waren vier dieser Geschütze fertig. Ihre Länge beträgt 14 Meter, das Rohr wiegt 121 Tonnen; dem 1.28 Meter langen Geschosse (Panzergranate) kommt ein Gewicht von 928 Kilogramm zu. Es erhält durch die Pulverladung von 330 Kilogramm eine Anfangsgeschwindigkeit von 550 Meter und eine lebendige Kraft von rund 14.400 Metertonnen. Die mit einem dieser Geschütze angestellten Versuche ergaben aber, bei Verwendung einer 1050 Kilogramm schweren Panzergranate und einer Ladung von 384 Kilogramm, eine Anfangsgeschwindigkeit von 579 Meter und eine lebendige Kraft von rund 18.000 Metertonnen.
Kann sich der Leser von dieser Kraft eine zutreffende Vorstellung machen? Ein Fachmann hat ausgerechnet, daß es sich hier um eine Kraftäußerung handelt, von welcher man vergleichsweise einen Maßstab erhält, wenn man bedenkt, daß die "Italia" 13.500 Tonnen wiegt, die Arbeitskraft des Geschosses also hinreichen würde, außer diesem Schiffe auch noch 4500 Tonnen einen Meter hoch zu heben. "Oder wenn ein Mensch die gleiche Arbeitskraft wie das Geschoß besäße, so würde er die elf Panzerkanonenboote und die beiden Panzerdeckschiffe "Bremse" und "Brummer" der deutschen Marine in die eine Hand, in die andere Hand die Panzercorvette "Hansa" nehmen, und sich in die letztere noch ein halbes Dutzend Torpedoboote mit ihrem Divisionsboote dazu packen lassen können und dann Alles einen Meter hoch heben!
Das beigegebene Vollbild veranschaulicht den Transport dieses Riesen- geschützes. Derselbe erfolgte auf einem speciell zu diesem Zwecke gebauten Vehikel, zwei einzelnen achtachsigen Wagen, welche durch einen Längsträger verbunden sind. Der letztere ruht, mit seinen Enden um je ein Pivot drehbar, auf der Mitte der beiden Wagen, deren Plattform wieder vorn und hinten drehbar auf je zwei einachsigen Gestellen ruht. Das durch den großen Träger verbundene Fahrzeug hat mithin 16 Achsen mit 32 Rädern und eine Gesammtlänge von 22.7 Meter, seine Tragfähigkeit beträgt 126 Tonnen, sein Eigengewicht 97.3 Tonnen, so daß der mit dem Geschützrohre beladene Wagen ein Gesammtgewicht von rund 223 Tonnen hat. Die Geschütze wurden seinerzeit über die Gotthardbahn ihrem Be- stimmungsorte zugeführt und sich hierbei keinerlei Zwischenfall ereignet.
Während man sich noch vor wenigen Jahren in der Größe des Calibers zu überbieten suchte, haben jetzt, veranlaßt durch das Verfahren Krupp's, ganz andere Grundsätze die Oberhand gewonnen. Das Caliber ist kleiner, dagegen die Rohrlänge immer größer geworden. Der Zweck dieser Anordnung ist der, daß man die Geschosse länger, also schwerer machen kann, daß das Pulver längere Zeit auf die Geschosse einwirkt und daß eben des geringeren Seelendurchmessers wegen, unbedenklich stärkere Ladungen angewendet werden können. Letztere beide Umstände wirken nun wieder auf die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses und damit auf die Durchschlagskraft desselben ein. Während die Armstrong'schen 100 Tonnen- Geschütze von 45 Centimeter Caliber noch eine Anfangsgeschwindigkeit von rund 500 Meter erzielten, erreichen die modernen Krupp'schen Schiffsgeschütze eine
Das Geſchützweſen.
waren vier dieſer Geſchütze fertig. Ihre Länge beträgt 14 Meter, das Rohr wiegt 121 Tonnen; dem 1‧28 Meter langen Geſchoſſe (Panzergranate) kommt ein Gewicht von 928 Kilogramm zu. Es erhält durch die Pulverladung von 330 Kilogramm eine Anfangsgeſchwindigkeit von 550 Meter und eine lebendige Kraft von rund 14.400 Metertonnen. Die mit einem dieſer Geſchütze angeſtellten Verſuche ergaben aber, bei Verwendung einer 1050 Kilogramm ſchweren Panzergranate und einer Ladung von 384 Kilogramm, eine Anfangsgeſchwindigkeit von 579 Meter und eine lebendige Kraft von rund 18.000 Metertonnen.
Kann ſich der Leſer von dieſer Kraft eine zutreffende Vorſtellung machen? Ein Fachmann hat ausgerechnet, daß es ſich hier um eine Kraftäußerung handelt, von welcher man vergleichsweiſe einen Maßſtab erhält, wenn man bedenkt, daß die »Italia« 13.500 Tonnen wiegt, die Arbeitskraft des Geſchoſſes alſo hinreichen würde, außer dieſem Schiffe auch noch 4500 Tonnen einen Meter hoch zu heben. »Oder wenn ein Menſch die gleiche Arbeitskraft wie das Geſchoß beſäße, ſo würde er die elf Panzerkanonenboote und die beiden Panzerdeckſchiffe »Bremſe« und »Brummer« der deutſchen Marine in die eine Hand, in die andere Hand die Panzercorvette »Hanſa« nehmen, und ſich in die letztere noch ein halbes Dutzend Torpedoboote mit ihrem Diviſionsboote dazu packen laſſen können und dann Alles einen Meter hoch heben!
Das beigegebene Vollbild veranſchaulicht den Transport dieſes Rieſen- geſchützes. Derſelbe erfolgte auf einem ſpeciell zu dieſem Zwecke gebauten Vehikel, zwei einzelnen achtachſigen Wagen, welche durch einen Längsträger verbunden ſind. Der letztere ruht, mit ſeinen Enden um je ein Pivot drehbar, auf der Mitte der beiden Wagen, deren Plattform wieder vorn und hinten drehbar auf je zwei einachſigen Geſtellen ruht. Das durch den großen Träger verbundene Fahrzeug hat mithin 16 Achſen mit 32 Rädern und eine Geſammtlänge von 22‧7 Meter, ſeine Tragfähigkeit beträgt 126 Tonnen, ſein Eigengewicht 97‧3 Tonnen, ſo daß der mit dem Geſchützrohre beladene Wagen ein Geſammtgewicht von rund 223 Tonnen hat. Die Geſchütze wurden ſeinerzeit über die Gotthardbahn ihrem Be- ſtimmungsorte zugeführt und ſich hierbei keinerlei Zwiſchenfall ereignet.
Während man ſich noch vor wenigen Jahren in der Größe des Calibers zu überbieten ſuchte, haben jetzt, veranlaßt durch das Verfahren Krupp's, ganz andere Grundſätze die Oberhand gewonnen. Das Caliber iſt kleiner, dagegen die Rohrlänge immer größer geworden. Der Zweck dieſer Anordnung iſt der, daß man die Geſchoſſe länger, alſo ſchwerer machen kann, daß das Pulver längere Zeit auf die Geſchoſſe einwirkt und daß eben des geringeren Seelendurchmeſſers wegen, unbedenklich ſtärkere Ladungen angewendet werden können. Letztere beide Umſtände wirken nun wieder auf die Anfangsgeſchwindigkeit des Geſchoſſes und damit auf die Durchſchlagskraft desſelben ein. Während die Armſtrong'ſchen 100 Tonnen- Geſchütze von 45 Centimeter Caliber noch eine Anfangsgeſchwindigkeit von rund 500 Meter erzielten, erreichen die modernen Krupp'ſchen Schiffsgeſchütze eine
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Das Geſchützweſen.
waren vier dieſer Geſchütze fertig. Ihre Länge beträgt 14 Meter, das Rohr wiegt
121 Tonnen; dem 1‧28 Meter langen Geſchoſſe (Panzergranate) kommt ein Gewicht
von 928 Kilogramm zu. Es erhält durch die Pulverladung von 330 Kilogramm
eine Anfangsgeſchwindigkeit von 550 Meter und eine lebendige Kraft von rund
14.400 Metertonnen. Die mit einem dieſer Geſchütze angeſtellten Verſuche ergaben
aber, bei Verwendung einer 1050 Kilogramm ſchweren Panzergranate und einer
Ladung von 384 Kilogramm, eine Anfangsgeſchwindigkeit von 579 Meter und
eine lebendige Kraft von rund 18.000 Metertonnen.
Kann ſich der Leſer von dieſer Kraft eine zutreffende Vorſtellung machen?
Ein Fachmann hat ausgerechnet, daß es ſich hier um eine Kraftäußerung handelt,
von welcher man vergleichsweiſe einen Maßſtab erhält, wenn man bedenkt, daß
die »Italia« 13.500 Tonnen wiegt, die Arbeitskraft des Geſchoſſes alſo hinreichen
würde, außer dieſem Schiffe auch noch 4500 Tonnen einen Meter hoch zu heben.
»Oder wenn ein Menſch die gleiche Arbeitskraft wie das Geſchoß beſäße, ſo würde
er die elf Panzerkanonenboote und die beiden Panzerdeckſchiffe »Bremſe« und
»Brummer« der deutſchen Marine in die eine Hand, in die andere Hand die
Panzercorvette »Hanſa« nehmen, und ſich in die letztere noch ein halbes Dutzend
Torpedoboote mit ihrem Diviſionsboote dazu packen laſſen können und dann Alles
einen Meter hoch heben!
Das beigegebene Vollbild veranſchaulicht den Transport dieſes Rieſen-
geſchützes. Derſelbe erfolgte auf einem ſpeciell zu dieſem Zwecke gebauten Vehikel,
zwei einzelnen achtachſigen Wagen, welche durch einen Längsträger verbunden
ſind. Der letztere ruht, mit ſeinen Enden um je ein Pivot drehbar, auf der Mitte
der beiden Wagen, deren Plattform wieder vorn und hinten drehbar auf je zwei
einachſigen Geſtellen ruht. Das durch den großen Träger verbundene Fahrzeug
hat mithin 16 Achſen mit 32 Rädern und eine Geſammtlänge von 22‧7 Meter,
ſeine Tragfähigkeit beträgt 126 Tonnen, ſein Eigengewicht 97‧3 Tonnen, ſo daß
der mit dem Geſchützrohre beladene Wagen ein Geſammtgewicht von rund
223 Tonnen hat. Die Geſchütze wurden ſeinerzeit über die Gotthardbahn ihrem Be-
ſtimmungsorte zugeführt und ſich hierbei keinerlei Zwiſchenfall ereignet.
Während man ſich noch vor wenigen Jahren in der Größe des Calibers
zu überbieten ſuchte, haben jetzt, veranlaßt durch das Verfahren Krupp's, ganz
andere Grundſätze die Oberhand gewonnen. Das Caliber iſt kleiner, dagegen die
Rohrlänge immer größer geworden. Der Zweck dieſer Anordnung iſt der, daß man
die Geſchoſſe länger, alſo ſchwerer machen kann, daß das Pulver längere Zeit auf
die Geſchoſſe einwirkt und daß eben des geringeren Seelendurchmeſſers wegen,
unbedenklich ſtärkere Ladungen angewendet werden können. Letztere beide Umſtände
wirken nun wieder auf die Anfangsgeſchwindigkeit des Geſchoſſes und damit auf
die Durchſchlagskraft desſelben ein. Während die Armſtrong'ſchen 100 Tonnen-
Geſchütze von 45 Centimeter Caliber noch eine Anfangsgeſchwindigkeit von rund
500 Meter erzielten, erreichen die modernen Krupp'ſchen Schiffsgeſchütze eine
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/789>, abgerufen am 23.11.2024.
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