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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
erforderliche Benzin aus einem fest verschlossenen, unterhalb des Sitzes gelagerten
Kupferbehälter, dessen Füllung für eine Fahrt von etwa 120 Kilometer ausreichte,
tropfenweise in den Gaserzeuger eingeführt. Die Entzündung des Gasgemenges
erfolgte im geschlossenen Cylinder mittelst elektrischen Funkens.

Um den Motor in Gang zu setzen, genügte, nach Regulirung des Gas-
zutrittes, die Drehung einer Handkurbel. Der Führer bestieg den Sitz und rückte
durch einen Druck auf den links befindlichen Hebel den Motor ein, welch letzterer
alsdann mit den Hinterrädern in Verbindung trat. Durch Vor- und Rückwärts-
drehen des gleichen Hebels ließ sich die Fahrgeschwindigkeit beliebig vergrößern
oder vermindern, wogegen durch Anziehen desselben der Wagen sofort zum Still-
stande gebracht werden konnte. Das Lenken erfolgte mit größter Leichtigkeit, ähnlich
wie bei den Tricycles, mittelst einer Art Steuerrad durch das kleine Vorderrad
des Wagens. Mittelst einer an letzterem angebrachten sinnreichen Vorrichtung, die
durch bloßes Anlegen eines Handgriffes während der Fahrt in Thätigkeit versetzt
wurde, konnten bei voller Belastung Steigungen bis zu 6 Procent ohne
Schwierigkeit überwunden werden. Die erreichte größte Fahrtgeschwindigkeit betrug
16 Kilometer.

Wir wollen uns nun etwas ausführlicher mit den Benzin-Motorwagen
beschäftigen. ... Der Benzinmotor sowie jeder andere Gasmotor ist, was seine
Gestalt anbelangt, aber wohl gemerkt nur ausschließlich nach dieser Richtung hin,
ein sehr naher Verwandter des Dampfmotors. Die Bewegung eines Gasmotors
besteht aus einer Reihe von Explosionen, welche den Kolben rapid von einem
Ende des Cylinders zum anderen schleudern. Aber worin besteht eigentlich diese
Explosion und wie erzeugt man sie? In einem geschlossenem Raume entsteht eine
Ausströmung von Gas, dasselbe vermischt sich mit atmosphärischer Luft, und es
entsteht ein explosives Gemenge, d. h. eine Mischung, welche nur mit einer Flamme
oder einem Funken in Berührung zu kommen braucht, um eine Explosion zu er-
zeugen. Die Luft muß aber mit einer Kohlenwasserstoffverbindung geschwängert
sein. Das Benzin nun ist jenes flüssige Gas, durch welche die mit dem Motor
aufgesaugte Luft mit dem zu einer Explosion nöthigen Kohlenwasserstofftheile ge-
sättigt wird. Die Mischung muß aber in einem ganz bestimmten Verhältnisse vor
sich gehen, nämlich 87 Theile Luft und 13 Theile Benzingas. In die Construction
des Benzinmotors einzugehen, würde zu viel Raum für sich beanspruchen, wes-
halb wir davon absehen. Es sei nur erwähnt, daß zur Entzündung des Gas-
gemenges drei Methoden möglich sind: die einfache Flammenzündung, die Glüh-
rohrzündung und die Zündung mittelst Elektricität.

Bildet der Motor auch den wichtigsten Bestandtheil eines Automobils, so
ist mit demselben allein die Frage der mechanischen Fortbewegung nicht gelöst; es
ist dazu noch die Uebertragung der vom Motor entwickelten Kraft auf das Fahr-
zeug selbst nothwendig, ein Vorgang, der viel complicirter ist, als sich ihn der
Uneingeweihte vorstellt. Es handelt sich nämlich um eine durch Transmissionen

Zweiter Abſchnitt.
erforderliche Benzin aus einem feſt verſchloſſenen, unterhalb des Sitzes gelagerten
Kupferbehälter, deſſen Füllung für eine Fahrt von etwa 120 Kilometer ausreichte,
tropfenweiſe in den Gaserzeuger eingeführt. Die Entzündung des Gasgemenges
erfolgte im geſchloſſenen Cylinder mittelſt elektriſchen Funkens.

Um den Motor in Gang zu ſetzen, genügte, nach Regulirung des Gas-
zutrittes, die Drehung einer Handkurbel. Der Führer beſtieg den Sitz und rückte
durch einen Druck auf den links befindlichen Hebel den Motor ein, welch letzterer
alsdann mit den Hinterrädern in Verbindung trat. Durch Vor- und Rückwärts-
drehen des gleichen Hebels ließ ſich die Fahrgeſchwindigkeit beliebig vergrößern
oder vermindern, wogegen durch Anziehen desſelben der Wagen ſofort zum Still-
ſtande gebracht werden konnte. Das Lenken erfolgte mit größter Leichtigkeit, ähnlich
wie bei den Tricycles, mittelſt einer Art Steuerrad durch das kleine Vorderrad
des Wagens. Mittelſt einer an letzterem angebrachten ſinnreichen Vorrichtung, die
durch bloßes Anlegen eines Handgriffes während der Fahrt in Thätigkeit verſetzt
wurde, konnten bei voller Belaſtung Steigungen bis zu 6 Procent ohne
Schwierigkeit überwunden werden. Die erreichte größte Fahrtgeſchwindigkeit betrug
16 Kilometer.

Wir wollen uns nun etwas ausführlicher mit den Benzin-Motorwagen
beſchäftigen. … Der Benzinmotor ſowie jeder andere Gasmotor iſt, was ſeine
Geſtalt anbelangt, aber wohl gemerkt nur ausſchließlich nach dieſer Richtung hin,
ein ſehr naher Verwandter des Dampfmotors. Die Bewegung eines Gasmotors
beſteht aus einer Reihe von Exploſionen, welche den Kolben rapid von einem
Ende des Cylinders zum anderen ſchleudern. Aber worin beſteht eigentlich dieſe
Exploſion und wie erzeugt man ſie? In einem geſchloſſenem Raume entſteht eine
Ausſtrömung von Gas, dasſelbe vermiſcht ſich mit atmoſphäriſcher Luft, und es
entſteht ein exploſives Gemenge, d. h. eine Miſchung, welche nur mit einer Flamme
oder einem Funken in Berührung zu kommen braucht, um eine Exploſion zu er-
zeugen. Die Luft muß aber mit einer Kohlenwaſſerſtoffverbindung geſchwängert
ſein. Das Benzin nun iſt jenes flüſſige Gas, durch welche die mit dem Motor
aufgeſaugte Luft mit dem zu einer Exploſion nöthigen Kohlenwaſſerſtofftheile ge-
ſättigt wird. Die Miſchung muß aber in einem ganz beſtimmten Verhältniſſe vor
ſich gehen, nämlich 87 Theile Luft und 13 Theile Benzingas. In die Conſtruction
des Benzinmotors einzugehen, würde zu viel Raum für ſich beanſpruchen, wes-
halb wir davon abſehen. Es ſei nur erwähnt, daß zur Entzündung des Gas-
gemenges drei Methoden möglich ſind: die einfache Flammenzündung, die Glüh-
rohrzündung und die Zündung mittelſt Elektricität.

Bildet der Motor auch den wichtigſten Beſtandtheil eines Automobils, ſo
iſt mit demſelben allein die Frage der mechaniſchen Fortbewegung nicht gelöſt; es
iſt dazu noch die Uebertragung der vom Motor entwickelten Kraft auf das Fahr-
zeug ſelbſt nothwendig, ein Vorgang, der viel complicirter iſt, als ſich ihn der
Uneingeweihte vorſtellt. Es handelt ſich nämlich um eine durch Transmiſſionen

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[882/0964] Zweiter Abſchnitt. erforderliche Benzin aus einem feſt verſchloſſenen, unterhalb des Sitzes gelagerten Kupferbehälter, deſſen Füllung für eine Fahrt von etwa 120 Kilometer ausreichte, tropfenweiſe in den Gaserzeuger eingeführt. Die Entzündung des Gasgemenges erfolgte im geſchloſſenen Cylinder mittelſt elektriſchen Funkens. Um den Motor in Gang zu ſetzen, genügte, nach Regulirung des Gas- zutrittes, die Drehung einer Handkurbel. Der Führer beſtieg den Sitz und rückte durch einen Druck auf den links befindlichen Hebel den Motor ein, welch letzterer alsdann mit den Hinterrädern in Verbindung trat. Durch Vor- und Rückwärts- drehen des gleichen Hebels ließ ſich die Fahrgeſchwindigkeit beliebig vergrößern oder vermindern, wogegen durch Anziehen desſelben der Wagen ſofort zum Still- ſtande gebracht werden konnte. Das Lenken erfolgte mit größter Leichtigkeit, ähnlich wie bei den Tricycles, mittelſt einer Art Steuerrad durch das kleine Vorderrad des Wagens. Mittelſt einer an letzterem angebrachten ſinnreichen Vorrichtung, die durch bloßes Anlegen eines Handgriffes während der Fahrt in Thätigkeit verſetzt wurde, konnten bei voller Belaſtung Steigungen bis zu 6 Procent ohne Schwierigkeit überwunden werden. Die erreichte größte Fahrtgeſchwindigkeit betrug 16 Kilometer. Wir wollen uns nun etwas ausführlicher mit den Benzin-Motorwagen beſchäftigen. … Der Benzinmotor ſowie jeder andere Gasmotor iſt, was ſeine Geſtalt anbelangt, aber wohl gemerkt nur ausſchließlich nach dieſer Richtung hin, ein ſehr naher Verwandter des Dampfmotors. Die Bewegung eines Gasmotors beſteht aus einer Reihe von Exploſionen, welche den Kolben rapid von einem Ende des Cylinders zum anderen ſchleudern. Aber worin beſteht eigentlich dieſe Exploſion und wie erzeugt man ſie? In einem geſchloſſenem Raume entſteht eine Ausſtrömung von Gas, dasſelbe vermiſcht ſich mit atmoſphäriſcher Luft, und es entſteht ein exploſives Gemenge, d. h. eine Miſchung, welche nur mit einer Flamme oder einem Funken in Berührung zu kommen braucht, um eine Exploſion zu er- zeugen. Die Luft muß aber mit einer Kohlenwaſſerſtoffverbindung geſchwängert ſein. Das Benzin nun iſt jenes flüſſige Gas, durch welche die mit dem Motor aufgeſaugte Luft mit dem zu einer Exploſion nöthigen Kohlenwaſſerſtofftheile ge- ſättigt wird. Die Miſchung muß aber in einem ganz beſtimmten Verhältniſſe vor ſich gehen, nämlich 87 Theile Luft und 13 Theile Benzingas. In die Conſtruction des Benzinmotors einzugehen, würde zu viel Raum für ſich beanſpruchen, wes- halb wir davon abſehen. Es ſei nur erwähnt, daß zur Entzündung des Gas- gemenges drei Methoden möglich ſind: die einfache Flammenzündung, die Glüh- rohrzündung und die Zündung mittelſt Elektricität. Bildet der Motor auch den wichtigſten Beſtandtheil eines Automobils, ſo iſt mit demſelben allein die Frage der mechaniſchen Fortbewegung nicht gelöſt; es iſt dazu noch die Uebertragung der vom Motor entwickelten Kraft auf das Fahr- zeug ſelbſt nothwendig, ein Vorgang, der viel complicirter iſt, als ſich ihn der Uneingeweihte vorſtellt. Es handelt ſich nämlich um eine durch Transmiſſionen

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 882. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/964>, abgerufen am 23.11.2024.