zwei Perſonen berechnet
und geeignet für Verwundeten- oder Munitionstransport bis an die Gefechtslinie
heran, ſind in Erwägung zu ziehen. Kurz, die Frage der Heranziehung des Auto-
mobilismus für militäriſche Zwecke verdient die ernſteſte Beachtung in militär-
techniſchen Kreiſen, und es iſt kaum zu bezweifeln, daß letztere früher oder ſpäter
zu derſelben Stellung nehmen werden.

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[905/0987] Die Motorwagen. hatten einzelne Colonnen in einem Tagemarſch und im folgenden Nachtmarſch 80 bis 100 Kilometer zu machen, während der Durchſchnittsmarſch für Pferde nur 30 bis 40 Kilometer beträgt. Solche Kraftleiſtungen führen zweifellos zur Ueberanſtrengung der Pferde und ſind nur einmal zu machen. Motorfahrzeuge dagegen können bei 10 Kilometer Fahrtgeſchwindigkeit, welche in der Colonne in Frage kommen würde, in 10 Stunden leicht 100 Kilometer zurücklegen. Beſonders die geringe Länge der Motorfahrzeuge ſpringt für den Munitionstransport vor- theilhaft ins Auge. Für die Ziele der Technik muß die Verwendung der Motorwagen im Kriege entſcheidend ſein, und ſind vor Allem die Anforderungen der Marſchtechnik zu beachten. Beherrſchung der Geſchwindigkeit, ſicher wirkende Bremſen, Einrichtungen für Rückwärtsfahren, Sicherung aller empfindlichen Theile gegen Schmutz ſind unerläßlich. Die in letzter Zeit conſtruirten Motorwagen für die Beförderung größerer Laſten werden vielleicht als Ausgangsmodelle für Kriegsfahrzeuge dienen können. Auch kleinere Wagen für kleinere Laſten, oder ein bis zwei Perſonen berechnet und geeignet für Verwundeten- oder Munitionstransport bis an die Gefechtslinie heran, ſind in Erwägung zu ziehen. Kurz, die Frage der Heranziehung des Auto- mobilismus für militäriſche Zwecke verdient die ernſteſte Beachtung in militär- techniſchen Kreiſen, und es iſt kaum zu bezweifeln, daß letztere früher oder ſpäter zu derſelben Stellung nehmen werden. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 905. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/987>, abgerufen am 23.11.2024.