von hier auf Treppen zu den Geschützen weiterbefördert. Der Thurm kann in zwei Minuten eine einmalige Umdrehung ausführen. Durch einen Ventilator wird er mit frischer Luft versorgt. In das Gewölbe mündet die Gallerie, welche den Thurm mit dem Innern des Forts verbindet.
Alle Bestrebungen, geeignete Constructionen für Drehthürme aufzustellen, wie sie da und dort auftauchten, wurden durch Gruson überholt. Durch An- wendung des Hartgusses in Verbindung mit einer entsprechenden Durchbildung der Thurmanordnung schuf er eine völlig neue Type von Panzerdrehthürmen, wobei in der Hauptsache zwar die cylindrische Form beibehalten, von der gewölbten Decke jedoch abgegangen und hierfür eine kuppelförmige Anordnung gewählt wurde. Bei dieser Anordnung wird dem feindlichen Schusse keine senkrechte Fläche dar- geboten und die Wirkung der auftreffenden Geschosse wegen des Abgleitens an der Thurmwandung außerordentlich geschwächt.
In den Abbildungen Fig. 635 und 636 ist ein Gruson'scher Dreh- thurm für zwei 24 Centimeter-Kanonen im Bau dargestellt. Fig. 634 zeigt den Aufbau der Kuppel, die auf einem schmiedeeisernen Unterbau ruht, welcher wieder auf einem Rollenkranze drehbar gelagert ist. Die die Verbindung der einzelnen Kuppelplatten untereinander bewirkenden Falze sind hier deutlich sichtbar. Die Lafetten lassen keine Seitenrichtung zu, da diese durch die Drehung des Thurmes erzielt wird. Die Höhenrichtung geschieht, da die Gruson'schen Minimalscharten- Lafetten angewendet werden, um einen Drehpunkt, welcher dicht unterhalb der Scharte liegt. Die Hebung und Senkung des Geschützes wird mittelst hydraulischer Kraft bewirkt, und ebenso wird der Rückstoß durch zwei hydraulische Bremscylinder pro Geschütz aufgefangen, beziehungsweise bis auf 2 bis 3 Caliber eingeschränkt. Das Geschützrohr kehrt darnach von selbst in die Feuerstellung zurück. Da die Minimalscharten bekanntlich so eingerichtet sind, daß sie vom Rohre ausgefüllt werden, ein Richten durch die Scharte also nicht möglich ist, geschieht letzteres durch eine in den Deckplatten des Thurmes befindliche kleine Visirscharte. Der Betrieb des Drehungsmechanismus sowohl als der des Pumpwerkes für die hydrau- lische Kraft, erfolgt gewöhnlich von Hand. Um unbeabsichtigte Drehung des Thurmes zu vermeiden, wenn nur mit einem Geschütz gefeuert wird, ist eine Bremsvor- richtung vorhanden. Rings um den drehbaren Theil ist ein auf dem Fundament- mauerwerk fest aufruhender, zweckentsprechend geformter Vorpanzer gelagert, welcher in Fig. 636 sichtbar ist und der den ungeschützten Unterbau des Thurmes deckt. Dieser Vorpanzer wird bis zu seiner Oberkante in Beton oder Granit eingebettet. Zur Bedienung eines solchen Thurmes sind 40 bis 45 Mann erforderlich, wovon jedoch auf die beiden Geschütze nur sechs entfallen. Letztere können alle drei Minuten einen Schuß abgeben.
Als Ersatz für geschlossene Drehthürme kann entweder der den Panzerschiffen entlehnte Barbettethurm in Anwendung kommen, bei welchem die Geschütze über einer feststehenden Panzerung hinwegfeuern, oder es treten die von Moncruff
Zweiter Abſchnitt.
von hier auf Treppen zu den Geſchützen weiterbefördert. Der Thurm kann in zwei Minuten eine einmalige Umdrehung ausführen. Durch einen Ventilator wird er mit friſcher Luft verſorgt. In das Gewölbe mündet die Gallerie, welche den Thurm mit dem Innern des Forts verbindet.
Alle Beſtrebungen, geeignete Conſtructionen für Drehthürme aufzuſtellen, wie ſie da und dort auftauchten, wurden durch Gruſon überholt. Durch An- wendung des Hartguſſes in Verbindung mit einer entſprechenden Durchbildung der Thurmanordnung ſchuf er eine völlig neue Type von Panzerdrehthürmen, wobei in der Hauptſache zwar die cylindriſche Form beibehalten, von der gewölbten Decke jedoch abgegangen und hierfür eine kuppelförmige Anordnung gewählt wurde. Bei dieſer Anordnung wird dem feindlichen Schuſſe keine ſenkrechte Fläche dar- geboten und die Wirkung der auftreffenden Geſchoſſe wegen des Abgleitens an der Thurmwandung außerordentlich geſchwächt.
In den Abbildungen Fig. 635 und 636 iſt ein Gruſon'ſcher Dreh- thurm für zwei 24 Centimeter-Kanonen im Bau dargeſtellt. Fig. 634 zeigt den Aufbau der Kuppel, die auf einem ſchmiedeeiſernen Unterbau ruht, welcher wieder auf einem Rollenkranze drehbar gelagert iſt. Die die Verbindung der einzelnen Kuppelplatten untereinander bewirkenden Falze ſind hier deutlich ſichtbar. Die Lafetten laſſen keine Seitenrichtung zu, da dieſe durch die Drehung des Thurmes erzielt wird. Die Höhenrichtung geſchieht, da die Gruſon'ſchen Minimalſcharten- Lafetten angewendet werden, um einen Drehpunkt, welcher dicht unterhalb der Scharte liegt. Die Hebung und Senkung des Geſchützes wird mittelſt hydrauliſcher Kraft bewirkt, und ebenſo wird der Rückſtoß durch zwei hydrauliſche Bremscylinder pro Geſchütz aufgefangen, beziehungsweiſe bis auf 2 bis 3 Caliber eingeſchränkt. Das Geſchützrohr kehrt darnach von ſelbſt in die Feuerſtellung zurück. Da die Minimalſcharten bekanntlich ſo eingerichtet ſind, daß ſie vom Rohre ausgefüllt werden, ein Richten durch die Scharte alſo nicht möglich iſt, geſchieht letzteres durch eine in den Deckplatten des Thurmes befindliche kleine Viſirſcharte. Der Betrieb des Drehungsmechanismus ſowohl als der des Pumpwerkes für die hydrau- liſche Kraft, erfolgt gewöhnlich von Hand. Um unbeabſichtigte Drehung des Thurmes zu vermeiden, wenn nur mit einem Geſchütz gefeuert wird, iſt eine Bremsvor- richtung vorhanden. Rings um den drehbaren Theil iſt ein auf dem Fundament- mauerwerk feſt aufruhender, zweckentſprechend geformter Vorpanzer gelagert, welcher in Fig. 636 ſichtbar iſt und der den ungeſchützten Unterbau des Thurmes deckt. Dieſer Vorpanzer wird bis zu ſeiner Oberkante in Beton oder Granit eingebettet. Zur Bedienung eines ſolchen Thurmes ſind 40 bis 45 Mann erforderlich, wovon jedoch auf die beiden Geſchütze nur ſechs entfallen. Letztere können alle drei Minuten einen Schuß abgeben.
Als Erſatz für geſchloſſene Drehthürme kann entweder der den Panzerſchiffen entlehnte Barbettethurm in Anwendung kommen, bei welchem die Geſchütze über einer feſtſtehenden Panzerung hinwegfeuern, oder es treten die von Moncruff
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Zweiter Abſchnitt.
von hier auf Treppen zu den Geſchützen weiterbefördert. Der Thurm kann in zwei
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mit friſcher Luft verſorgt. In das Gewölbe mündet die Gallerie, welche den Thurm
mit dem Innern des Forts verbindet.
Alle Beſtrebungen, geeignete Conſtructionen für Drehthürme aufzuſtellen,
wie ſie da und dort auftauchten, wurden durch Gruſon überholt. Durch An-
wendung des Hartguſſes in Verbindung mit einer entſprechenden Durchbildung
der Thurmanordnung ſchuf er eine völlig neue Type von Panzerdrehthürmen,
wobei in der Hauptſache zwar die cylindriſche Form beibehalten, von der gewölbten
Decke jedoch abgegangen und hierfür eine kuppelförmige Anordnung gewählt wurde.
Bei dieſer Anordnung wird dem feindlichen Schuſſe keine ſenkrechte Fläche dar-
geboten und die Wirkung der auftreffenden Geſchoſſe wegen des Abgleitens an der
Thurmwandung außerordentlich geſchwächt.
In den Abbildungen Fig. 635 und 636 iſt ein Gruſon'ſcher Dreh-
thurm für zwei 24 Centimeter-Kanonen im Bau dargeſtellt. Fig. 634 zeigt den
Aufbau der Kuppel, die auf einem ſchmiedeeiſernen Unterbau ruht, welcher wieder
auf einem Rollenkranze drehbar gelagert iſt. Die die Verbindung der einzelnen
Kuppelplatten untereinander bewirkenden Falze ſind hier deutlich ſichtbar. Die
Lafetten laſſen keine Seitenrichtung zu, da dieſe durch die Drehung des Thurmes
erzielt wird. Die Höhenrichtung geſchieht, da die Gruſon'ſchen Minimalſcharten-
Lafetten angewendet werden, um einen Drehpunkt, welcher dicht unterhalb der
Scharte liegt. Die Hebung und Senkung des Geſchützes wird mittelſt hydrauliſcher
Kraft bewirkt, und ebenſo wird der Rückſtoß durch zwei hydrauliſche Bremscylinder
pro Geſchütz aufgefangen, beziehungsweiſe bis auf 2 bis 3 Caliber eingeſchränkt.
Das Geſchützrohr kehrt darnach von ſelbſt in die Feuerſtellung zurück. Da die
Minimalſcharten bekanntlich ſo eingerichtet ſind, daß ſie vom Rohre ausgefüllt
werden, ein Richten durch die Scharte alſo nicht möglich iſt, geſchieht letzteres
durch eine in den Deckplatten des Thurmes befindliche kleine Viſirſcharte. Der
Betrieb des Drehungsmechanismus ſowohl als der des Pumpwerkes für die hydrau-
liſche Kraft, erfolgt gewöhnlich von Hand. Um unbeabſichtigte Drehung des Thurmes
zu vermeiden, wenn nur mit einem Geſchütz gefeuert wird, iſt eine Bremsvor-
richtung vorhanden. Rings um den drehbaren Theil iſt ein auf dem Fundament-
mauerwerk feſt aufruhender, zweckentſprechend geformter Vorpanzer gelagert, welcher
in Fig. 636 ſichtbar iſt und der den ungeſchützten Unterbau des Thurmes deckt.
Dieſer Vorpanzer wird bis zu ſeiner Oberkante in Beton oder Granit eingebettet.
Zur Bedienung eines ſolchen Thurmes ſind 40 bis 45 Mann erforderlich, wovon
jedoch auf die beiden Geſchütze nur ſechs entfallen. Letztere können alle drei Minuten
einen Schuß abgeben.
Als Erſatz für geſchloſſene Drehthürme kann entweder der den Panzerſchiffen
entlehnte Barbettethurm in Anwendung kommen, bei welchem die Geſchütze über
einer feſtſtehenden Panzerung hinwegfeuern, oder es treten die von Moncruff
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/868>, abgerufen am 23.11.2024.
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