Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Geschützwesen.
wenn man langsam schießen will. Der Mann hat also nur das Richten und das
Einstellen des Feuers zu besorgen. Desto mehr zu thun hat der zweite Mann, dem
es obliegt, dem gefräßigen Ungeheuer immer wieder neue, mit Patronen gespickte
Gurte zuzuführen.

Die Maxim'schen Geschütze haben ein nur kleines Caliber. Daneben baut aber
der Erfinder auch Kanonen mit größerem Caliber (bis 13 Centimeter), die natürlich
entsprechend langsamer schießen. Am praktischesten ist wohl das zur Bekämpfung von
Torpedobooten bestimmte 2.5 Centimetergeschütz, dessen gehärtete Stahlgeschosse auf
90 Meter Entfernung 25 Millimeter starkes Eisenblech durchschlagen.

[Abbildung] Fig. 585.

Marinegeschütz, System Maxim (feuert 6 9pfündige Geschosse in der Minute).

Bei dem in Folge der Mängel der mehrläufigen Geschütze entbrannten Wett-
bewerb um die beste einläufige Schnellfeuerkanone, durfte ein so thätiger Mann
wie Hotchkiß nicht fehlen. So trat er bald mit zwei Typen dieser Art auf, welche
die Figuren 582 u. 585 veranschaulichen. Diese Geschütze werden in den Calibern
von 3.7 bis 5.7 Centimetern hergestellt. Sie haben einen senkrechten Keilverschluß,
welcher durch einen rechts liegenden Hebel bewegt wird. Die kleineren sind in einer
einfachen Gabel gelagert; bei den größeren Fünfpfündigen wird das Rohr dagegen
durch Schlittenführungen in ein Bett geführt, welches vermittelst Schildzapfen in
einem Bock gelagert ist. Im Bette angeordnete Wasserbremsen begrenzen den Rück-
lauf und bewirken den Auslauf des Rohres. Die oben erwähnten Vorrichtungen:
Schulterstück nebst Handhaben, Pistolenkolben und Abzugsschnur sind besonders in
Fig. 582 deutlich sichtbar. Die größte Schußgeschwindigkeit beträgt 25 Schüsse in der

Das Geſchützweſen.
wenn man langſam ſchießen will. Der Mann hat alſo nur das Richten und das
Einſtellen des Feuers zu beſorgen. Deſto mehr zu thun hat der zweite Mann, dem
es obliegt, dem gefräßigen Ungeheuer immer wieder neue, mit Patronen geſpickte
Gurte zuzuführen.

Die Maxim'ſchen Geſchütze haben ein nur kleines Caliber. Daneben baut aber
der Erfinder auch Kanonen mit größerem Caliber (bis 13 Centimeter), die natürlich
entſprechend langſamer ſchießen. Am praktiſcheſten iſt wohl das zur Bekämpfung von
Torpedobooten beſtimmte 2‧5 Centimetergeſchütz, deſſen gehärtete Stahlgeſchoſſe auf
90 Meter Entfernung 25 Millimeter ſtarkes Eiſenblech durchſchlagen.

[Abbildung] Fig. 585.

Marinegeſchütz, Syſtem Maxim (feuert 6 9pfündige Geſchoſſe in der Minute).

Bei dem in Folge der Mängel der mehrläufigen Geſchütze entbrannten Wett-
bewerb um die beſte einläufige Schnellfeuerkanone, durfte ein ſo thätiger Mann
wie Hotchkiß nicht fehlen. So trat er bald mit zwei Typen dieſer Art auf, welche
die Figuren 582 u. 585 veranſchaulichen. Dieſe Geſchütze werden in den Calibern
von 3‧7 bis 5‧7 Centimetern hergeſtellt. Sie haben einen ſenkrechten Keilverſchluß,
welcher durch einen rechts liegenden Hebel bewegt wird. Die kleineren ſind in einer
einfachen Gabel gelagert; bei den größeren Fünfpfündigen wird das Rohr dagegen
durch Schlittenführungen in ein Bett geführt, welches vermittelſt Schildzapfen in
einem Bock gelagert iſt. Im Bette angeordnete Waſſerbremſen begrenzen den Rück-
lauf und bewirken den Auslauf des Rohres. Die oben erwähnten Vorrichtungen:
Schulterſtück nebſt Handhaben, Piſtolenkolben und Abzugsſchnur ſind beſonders in
Fig. 582 deutlich ſichtbar. Die größte Schußgeſchwindigkeit beträgt 25 Schüſſe in der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0807" n="731"/><fw place="top" type="header">Das Ge&#x017F;chützwe&#x017F;en.</fw><lb/>
wenn man lang&#x017F;am &#x017F;chießen will. Der Mann hat al&#x017F;o nur das Richten und das<lb/>
Ein&#x017F;tellen des Feuers zu be&#x017F;orgen. De&#x017F;to mehr zu thun hat der zweite Mann, dem<lb/>
es obliegt, dem gefräßigen Ungeheuer immer wieder neue, mit Patronen ge&#x017F;pickte<lb/>
Gurte zuzuführen.</p><lb/>
              <p>Die Maxim'&#x017F;chen Ge&#x017F;chütze haben ein nur kleines Caliber. Daneben baut aber<lb/>
der Erfinder auch Kanonen mit größerem Caliber (bis 13 Centimeter), die natürlich<lb/>
ent&#x017F;prechend lang&#x017F;amer &#x017F;chießen. Am prakti&#x017F;che&#x017F;ten i&#x017F;t wohl das zur Bekämpfung von<lb/>
Torpedobooten be&#x017F;timmte 2&#x2027;5 Centimeterge&#x017F;chütz, de&#x017F;&#x017F;en gehärtete Stahlge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e auf<lb/>
90 Meter Entfernung 25 Millimeter &#x017F;tarkes Ei&#x017F;enblech durch&#x017F;chlagen.</p><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 585.</head>
                <p> Marinege&#x017F;chütz, Sy&#x017F;tem Maxim (feuert 6 9pfündige Ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e in der Minute).</p>
              </figure><lb/>
              <p>Bei dem in Folge der Mängel der mehrläufigen Ge&#x017F;chütze entbrannten Wett-<lb/>
bewerb um die be&#x017F;te einläufige Schnellfeuerkanone, durfte ein &#x017F;o thätiger Mann<lb/>
wie <hi rendition="#g">Hotchkiß</hi> nicht fehlen. So trat er bald mit zwei Typen die&#x017F;er Art auf, welche<lb/>
die Figuren 582 u. 585 veran&#x017F;chaulichen. Die&#x017F;e Ge&#x017F;chütze werden in den Calibern<lb/>
von 3&#x2027;7 bis 5&#x2027;7 Centimetern herge&#x017F;tellt. Sie haben einen &#x017F;enkrechten Keilver&#x017F;chluß,<lb/>
welcher durch einen rechts liegenden Hebel bewegt wird. Die kleineren &#x017F;ind in einer<lb/>
einfachen Gabel gelagert; bei den größeren Fünfpfündigen wird das Rohr dagegen<lb/>
durch Schlittenführungen in ein Bett geführt, welches vermittel&#x017F;t Schildzapfen in<lb/>
einem Bock gelagert i&#x017F;t. Im Bette angeordnete Wa&#x017F;&#x017F;erbrem&#x017F;en begrenzen den Rück-<lb/>
lauf und bewirken den Auslauf des Rohres. Die oben erwähnten Vorrichtungen:<lb/>
Schulter&#x017F;tück neb&#x017F;t Handhaben, Pi&#x017F;tolenkolben und Abzugs&#x017F;chnur &#x017F;ind be&#x017F;onders in<lb/>
Fig. 582 deutlich &#x017F;ichtbar. Die größte Schußge&#x017F;chwindigkeit beträgt 25 Schü&#x017F;&#x017F;e in der<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[731/0807] Das Geſchützweſen. wenn man langſam ſchießen will. Der Mann hat alſo nur das Richten und das Einſtellen des Feuers zu beſorgen. Deſto mehr zu thun hat der zweite Mann, dem es obliegt, dem gefräßigen Ungeheuer immer wieder neue, mit Patronen geſpickte Gurte zuzuführen. Die Maxim'ſchen Geſchütze haben ein nur kleines Caliber. Daneben baut aber der Erfinder auch Kanonen mit größerem Caliber (bis 13 Centimeter), die natürlich entſprechend langſamer ſchießen. Am praktiſcheſten iſt wohl das zur Bekämpfung von Torpedobooten beſtimmte 2‧5 Centimetergeſchütz, deſſen gehärtete Stahlgeſchoſſe auf 90 Meter Entfernung 25 Millimeter ſtarkes Eiſenblech durchſchlagen. [Abbildung Fig. 585. Marinegeſchütz, Syſtem Maxim (feuert 6 9pfündige Geſchoſſe in der Minute).] Bei dem in Folge der Mängel der mehrläufigen Geſchütze entbrannten Wett- bewerb um die beſte einläufige Schnellfeuerkanone, durfte ein ſo thätiger Mann wie Hotchkiß nicht fehlen. So trat er bald mit zwei Typen dieſer Art auf, welche die Figuren 582 u. 585 veranſchaulichen. Dieſe Geſchütze werden in den Calibern von 3‧7 bis 5‧7 Centimetern hergeſtellt. Sie haben einen ſenkrechten Keilverſchluß, welcher durch einen rechts liegenden Hebel bewegt wird. Die kleineren ſind in einer einfachen Gabel gelagert; bei den größeren Fünfpfündigen wird das Rohr dagegen durch Schlittenführungen in ein Bett geführt, welches vermittelſt Schildzapfen in einem Bock gelagert iſt. Im Bette angeordnete Waſſerbremſen begrenzen den Rück- lauf und bewirken den Auslauf des Rohres. Die oben erwähnten Vorrichtungen: Schulterſtück nebſt Handhaben, Piſtolenkolben und Abzugsſchnur ſind beſonders in Fig. 582 deutlich ſichtbar. Die größte Schußgeſchwindigkeit beträgt 25 Schüſſe in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/807
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/807>, abgerufen am 23.11.2024.